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Vectoring-Liste: 92 Anbieter haben bereits VDSL Vectoring ausgebaut

Zwar bauen zahlreiche Anbieter VDSL Vectoring aus, doch den Großteil des Ausbaus stemmt die Telekom. Fast 85 Prozent der als ausgebaut gemeldeten Verteilerkästen werden durch die Telekom versorgt.
Von Thorsten Neuhetzki

Der Ausbau von VDSL Vectoring erfolgt weitgehend durch die Telekom Der Ausbau von VDSL Vectoring erfolgt weitgehend durch die Telekom
Foto: Telekom
"Rosinenpicken", "Ausbaublockade", "Parallelausbau" - die Deutsche Telekom muss sich eine Menge Vorwürfe von ihren Wettbewerbern gefallen lassen. Dabei geht es - ganz klar - um den Breitband­ausbau in Deutschland und vor allem um den Ausbau mit VDSL Vectoring. Die Wettbewerber monieren einerseits, dass die Telekom einzelne Kabelverzweiger (Kvz) blockiert und nicht ausbaut, bauen andererseits selbst aber auch vergleichsweise wenige dieser Verteilerkästen aus. teltarif.de hat einen Blick in interne Unterlagen werfen können. Aus diesen geht hervor: Fast mehr als 84 Prozent des bereits erfolgten Vectoring-Ausbaus ist in Deutschland durch die Telekom erfolgt.

Allerdings haben viele Anbieter auch ein anderes Credo: Sie wollen Glasfasernetze bis zum Kunden bauen. Und: Viele lokale und regionale Anbieter bewerben sich um Fördergelder oder nehmen an Ausbauprojekten teil, die von Bund, Land oder Kommune gefördert werden. Es gilt jedoch der Grundsatz: Wo gefördert wird, gibt es kein Vectoring. Das bedeutet, dass die Wettbewerber deutlich mehr als die übrig gebliebenen 16 Prozent mit Breitband-Internet erschlossen haben dürften - allerdings nicht mit VDSL Vectoring, sondern "nur" mit VDSL, was für den Kunden bedeutet, dass er mit bis zu 50 statt mit bis zu 100 MBit/s surfen kann. Auch in den alten "T-Home-Städten", in denen die Telekom einst mit dem VDSL-Ausbau begonnen hatte, gibt es oftmals noch kein Vectoring. Allerdings beginnt auch hier inzwischen der Ausbau.

Die Zahlen im Einzelnen

Der Ausbau von VDSL Vectoring erfolgt weitgehend durch die Telekom Der Ausbau von VDSL Vectoring erfolgt weitgehend durch die Telekom
Foto: Telekom
Die Telekom hatte mit Stand vom 20. Dezember 2016 in Deutschland den uns vorliegenden Unterlagen zufolge 75 935 Kabelverzweiger mit VDSL Vectoring versorgt. Dabei sind in dieser Liste nur jene Verteilerschränke erfasst, bei denen der Ausbau abgeschlossen ist bzw. der Ausbauabschluss an die Bundesnetzagentur gemeldet wurde. Inzwischen dürften hier noch einige Kvz hinzugekommen sein, da die Telekom gerade in den vergangenen Wochen massive Frei­schaltungs­maßnahmen vorgenommen hat. Jene Kabelverzweiger, die die Telekom erschlossen hat, stehen übrigens auch Kunden anderer Anbieter wie 1&1, Vodafone oder o2 zur Verfügung, da diese Anbieter bei der Telekom Vorleistungen einkaufen. Bei Wettbewerbern werden derzeit nur selten Leitungen für die Weitervermarktung gebucht.

91 Wettbewerber bauen aus, aber viele nur mit wenigen Kvz

Insgesamt waren laut Ausbauliste in Deutschland zum Stichtag 90 138 Kabelverzweiger von allen Netzbetreibern zusammen mit Vectoring versorgt. Es sind also 14 203 Kvz von anderen Netzbetreibern erschlossen worden. Die größten Wettbewerber sind dabei NetCologne und EWE samt ihrer Marken nordcom, osnatel und teleos. Diese beiden Unternehmen haben zusammen 6358 der mehr als 14 203 Wettbewerber-Kvz ausgebaut. Das bedeutet im Umkehrschluss auch, das zahlreiche Anbieter nur eine handvoll Kvz erschlossen haben. Insgesamt führt die uns vorliegende Liste inklusive der bereits genannten Anbieter 92 Firmen auf, 24 von ihnen jedoch nur mit einer einstelligen Anzahl an Kabelverzweigern, in denen Vectoring bereits in Betrieb ist. Einige von ihnen nutzen Vectoring offenbar auch als Ergänzung zu ihren eigenen Glasfaserausbau-Projekten. Über diese gibt es in der uns vorliegenden Vectoring-Ausbauliste ebenso wenige Informationen wie über nur mit VDSL erschlossene Kvz. Auch gibt die Liste leider keinen Aufschluss darüber, ob und welche Kvz möglicherweise von der Telekom oder anderen Anbietern aufgrund des unwirtschaftlichen Ausbaus ausgespart werden.

Deutschlandweit gibt es etwa 330 000 Kabelverzweiger, ein Teil davon im Nahbereich der Vermittlungsstellen. Insgesamt ist derzeit weniger als ein Drittel der Kabelverzweiger mit Vectoring ausgestattet.

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