Verwirrend

1&1: connect-Testsieger-Werbung ist irreführend

Das OLG Hamburg stufte eine 1&1-Werbung mit der Aussage "bei 1&1 gibt's das beste Netz" aus mehreren Gründen als irreführend und somit wettbewerbswidrig ein.
Von Marie-Anne Winter

Ein starker Router ist kein bestes Netz Ein starker Router ist kein bestes Netz
Yann Poirier - Fotolia.com
Im Telekommunikationsmarkt wird mit harten Bandagen gekämpft - dabei gerät auch immer wieder Werbung ins Visier, mit der die jeweiligen Anbieter Kunden überzeugen wollen. Auch wenn eigentlich jeder weiß, dass Werbeaussagen nur bedingt zu glauben ist. Weil kein Anbieter damit wirbt, der Zweit- oder gar nur Drittbeste zu sein, gibt es jedoch auch Behauptungen, die Kunden in die Irre führen und deshalb wettbewerbswidrig sind. Als eine solche stufte nun das Oberlandesgericht Hamburg die connect-Testsieger-Werbung von 1&1 aus dem Jahre 2016 ein (Az.: 3 U 253/16).

Wie die Kanzlei Dr. Bahr berichtet, hatte 1&1 die Testergebnisse in der Zeitschrift connect im Jahr 2016 genutzt, um mit der Aussage "Bei 1&1 gibt's das beste Netz" zu werben. Genau diese Aussage sieht das Hamburger Gericht nun als irreführend an. Der zugrundeliegende Test von connect sei nicht direkt am Netz-Anschluss vorgenommen worden, sondern vielmehr am jeweiligen Router. Und jeweils nach dem genutzten Router komme es zu unterschiedlichen Leitungsqualitäten.

Ein Router ist kein "bestes Netz"

Ein starker Router ist kein bestes Netz Ein starker Router ist kein bestes Netz
Yann Poirier - Fotolia.com
Die von der Zeitschrift connect vorgenommene Prüfung beziehe sich ausschließlich auf Leitungen, an denen der 1&1 Homeserver zum Einsatz kam, ein Router, der auf der FRITZ!Box 7490 basiert. Die Beklagte biete aber auch Varianten an, bei denen anstatt dieser FRITZ!Box ein Kabelmodem [gemeint ist wohl ein DSL-Modem ohne WLAN-Hotspot, Anm. d. Red.] oder ein einfaches WLAN-Modem eingesetzt werde. Hier erhalte der Kunde eine deutlich geringere Leitungsqualität.

Durch die Art und Bildabfolge der Werbung gehe der Betrachter davon aus, dass das im Anschluss an das Testergebnis präsentierte Produkt genau das sei, was überprüft worden sei. Dies sei jedoch gerade nicht der Fall. Das beworbene Produkt zu einem Preis von 9,99 Euro pro Monat enthalte diesen 1&1 Homeserver gar nicht und weise deshalb eine geringere Leitungsqualität auf. Dadurch werde der Betrachter in die Irre geführt. Denn er erwarte nicht, dass er kostenpflichtige Leistungen hinzubuchen müsse, um das Produkt zu erhalten, das Gegenstand des in der Werbung erwähnten Tests war.

Dazu kommt, dass der Testsieg von 1&1 auf Umständen beruhe, die außerhalb des Netzes lägen, vor allem auf den unterschiedlich eingesetzten Routern. Die Richter befanden, dass allein der Einsatz eines leistungsstarken Routers nicht für die Behauptung genutzt werden könne, man verfüge über ein besseres oder gar bestes Festnetz. Zumal 1&1 in unzulässiger Weise behaupte, über ein eigenes Festnetz zu verfügen.

In einer Hintergrundartikel erfahren Sie, wie der Testsieg von 1&1 in diesem Jahr zustande kam. Und auch diesen Test verwendet 1&1 zu einem Angriff auf die Telekom.

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