Vodafone: Mit Beamforming mehr Kapazität und Speed
Der Mobilfunknetzbetreiber Vodafone hat in Deutschland eine "neue" Mobilfunk-Technologie für mehr schnelles Netz auf dem Land gestartet: "Beamforming". Wie das funktioniert, haben wir vor einiger Zeit schon erläutert.
Vom Beamforming sollen zahlreiche Anwohner besonders in ländlichen Regionen profitieren – in den heimischen vier Wänden und unterwegs. Zuhause können Anwohner, die bislang "mit langsamen oder gar nicht verfügbaren DSL-Anschlüssen auf dem digitalen Standstreifen stehen geblieben waren", mit der neuen Technologie und dem dafür vorbereiteten GigaCube-Router von Vodafone mit bis zu 100 Megabit pro Sekunde surfen können, verspricht der Netzbetreiber in einem Beitrag auf seiner Homepage.
Mehr Nutzer gleichzeitig und schneller?
Mit Beamforming sollen Geschwindigkeit und Kapazität um das fünffache steigen, verspricht Vodafone.
Foto: Vodafone
Noch mehr Nutzer sollen gleichzeitig das schnelle LTE-Netz zuverlässig nutzen können – weil die neue Antennentechnik die verfügbaren LTE-Kapazitäten in den ländlichen Gebieten verfünffache, so die These. Vodafone will die Technologie zu Beginn des Jahres in den ersten rund 50 Gemeinden in Deutschland starten. Konkrete Orte und Schalttermine nannte das Unternehmen allerdings noch nicht.
Ein Versuchsbetrieb mit der neuen Technik und speziell angepassten GigaCube-Routern fand im hessischen Langenhain bei Hofheim im Taunus, in etwa nördlich von Frankfurt statt und gab wertvolle Hinweise. Die notwendige Antennen-Technik nebst Controllern und Software kommt vom erfahrenen Systemlieferanten Ericsson.
„Mit schlauen Antennen verbessern wir jetzt gezielt die Netzversorgung auf dem Land – in den Haushalten und auf der Straße. So bringen wir schnelles Internet für mehr Menschen auch außerhalb der Großstädte“, ist Vodafone-CEO Hannes Ametsreiter stolz auf das neue Angebot.
Studie: Datenverkehr verfünffacht sich
Die Datenmengen, die weltweit täglich durch die Mobilfunknetze rauschen, wachsen rasant. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich das Volumen des Datenverkehrs im Mobilfunk um fast 80 Prozent erhöht (nachlesbar auf Englisch im Ericsson Mobility Report). Bis 2024 wird sich demnach der mobile Datenverkehr noch einmal verfünffachen. Damit wachsen auch die Herausforderungen an die Netzversorgung. Denn wenn immer mehr Menschen und Smartphones gleichzeitig mobil surfen, müssen sich auch die Kapazitäten der Mobilfunkmasten erhöhen, um allen Nutzern verlässlich hohe Datenraten bereitzustellen.
Die neue Technologie Beamforming mache das Mobilfunknetz jetzt für diese Herausforderungen bereit, teilte Vodafone mit. Die intelligente Antennentechnik verfünffache die verfügbaren LTE-Kapazitäten eines Mobilfunkmastes. Damit könnten fünfmal mehr Menschen zeitgleich schnell im Netz unterwegs sein.
Wichtige Technologie für 5G
Beamforming sei die erste 5G-Technologie, erklärt Vodafone. Das Mobilfunknetz richte sich damit am Kunden aus. Die Antennentechnik, arbeitet mit bis zu 128 speziell angeordneten winzigen Antennen auf kleinstem Raum. Die einzelnen Antennen sind nicht nur besonders klein, sondern auch "intelligent". Sie kennen immer die beste Luftschnittstelle, um Kunden auf direktem Wege zu erreichen. Das steigert die verfügbaren Geschwindigkeiten für Nutzer im Upload und im Download.
Zeitgleich erhöht das auch die Gesamtkapazitäten, sodass noch mehr Nutzer gleichzeitig vernetzt werden können. Fachleute sprechen von MIMO (Multi-Input - Multi-Output). Durch das raffinierte Verschalten der Einzelantennen entsteht eine steuerbare Richtwirkung, ohne das Antennenelement mechanisch bewegen zu müssen. Mechanik wäre aufwendig und störanfällig, und Antennen sind üblicherweise Wind und Wetter ausgesetzt.
Das Mobilfunknetz, so Vodafone weiter, stelle so für jede Anwendung die benötigten Kapazitäten genau so zur Verfügung, dass sie optimal ausgeführt werden könne. Zukünftig soll Beamforming auch in Stadien und bei Großveranstaltungen zum Einsatz kommen, damit tausende Menschen zeitgleich im Mobilfunk surfen können.
Flaschenhals: Signalanbindung
Flaschenhals der maximal möglichen Datenkapazitäten und Geschwindigkeiten sind dabei die signaltechnische Anbindung des Sendemastes mit dem Vodafone-Kernnetz (Backhaul). Durch die neue Technik werden die Daten auf der Funkstrecke wesentlich effizienter und gezielter verteilt. Abgelegene oder hoch stehende Vodafone-Sendestationen sind oft "nur" per Richtfunk angebunden, da Glasfaser auf den Berg oder bis tief in den Wald extrem teuer selbst zu verlegen wäre oder immer noch teuer von anderen Anbietern (z.B. der Telekom) gemietet werden müssten. Die durch den geplanten Kauf von Unitymedia erworbenen Gigabit-Leitungen liegen nur in bestimmten Wohngebieten, die für Beamforming ausgerüsteten Sendemasten stehen aber oft außerhalb, wo sowohl Strom als auch Signalzuführungen "Mangelware" sind.
Damit die Kunden die neue Geschwindigkeit nutzen können, brauchen sie (neue) Hardware, die Beamforming und MIMO optimal unterstützt. Wir werden uns bei nächster Gelegenheit die Technik in der Praxis anschauen und darüber berichten.