Im Test: Mobiles Internet im Netz von Vodafone
Auch in diesem Jahr waren wir wieder rund zwei Monate lang in verschiedenen deutschen Regionen unterwegs, um den mobilen Internet-Zugang in den drei deutschen Handynetzen zu testen. Vergangene Woche haben wir bereits über die Ergebnisse berichtet, die wir dabei im Mobilfunknetz der Deutschen Telekom erzielt haben. Nun ist das Vodafone-Netz an der Reihe.
Erneut sei an dieser Stelle der Hinweis erlaubt, dass es sich bei unseren Netztests eher um einen Erfahrungsbericht aus Nutzersicht handelt. So fahren wir nicht gezielt bestimmte Strecken in ganz Deutschland ab, sondern wir testen den mobilen Internet-Zugang immer dort, wo wir ohnehin gerade beruflich oder privat unterwegs sind und Zugriff auf das weltweite Datennetz benötigen.
Zwei Smartphones im Einsatz
Vodafone-Netz im Test
Fotos: Vodafone/teltarif.de, Logo: Vodafone, Montage: teltarif.de
Im Netztest haben wir dieses Mal das Apple iPhone XS Max und das Samsung Galaxy S10+ verwendet. Zudem kamen Vertragskarten von Telekom, Vodafone und o2 zum Einsatz. Auf den SIM-Karten ist jeweils "LTE max" freigeschaltet, sodass die jeweils bestmögliche Performance für den Internet-Zugang zur Verfügung steht. Die Karten wurden wechselweise in beiden Smartphones betrieben.
Wir haben die Tests in diesem Jahr in Baden-Württemberg und Bayern, in Rheinland-Pfalz und im Saarland, in Hessen und Nordrhein-Westfalen sowie in Berlin durchgeführt. Dabei haben wir an allen Mess-Standorten Erfahrungen in allen drei Netzen gesammelt, um die Qualität des Internet-Zugangs auch vergleichen zu können. Nicht zuletzt haben wir auch mobil in Auto und Bahn auf die Funkversorgung geachtet und ausprobiert, wie gut Audio- und Videostreaming möglich ist.
Ländliche Regionen warten oft noch auf LTE
Ähnlich wie bei der Deutschen Telekom konnten wir auch bei Vodafone im Vergleich zum Vorjahr keine größeren Veränderungen bei der LTE-Flächenversorgung feststellen. Allerdings hat die Telekom ländliche Regionen schon deutlich besser erschlossen als der Düsseldorfer Mitbewerber. So kommt es in Taunus, Steigerwald und im Pfälzer Wald auch heute noch vor, dass die Telekom mit LTE vertreten ist, Vodafone aber nur GSM und sehr langsames GPRS- oder EDGE-Internet bietet, das eigentlich nicht mehr zeitgemäß ist.
Es gibt allerdings auch Regionen, in denen Vodafone gegenüber der Telekom punktet. War das Telekom-Netz in Bad Kreuznach an der Saline kaum für den Internet-Zugang zu gebrauchen, so lieferte Vodafone an gleicher Stelle selbst innerhalb von Gebäuden ein brauchbares LTE-Signal. Im Freien haben wir Datenübertragungsraten zwischen 14 und 17 MBit/s im Downstream sowie 10 bis 14 MBit/s im Upstream gemessen. Die Ansprechzeiten lagen bei 23 bis 24 ms.
Hohe Datenraten vor allem in Großstädten
Vodafone intensiviert seinen Netzausbau vor allem in Städten, um Überlastungen des dort oft bereits vorhandenen Datennetzes möglichst auszuschließen. Nach der Basisversorgung mit LTE im Frequenzbereich um 800 MHz werden zusätzliche Träger in Betrieb genommen, um zusätzliche Kapazitäten zu schaffen. Dabei kommen unter anderem auch Frequenzen um 2100 MHz zum Einsatz, die noch vor nicht allzu langer Zeit hierzulande ausschließlich für UMTS genutzt wurden.
Gute Datenraten in Berlin
Foto: teltarif.de
Die beste Performance hatte in unserem Test das Berliner LTE-Netz von Vodafone, wo wir bis zu 96 MBit/s im Downstream und 41 MBit/s im Upstream gemessen haben. Die Ansprechzeiten lagen bei 36 bis 45 ms. In Frankfurt am Main zeigte sich ein ähnliches Bild wie schon im Telekom-Netz. Mitten in der Stadt haben wir bis zu 69 MBit/s im Downstream und 45 MBit/s im Upstream gemessen (Ping 21 bis 23 ms), am Stadtrand waren es nur noch 15 bis 17 MBit/s im Downstream und 20 bis 23 MBit/s im Upstream (Ping 21 bis 27 ms).
