Ausverkauft

Videoweb: Deutsche Settop-Box ist nicht mehr erhältlich

Die deutsche Settop-Box Videoweb für das Streamen von Mediatheken und Filmen auf den Fernseher ist nicht mehr verfügbar. Die Webseite bietet nur noch Support für Bestandskunden, ein Nachfolger wurde noch nicht angekündigt. Was müssen Nutzer nun beachten?
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Videoweb: Deutsche Settop-Box ist nicht mehr erhältlich Videoweb: Deutsche Settop-Box ist nicht mehr erhältlich
Bild: Videoweb
Die Settop-Box von Videoweb - genannt VideowebTV - kann zur Zeit nicht mehr auf der Webseite des Anbieters bestellt werden. Dort befindet sich nur noch ein Support-Bereich, auf dem Bestandskunden der Box Unterstützung erhalten. Was ist passiert?

Die aktuelle Box ist ausverkauft und Videoweb hat sich noch nicht dazu geäußert, ob ein Nachfolge-Produkt vorbereitet wird. Möglich wäre einerseits, dass der Anbieter vor der übermächtigen Konkurrenz von Google, Amazon und Apple kapituliert hat. Es ist aber auch zu vermuten, dass Videoweb in einigen Monaten ein runderneuertes Produkt auf den Markt bringt. Dazu muss der Hersteller allerdings ein paar Hausaufgaben machen.

Das waren die Vorteile von Videoweb

Videoweb: Deutsche Settop-Box ist nicht mehr erhältlich Videoweb: Deutsche Settop-Box ist nicht mehr erhältlich
Bild: Videoweb
In unserem Wohnzimmer haben wir seit über zwei Jahren eine VideowebTV-Box im Einsatz (großer Vergleichstest) und konnten uns darum mit den Vor- und Nachteilen des Systems vertraut machen. "Für was braucht man im Zeitalter von Smart-TV und Chromecast überhaupt noch so eine Box?", fragten viele Besucher. Doch unter der Haube bot die Box viele Vorteile, die man bei der Konkurrenz vergeblich sucht.

Da ist zum ersten die große Vielfalt an Apps, mit der andere Smart-TV-Anbieter bis heute nicht mithalten können. Interessant war der klare Fokus von Videoweb auf deutsche Mediatheken und Video-Services. Bis heute bietet beispielsweise Samsung für seine Smart-TV-Oberfläche keine Apps für ZDF, RBB oder andere deutsche Mediatheken. Auch wenn für einen Dienst keine Videoweb-App verfügbar war, konnte die VideowebTV-Box schon länger Inhalte von Android- und iOS-Geräten auf den Fernseher streamen - lange bevor Chromecast überhaupt existierte.

Bei einem schwachen oder brüchigen WLAN kann die Box auch am LAN-Anschluss hängen. Und wenn ein Streaming-Anbieter sein Programm in Mehrkanalton ausstrahlt, kann die Box das über einen optischen Audio-Ausgang, Toslink-Kabel und S/PDIF-Passthrough unbearbeitet an den Fernseher oder an die Heimkinoanlage weiterleiten.

Technische Mängel und hoher Preis der ersten Box

VideowebTV-Box mit Tastatur-Fernbedienung VideowebTV-Box mit Tastatur-Fernbedienung
Bild: Videoweb
Ein nicht akzeptabler Mangel der VideowebTV-Box war von Anfang an ihre lange Boot-Zeit. Das Hochfahren dauerte in der Regel zwei bis drei Minuten, nach System-Updates auch länger. Die Oberfläche selbst war in der Anfangszeit recht träge, nach einigen Firmware-Updates wurde das allerdings flotter. Die lange Zeit für das Hochfahren ist aber immer noch ein Problem.

Natürlich hat die Entwicklung und Pflege der Box sicherlich Geld gekostet, aber der ursprüngliche Preis von 149 Euro für VideowebTV war doch recht hoch angesichts der heutigen Preise für ähnliche Lösungen. Mit der Standard-Fernbedienung ist die Box momentan noch bei Amazon für rund 100 Euro erhältlich, zusammen mit der nur schwer bedienbaren Tastatur-Fernbedienung für 140 Euro. Eine Touch-Fernbedienung oder eine Gestensteuerung hat für Videoweb nie existiert. Auf eBay gibt es die Box auch gebraucht für unter 50 Euro.

Was passiert mit Bestandskunden?

Für Bestandskunden sollte sich erst einmal nichts ändern. Die Box kann weiterhin für Video-on-Demand, Mediatheken, Musik-Streaming und Webradio genutzt werden. Nutzer sollten an der Registrierung der Box aktuell lieber nichts ändern, da momentan nicht klar ist, ob die Box noch neu registriert werden kann. Solange das Service-Team aktiv ist, sollte das kein Problem darstellen.

Die Frage ist, was passiert, wenn die TV-Sender das Angebot ihrer Mediatheken umstellen und sich dort beispielsweise die Menü- oder die Linkstruktur ändert. In einigen Jahren kann es also passieren, dass einzelne Apps nicht mehr nutzbar sind, momentan läuft der Videoweb-Service aber unverändert weiter. Wenn Videoweb ein neues Produkt auf Basis der alten Oberfläche entwickelt, können gegebenenfalls auch Nutzer der ersten Box von Updates und neuen Apps profitieren.

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