Glasfasernetz

1&1-Mutter United Internet will Versatel samt Glasfasernetz übernehmen

Überraschung auf dem Festnetzmarkt: Die 1&1-Muttergesellschaft United Internet übernimmt den Business-Carrier Versatel. Versatel verfügt über ein umfangreiches eigenes Glasfasernetz in Deutschland. 1&1 will einen Teil seiner Kunden künftig über Versatel anbinden.
Von Thorsten Neuhetzki

Versatel wird von United Internet übernommen Versatel wird von United Internet übernommen
Foto: Versatel
Die Muttergesellschaft des Providers 1&1, United Internet, hat sich nach eigenen Angaben heute mit der Private Equity Gesellschaft KKR darauf geeinigt, die noch ausstehenden Anteile an dem Glasfaser-Netzbetreiber Versatel zu übernehmen. Dieser noch ausstehende Anteil beträgt immerhin 74,9 Prozent. United Internet ist bereits seit Ende 2012 mit 25,1 Prozent mittelbar an Versatel beteiligt. Für die ausstehenden Anteile zahlt United Internet 586 Millionen Euro in bar. Die Finanzierung des Kaufpreises sowie die Ablösung der in der Versatel Gruppe bestehenden Nettobankverbindlichkeiten in Höhe von EUR 361 Mio. erfolgt aus neuen Krediten. Versatel wird von United Internet übernommen Versatel wird von United Internet übernommen
Foto: Versatel

Mit der Übernahme von Versatel erhält United Internet Zugriff auf das mit rund 37 000 km Länge zweitgrößte deutsche Glasfasernetz. Es ist in 226 Städten verfügbar, darunter 19 der 25 größten deutschen Städte. An das Versatel-Glasfasernetz sind über 5 000 Firmen und Institutionen direkt angeschlossen. Zusätzlich betreibt Versatel etwa 440 000 ADSL- und SDSL-Anschlüsse, wodurch die Anzahl der DSL-Kunden in der United-Internet-Gruppe auf insgesamt 4,12 Millionen steigt. Damit stärkt United Internet seine Marktposition als zweitgrößter deutscher DSL-Anbieter nach der Deutschen Telekom (12,36 Millionen Breitbandanschlüsse).

Marke Versatel soll erhalten bleiben

Das Glasfaser-Netz von Versatel Das Glasfaser-Netz von Versatel
Grafik: Versatel
Das Versatel-Management soll das Unternehmen weiterhin eigenständig führen. Die Marke Versatel bleibe erhalten teilte United Internet mit und auch das B2B-Geschäft soll weiter ausgebaut werden. Zusätzlich sollen Firmenkunden zukünftig auch über die Marke 1&1 gewonnen werden. Die Marke habe aus Sicht von United aufgrund einer langjährigen Marktführerschaft im Webhosting eine starke Stellung bei mittelständischen Firmen und Freiberuflern. Aus dem Privatkundengeschäft hatte sich Versatel bereits weitgehend verabschiedet und nur noch Bestandskunden angebunden.

Doch auch für Privatkunden plant United Internet Änderungen: Versatel soll durch seine vorhandenen Kollokationen in Zukunft DSL-Vorleistungen für United Internet realisieren. Dadurch könnte beispielsweise der Bitstream-Anteil an Telekom-Vorleistungen zurückgefahren werden. United Internet rechnet dadurch mit Ersparnissen von 55 Millionen Euro jährlich. Die dafür bis 2019 vorgesehenen Investitionen, insbesondere für den Ausbau der Versatel DSL-Infrastruktur, werden voraussichtlich insgesamt etwa 145 Millionen Euro betragen. Die Übernahme soll im Oktober vollzogen werden. Sie steht aber noch unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch die Kartellbehörden.

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