Mehr Speed?

Unitymedia stellt Speedtest Plus vor

Der Kabel-TV-Anbieter Unitymedia möchte seinen Kunden sein Internetangebot transparenter machen. Wie schnell ist der Anschluss wirklich? Was muss beachtet werden?
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Den Speedtest von Unitymedia können auch Nicht-Unity-Media Kunden aufrufen. Sie testen dann ihren eigenen Anbieter. Den Speedtest von Unitymedia können auch Nicht-Unity-Media Kunden aufrufen. Sie testen dann ihren eigenen Anbieter.
Screenshot Teltarif.de
Bei Internet über Kabel-TV-Anbieter hört man immer wieder Klagen, dass die erziel­baren Internet-Geschwin­dig­keiten zur abend­li­chen "Haupt­sen­de­zeit" zusam­men­brä­chen. Diese Klagen sind oft sehr gut nach­voll­ziehbar. Als das Kabel­fern­sehen "erfunden" wurde, ging es um die einsei­tige Vertei­lung von analogen TV- und Radio-Programmen. Digital kam erst später und Funk­tionen wie bidi­rek­tio­nales Internet oder Tele­fonie mussten erst einmal "aufge­propft" werden, dazu wurde der DOCSIS-Stan­dard erfunden.

Weil schlechte Daten-Raten nicht gut fürs Geschäft sind, sind die Kabel-TV-Anbieter dabei, ihre "Cluster" zu verklei­nern, d.h. die Verteil­punkte, ab denen das Signal zum Kunden geleitet wird, so "nahe" wie möglich an den Kunden zu bringen und weniger Nutzer in einem Cluster zu haben.

Vergleich­bare Test­ver­fahren

Um nach­voll­ziehen zu können, wie das "Inter­net­er­lebnis" ist, sind vergleich­bare Test­ver­fahren sinn­voll. Der Kabel-TV-Netz­be­treiber Unity­media möchte seinen Kunden ein trans­pa­rentes Bild über ihr Inter­net­er­lebnis aufzu­zeigen und hat daher den "Speed­test Plus" entwi­ckelt. Nach Angaben des Unter­neh­mens bietet er Unity­media-Kunden ein "zwei­stu­figes Mess­ver­fahren" und erwei­tert das Vorgän­ger­mo­dell um viele neue Para­meter und indi­vi­du­elle Hilfe­stel­lungen. Er ist im Netz auf der Web-Seite http://speedtest.vodafone.de abrufbar. Dazu muss man kein Unity­media- oder Kabel­Deutsch­land/Voda­fone-Kunde sein.

Wer misst, misst ...

Den Speedtest von Unitymedia können auch Nicht-Unity-Media Kunden aufrufen. Sie testen dann ihren eigenen Anbieter. Den Speedtest von Unitymedia können auch Nicht-Unity-Media Kunden aufrufen. Sie testen dann ihren eigenen Anbieter.
Screenshot Teltarif.de
Wir haben diese Seite einmal von einem Telekom (Hybrid) Fest­netz-Anschluss und von einem Handy im Telekom Mobil­funk­netz aufge­rufen und mit der bekannten App speed­test.net der Firma Ookla vergli­chen. Die erzielten Werte stimmten ziem­lich genau überein. Aller­dings war auch ein "Ausreißer", der uns eine Down­load-Geschwin­dig­keit von 227 MB/s im Down­load zeigte. Es empfiehlt sich daher, mehrere Messungen nach­ein­ander durch­zu­führen.

Alle drei Sekunden werde der Unity­media-Speed­test ausge­löst, rechnet das Unter­nehmen vor. Pro Monat testen mehr als 750.000 Unity­media-Kunden (und sicher auch einige, die dort keine Kunden sind) die von ihnen gebuchte Internet-Geschwin­dig­keit.

Dabei spie­gelt so ein Mess­ergebnis oftmals nur eine knappe Moment­auf­nahme dessen wider, was sich im Heim­netz­werk wirk­lich abspielt. Etliche Faktoren und deren Zusam­men­spiel, beein­flussen das Gesamt­ergebnis jedes Kunden unter­schied­lich. Wird die Geschwin­dig­keits­mes­sung beispiels­weise über WLAN, anstatt über das Netz­werk­kabel durch­ge­führt, oder sind zum Zeit­punkt der Messung gleich mehrere mobile Endge­räte aktiv mit dem Router verbunden, so wird das Test­ergebnis schnell verzerrt.

