Vodafone: Kündigung später - Abschaltung sofort
Vodafone: Erst ausschalten, dann kündigen. Geschäftskunden mögen das gar nicht.
Foto/Montage: Teltarif Logo: Vodafone
Der Festnetz- und Mobilfunkanbieter Vodafone wird nicht nur von Privatkunden,
sondern auch von Geschäftskunden gerne genutzt. Diese Kunden legen höchsten
Wert auf Stabilität und Zuverlässigkeit und reagieren extrem gereizt, wenn
vertraglich fixierte Dienste von Heute auf Morgen spurlos verschwinden und
niemand Bescheid weiß.
Altes Festnetz-Produkt von Arcor
Vodafone: Erst ausschalten, dann kündigen. Geschäftskunden mögen das gar nicht.
Foto/Montage: Teltarif Logo: Vodafone
Der ehemalige Festnetz-Anbieter Arcor, der später von
Mannesmann ("D2-Privat") - heute Vodafone - übernommen wurde, bot seinen Kunden
ein Produkt mit zusätzlichen Rufnummern auf VoIP-Basis an. Das wurde von
Geschäftskunden gerne genutzt, weil sich darüber elegant Service-Dienstleistungen
oder Hotlines realisieren ließen, ohne einen wesentlich komplexeren (und teureren)
Anlagen-Anschluss mit Durchwahl schalten zu müssen.
Mit Datum vom 20. September 2019 erreichte nun einige Kunden gestern (25.09.) ein Schreiben, worin die Kündigung des Produkts "Arcor Sprache VoIP" zum 31. Oktober 2019 angekündigt wird. Doch offenbar scheint man es bei Vodafone mit den Terminen nicht so genau zu nehmen, denn gestern waren die Nummern schon tot: "Die gewählte Rufnummer ist nicht vergeben", hieß es.
Die Vodafone-Störungsannahme antwortete den reklamierenden Kunden lapidar: Die genannten Rufnummern seien unbekannt und könnten nicht reaktiviert werden. Man weigerte sich, eine Störung aufzunehmen. Einige Kunden wurden an die Vodafone-"Buchhaltung" weiter vermittelt, die natürlich erst Recht nicht helfen konnte.
(K)ein Einzelfall?
Wir haben exemplarisch einen Fall an die Vodafone-Pressestelle weitergeleitet und erhielten dort folgende Antwort:
"Vielen Dank für die Weiterleitung des Kundenanliegens von Herrn Heck (Name geändert). Unser Technischer Kundenservice kontaktiert heute noch Herrn Heck mit dem Ziel, die Erreichbarkeit für alle Rufnummern wiederherzustellen.Es geht hier um ein altes Festnetz-Zusatzprodukt (virtuelle Rufnummernverlängerung), das praktisch niemand in Deutschland mehr nutzt und das deshalb zum 31. Oktober in den Ruhestand verabschiedet wird. Offenbar ist dieses Zusatz-Produkt bei Herrn Heck früher außer Betrieb genommen worden als angekündigt. Dieser bedauerliche Arbeitsfehler eines Mitarbeiters wird jetzt von unserem Kundenservice korrigiert."
Lösung durch Rufumleitung
In der Tat wurden im Fall "Heck" die 10 Rufnummern auf bereits bestehende Rufnummern aus einem regulären Vodafone-Anschluss umgeleitet.
Andere betroffene Kunden, die ihr Rufnummernpaket kurzentschlossen zu einem SIP-Anbieter (z.B. dus.net) umziehen wollten, wurde seitens der aufnehmenden Gesellschaft erklärt, dass diese Rufnummern erst nach dem 31.10.2019 wieder zur Verfügung stehen würden. Für Geschäftskunden kann diese Wartezeit Existenz bedrohend sein. Aktuell wird gerade geklärt, warum diese Portierung so lange dauern soll.
Verdacht auf Straftat?
Ein dritter betroffener Kunde hat Vodafone schriftlich zur sofortigen Wiedereinschaltung aufgefordert (das Schreiben liegt teltarif.de vor), andernfalls werde er gerichtlich prüfen lassen, ob hier der Anfangsverdacht einer Straftat im Sinne von § 317 StGB (Störung öffentlicher Telekommunikationssysteme) vorliegt. Dieser Paragraph stellt das mutwillige oder fahrlässige Außerbetriebsetzen öffentlicher Telekommunikationstechnik unter Strafe.
Uralte Systeme?
Aus informierten Kreisen ist zu hören, dass diese Nummern auf einem sehr alten Arcor-System oder bei einem Drittanbieter aufgesetzt waren, für das es keinerlei technische Unterstützung mehr gibt, möglicherweise ist auch schlicht ein Teil der seit damals verwendeten Hardware ausgefallen. Konkrete Details waren bislang nicht in Erfahrung zu bringen.
Offenbar wird diese Produkt aber von mehr Leuten aktiv genutzt, als es Vodafone je bewusst war. Der alte lateinische Rechts-Grundsatz "pacta sunt servanda", ist in der TK-Welt noch nicht überall angekommen.
Gebuchte Produkte regelmäßig prüfen
Unser Tipp: Prüfen Sie Ihre gebuchte Telekommunikations-Dienstleistungen regelmäßig, seien es zusätzliche MSN-Rufnummern oder (in der Schublade liegende) SIM-Karten. Rufnummern oder Karten, die nicht benötigt werden, sollten vom Kunden proaktiv gekündigt werden, besonders wenn die genauen Kündigungsfristen unbekannt sind. Jeden Schriftverkehr und die dazugehörenden Termine schriftlich festhalten, vielleicht "old school mäßig" auf Papier und als Sicherheitskopie in einem (Cloud-)Backup bei einem zuverlässigen Anbieter.