Media Broadcast

Media Broadcast hat Versteigerung von UKW-Anlagen gestartet

Media Broadcast will bis zum 30. Juni 2018 etwa 1000 UKW-Antennen und rund 1400 UKW-Sender verkauft oder versteigert haben. Diese werden seit 27. November 2017 in einer offenen eAuktion angeboten – teils zu überhöhten Preisen, wie es Marktbeobachter formulieren.
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Die UKW-Anlagen werden versteigert, unter anderem am Berliner Fernsehturm. Die UKW-Anlagen werden versteigert, unter anderem am Berliner Fernsehturm.
Foto: Media Broadcast
Ist es eine Trennung von "altem Eisen"? Der Netzbetreiber Media Broadcast steigt aus der UKW-Verbreitung aus und will bis zum 30. Juni 2018 etwa 1 000 seiner UKW-Antennen und rund 1 400 UKW-Sender verkauft oder versteigert haben. Der Großteil der Anlagen wird seit 27. November 2017 in einer offenen eAuktion angeboten. Media Broadcast hat die Newtron AG beauftragt, die Online-Auktionsplattform bereitzustellen. Das Unternehmen ist Anbieter von webbasierten Lösungen zur Optimierung der Geschäftsbeziehungen zwischen Lieferanten und einkaufenden Unternehmen.

Trotz Digitalisierung: UKW für die meisten Veranstalter alternativlos

Die UKW-Anlagen werden versteigert, unter anderem am Berliner Fernsehturm. Die UKW-Anlagen werden versteigert, unter anderem am Berliner Fernsehturm.
Foto: Media Broadcast
Das Verfahren ist für Außenstehende nicht transparent, es sind jedoch einige Details ans Tageslicht gerückt: Bereits vor Start der Auktion soll Media Broadcast rund ein Drittel der UKW-Anlagen direkt verkauft haben, zumeist an bisherige Konkurrenten wie Divicon Media oder Uplink. Kaufinteressenten waren aber auch Unternehmen wie die Bayerische Medien Technik (BMT) oder vereinzelt auch die Hörfunkanbieter selbst.

Der bisher nicht verkaufte Großteil der Sendeanlagen kommt nun unter den Hammer. Experten reden von zum Teil überhöhten Preisen für die zum Teil 30 Jahre alten Anlagen. Ein Marktbeobachter macht gegenüber teltarif.de das sture Festhalten am alten Verbreitungsweg UKW dafür verantwortlich, dass Media Broadcast viele Anlagen am Ende weit über Wert an den Mann bringen könnte. Obwohl digitale Wege wie DAB+ auf dem Vormarsch sind, halten die meisten Hörfunkunternehmen UKW für alternativlos, zumal die Landesmedienanstalten inzwischen UKW-Lizenzen bis 2028 vergeben, und eine Abschaltung des analogen Verbreitungsweges damit de facto vom Tisch ist.

141 500 Euro für eine Antenne

Sahnestücke wie die Anlagen auf dem Berliner Fernsehturm oder dem Frankfurter Europaturm sind besonders teuer. In einer Verkaufsinformation [Link entfernt] nennt Media Broadcast als Exemplar 141 500 Euro für die Antenne und 51 000 Euro für einen UKW-Sender am Standort Nürnberg. Low Power-Sender in ländlicheren Regionen sind etwas günstiger: Für den Exempel-Standort Goslar im Harz verlangt Media Broadcast 15 000 Euro für die Antenne (bei 50 Prozent des Neupreises) und 8 900 Euro für den Sender (30 Prozent des Neupreises). Da die Versteigerung als holländische Auktion mit absteigenden Preisen ausgelegt ist, werde der tatsächliche Erlös allerdings geringer sein, heißt es. Mit den Kosten für Antenne und Sender ist es aber nicht getan: Für den Käufer kommen noch künftige Kosten für Standortmiete, Senderzuführung, Monitoring oder Ersatzteile hinzu.

Experten erwarten dennoch, dass letztlich alle Anlagen ihren Käufer finden werden. Für die Radiobetreiber ist es nämlich existenziell wichtig, dass sich Käufer für die Anlagen finden. Viele vor allem kleine Privatradios wollen bei der Auktion mitmachen und könnten in letzter Instanz die Anlagen selbst erwerben, sollte sich bis dahin kein Käufer gefunden haben. Ihnen bleibt auch gar keine andere Wahl, denn Sendeanlagen, die keinen Käufer finden, will Media Broadcast stilllegen. Das würde im Umkehrschluss bedeuten, dass Programmanbieter ihre Sendungen nicht mehr über UKW ausstrahlen könnten.

Gutachten zu Sendeanlagen erstellt

Zu den auktionierten Infrastrukturen wurden durch einen unabhängigen Sachverständigen Gutachten über den Zustand der Anlagen erstellt. Die Gutachten enthalten alle zugehörigen Komponenten und Anlagenbestandteile der Media Broadcast an den jeweiligen Sendestandorten. Sie wurden laut Netzbetreiber mittels Begehung und Sichtprüfung der Komponenten und Bestandteile der Sendeanlagen vor Ort (inklusive Fotodokumentation von wesentlichen Anlagenteilen) erstellt.

Zusätzlich wird eine Zustandsbewertung der Antennensysteme erstellt mit einer Einschätzung, dass die Antenne mindestens weitere zehn Jahre genutzt werden kann und - falls notwendig - eine Kostenabschätzung für Instandsetzungsmaßnahmen innerhalb einer zehnjährigen Nutzungsdauer, zuzüglich zu üblichen Wartungsarbeiten und Kleinreparaturen.

Der Gutachter ermittelt zudem den Aufwand für die heutige Neuerrichtung durch einen unabhängigen Betreiber / Dienstleister.

Media Broadcast bietet Käufern Serviceverträge an

Obwohl sich Media Broadcast aus dem UKW-Geschäft zurückziehen will, wolle man laut eigenen Angaben die Käufer bei der Wahrnehmung ihrer künftigen Aufgaben unterstützen und bietet entsprechende Serviceverträge an.

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