Telekom kündigt VDSL-Anschlüsse wegen Ausbau der Wettbewerber
Telekom-Kunden bekommen teilweise die Kündigung
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Die Deutsche Telekom kündigt eigenen VDSL-Kunden die Anschlüsse.
Der Grund ist dabei nicht die seit Jahren laufende Umstellung auf All-IP, sondern
die Einführung von schnelleren VDSL-Anschlüssen auf Basis von VDSL Vectoring.
Diese werden in den betreffenden Gebieten von den Wettbewerbern ausgebaut.
Technisch und regulatorisch ist die Telekom damit nicht mehr in der Lage, eigene Anschlüsse
auf VDSL-Basis anzubieten. Auch andere Anbieter werden ihren Kunden kündigen müssen.
Der technische Hintergrund
Telekom-Kunden bekommen teilweise die Kündigung
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In den konkreten Fällen wird VDSL der Telekom offenbar über einen VDSL-Port in
einer Vermittlungsstelle der Telekom realisiert. Im Umkreis dieser Vermittlungsstellen war VDSL bislang nur durch diese Versorgung möglich, während in der Fläche die grauen Kästen
auf dem Bürgersteig aufgerüstet werden. Nun sollen aber auch diese sogenannten Nahbereiche
der Vermittlungsstellen mit VDSL aus dem Kabelverzweiger ausgerüstet werden. Den Zuschlag dafür hat
in weiten Teilen des Landes die Deutsche Telekom nach einem zwei Jahre währenden Prozess bekommen.
Doch es gibt Ausnahmen: Dort wo Mitbewerber unter festgelegten Regeln deutlich mehr als die Telekom ausgebaut haben, bekommen die Wettbewerber das Recht, VDSL Vectoring mit bis zu 100 MBit/s auszubauen. Technisch und regulatorisch ist es nicht zulässig, dass ein zweiter Anbieter eigene VDSL-Technik aufbaut. Mehr noch: Bereits installierte Technik muss sogar abgebaut werden. teltarif.de hatte exklusiv berichtet, in welchen Gebieten die Wettbewerber das Recht haben, die Netze auszubauen.
Telekom verweist VDSL-Kunden auf ADSL
Die Telekom greift in den wenigen Gebieten, die sie verloren hat, offenbar zu harten Mitteln. Uns liegt ein Telekom-Schreiben an einen Kunden in Niedersachsen vor, dem die Telekom zum Ende der aktuellen Vertragslaufzeit den Anschluss mit dem Call & Surf Comfort IP Speed kündigt. Dabei verweist sie auf die wenigen Gebiete, in denen der Telekom ein Netzausbau nicht möglich sei. Der Kunde wird in dem uns vorliegenden Schreiben gebeten, sich an die Telekom zu wenden und einen klassischen DSL-Anschluss zu bestellen.
Telekom könnte Vorleistung beim Wettbewerber einkaufen
Es ist unverständlich, warum die Telekom den Kunden zu einer Kündigung oder einem Tarifdowngrade zwingt. Denn alternativ hätte sie auch die Möglichkeit, eine VDSL-Vorleistung bei ihrem Wettbewerber einzukaufen und unter eigenem Namen zu vermarkten. Allerdings gibt es zumindest offiziell mit der EWE Tel, die in Niedersachsen zahlreiche Vermittlungsstellen entsprechend erschließen darf, noch keine Vereinbarung darüber.
Unklar ist, wie viele Kunden von einer solchen Kündigung derzeit betroffen sind. Die betroffenen Kunden sollten jedoch darüber schriftlich informiert werden. Diese sollten sich dann auch Gedanken machen, ob Sie einem Downgrade auf einen klassischen DSL-Anschluss mittragen wollen, oder den Anbieter wechseln. Mindestens über TV-Kabel-Netze oder die alternativen Anbieter vor Ort sollten zumindest mittelfristig schnelle Leitungen möglich sein.
Auch andere Anbieter dürften Leitungen kündigen
Die Telekom-VDSL-Leitungen werden auch von anderen Providern unter eigenem Namen vermarktet. Es ist zu vermuten, dass diese zumindest in Teilen ebenfalls die Anschlüsse kündigen wird, wenn sie keine anderen Einkaufsmöglichkeiten haben.
Auch jene Netzbetreiber, die eigene VDSL-Technik in Telekom-Ausbaugebieten aufgebaut haben, müssen ihre Technik abbauen. Das kann ebenfalls zu Kündigungen führen, sofern diese Netzbetreiber nicht künftig Leistungen bei der Telekom einkaufen.
Es gibt nicht nur VDSL
Es muss nicht unbedingt VDSL sein, wenn es ein schneller Internetanschluss sein soll. Welche verschiedenen Breitband-Leitungen es generell gibt, haben wir für Sie zusammengestellt.