Um auch jene unsicht­baren Faktoren zu beleuchten, die durch gängige Analy­se­tools nicht erfasst würden und Unity­media-Kunden ein trans­pa­rentes Bild über ihr Inter­net­er­lebnis aufzu­zeigen, wurde der "Speed­test Plus" entwi­ckelt. Das zwei­stu­fige Test­ver­fahren sei das erste seiner Art, teilt das Unter­nehmen mit. Der "Speed­test Plus" sei Teil der Kunden­zen­trie­rungs­in­itia­tive "New Wave", die das Unter­nehmen seit Mitte letzten Jahres ange­schoben hat.

So funk­tio­niert Speed­test Plus

So soll das zweistufige Messverfahren von Unitymedia im Prinzip funktionieren. So soll das zweistufige Messverfahren von Unitymedia im Prinzip funktionieren.
Grafik: Unitymedia
In der ersten Stufe misst der Speed­test Plus die Geschwin­dig­keit zwischen dem Unity­media-Server und dem Endgerät des Nutzers. Weicht das Ergebnis vom gebuchten Tarif ab, so wird der Test in der zweiten Stufe fort­ge­führt. Hier wird die Anbin­dung zwischen dem Unity­media Speed­test Server und dem Modem geprüft. Das Ergebnis zeigt an, ob die gebuchte Band­breite aus dem Unity­media-Netz vom Modem abge­rufen werden kann. Dadurch wird ermit­telt, ob eine Band­breiten-Einschrän­kung vorliegt. Unity­media-Kunden sollen so ein "trans­pa­rentes Bild" über die zur Verfü­gung stehenden Kapa­zi­täten erhalten.

Mithilfe von "Tool­tipps" können sie zudem ihr Heim­netz­werk opti­mieren und Einschrän­kungen eigen­ständig besei­tigen.

Die Kunden­zen­trie­rungs­in­itia­tive New Wave

Durch die soge­nannte "Kunden­zen­trie­rungs­in­itia­tive New Wave" wurden bis Ende 2018 bei über 500.000 Bestands­kunden die Inter­net­an­schlüsse kostenlos auf die Grund­ge­schwin­dig­keit von 30 MBit/s im Down­load beschleu­nigt, bei über 300.000 Bestands­kunden wurden ältere, nicht mehr aktu­elle Endge­räte durch neue ersetzt und leis­tungs­starke "Booster" und "Repeater" für eine opti­male WLAN-Verfüg­bar­keit zuhause einge­führt. Mit Speed­test Plus möchte das Unter­nehmen für mehr Trans­pa­renz im Kunden­ser­vice sorgen.

Was der Kunde zu Hause tun kann

Wer Bedenken hat, ob sein heimi­scher Internet-Anschluss "schnell genug" ist, sollte - egal ob Kabel-TV oder klas­si­sches Internet per DSL, Hybrid oder Glas­faser - seinen Laptop oder PC möglichst über ein LAN-Kabel direkt an den Router anschließen. Das kann in Einzel­fällen "lästig" bis "unmög­lich" sein, ist aber zum Test notwendig, um zuschauen, welche Geschwin­dig­keiten der eigent­liche Anschluss "wirk­lich" liefern kann. Sind diese wie erwartet (und gebucht), muss die weitere Signal­ver­tei­lung im Haus über­prüft werden. Ist bereits dort die Leis­tung zu gering, muss der Anbieter kontak­tiert werden.

Wo immer möglich sollten Internet-Verbrau­cher per LAN-Kabel ange­schlossen werden, beispiels­weise Media-Receiver für das Internet-Fern­sehen, aber auch PCs, an denen oft gear­beitet und größere Daten­mengen bewegt werden müssen.

Wo WLAN unver­meid­lich ist, sollten alle Geräte, die das unter­stützen, auf das 5-GHz-Band umge­schaltet werden. Dieses ist nicht so stark belegt und liefert höhere Band­breiten, aller­dings ist die Reich­weite bei 5 GHz deut­lich geringer. Mit einer kostenlos App wie dem WiFi Analyzer (für Android) kann man sich die Kanal­be­le­gung der WLAN-Frequenzen auf 2,4 GHz (oder 5 GHz) anschauen.

Erschre­cken Sie nicht, wie "voll" diese Kanäle oft sind. Viel­leicht gibt es auch noch "freie" Kanäle. Dann kann man sein WLAN (sofern es das nicht auto­ma­tisch hinbe­kommt), manuell auf einen freien Kanal "verschieben".

Eins sollte klar sein: Wer die Seite spee­dest.unity­media.de aufruft, misst damit seinen aktu­ellen Inter­net­an­schluss beim aktuell gebuchten Anbieter. Wie schnell ein Unity­media-Kabel-TV-Anschluss an dieser Stelle (sofern tech­nisch über­haupt möglich) wäre, sagt der Test nicht.

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