"World Wide Wait" in Saarbrücken
Einen besonders schlechten Eindruck haben wir im Vergleich zu anderen Großstädten vom Vodafone-Netz in Saarbrücken gewonnen. Allerdings tun sich alle drei deutschen Mobilfunk-Netzbetreiber offenbar schwer bei der Versorgung dieser Stadt in unmittelbarer Grenznähe zu Frankreich. Der LTE-Empfang ist in allen Netzen vergleichsweise schwach. Innerhalb von Gebäuden schalten die Smartphones meistens auf UMTS oder sogar GSM um.
Recht ordentlich waren die im Vodafone-Netz gemessenen Ansprechzeiten von 27 bis 36 ms. Die Datenübertragungsraten deuteten jedoch auf eine starke Netzüberlastung hin. So erreichten wir bei Downloads nur 370 bis 580 kBit/s, während es bei Uploads immerhin 2,25 bis 3,74 MBit/s waren. Dennoch sollte Vodafone hier schnell für Abhilfe sorgen. Das "Surf-Feeling" erinnerte eher an UMTS als an LTE.
Ähnliche Probleme auch in Fulda
Saarbrücken mag aufgrund der Grenznähe zu Frankreich besonders schwierig zu versorgen sein. Allerdings konnte das Vodafone-Netz im Test auch in der Innenstadt von Fulda - mitten in Deutschland gelegen - nicht überzeugen. Bei maximal 1,53 MBit/s im Downstream und 4,4 MBit/s im Upstream kann man dem Netzbetreiber eigentlich nur raten, dringend nachzubessern. Immerhin waren die Pingzeiten mit 21 bis 38 ms recht gut.
Auf der Fachmesse ANGA Com in Köln lieferte das Vodafone-Netz zwar keine Spitzenwerte, aber dennoch einen guten Internet-Zugang, dessen Datenraten sich etwa auf VDSL-25-Niveau bewegte. Bei Downloads haben wir knapp 26 MBit/s gemessen, bei Uploads waren es knapp 4 MBit/s. Die Ansprechzeiten lagen zwischen 31 und 34 ms.
Überlastungserscheinungen in Kleinstädten
Einen guten Anhaltspunkt für die Netzqualität in Kleinstädten liefert Obertshausen im östlichen Rhein-Main-Gebiet. Im Downstream haben wir knapp 9 MBit/s erreicht, im Upstream waren es 15 MBit/s. Das deutet auf eine Überlastung hin. Das normale Surfen lief dennoch sehr flüssig, zumal die Reaktionszeiten mit Werten zwischen 21 und 23 ms durchaus überzeugen konnten.
In Herzhausen am Edersee zeigte schon das Telekom-Netz deutliche Schwächen. Bei Vodafone haben wir bis zu 3 MBit/s im Downstream und 1 MBit/s im Upstream erreicht. Die Pingzeiten lagen bei 32 bis 35 ms. Vor allem aber war der LTE-Empfang sehr schwach. Innerhalb von Gebäuden schalteten die Smartphones auf das GSM-Netz um, wo über GPRS bzw. EDGE kein brauchbarer Internet-Zugang mehr verfügbar war.
Audio- und Videostreaming im Vodafone-Netz
Beim Netzausbau auf dem Land bestehen noch Defizite
Foto: teltarif.de
In Ballungsgebieten und entlang der Hauptverkehrsadern bietet Vodafone guten LTE-Empfang. Dabei reicht die Performance des mobilen Internet-Zugangs in der Regel auch aus, um im mobilen Betrieb im Auto Radiostreaming ohne Aussetzer zu ermöglichen. Das klappt unter dem Strich genauso gut wie im Telekom-Netz. In ländlichen Regionen reißen die Streams hingegen schneller ab, da das 4G-Netz hier nicht so gut ausgebaut ist wie bei der Telekom.
Wer anstelle von Livestreams Musikdienste wie Spotify oder Apple Music nutzt, wird auch auf dem Land weniger Probleme haben. Hier werden die Songs oft so gut zwischengepuffert, dass es seltener zu Unterbrechungen bei der Wiedergabe kommt. Videostreaming haben wir nur stationär getestet. Sieht man einmal von Fulda und Saarbrücken ab, wo der Internet-Zugang sehr langsam war, so kam es zu keinen Problemen bei der Nutzung von Zattoo und Sky Go.
Überblick: Mobiles Internet im Vodafone-Netz
Stadt | Downstream (in MBit/s) |
Upstream (in MBit/s) |
Ping (in ms) |
---|---|---|---|
Bad Kreuznach | 14,5 bis 17,3 | 10,4 bis 13,5 | 23 bis 24 |
Berlin | 58,2 bis 96,3 | 39,5 bis 41,0 | 36 bis 45 |
Berus | kein Empfang | ||
Birkenheide | 2,1 bis 2,3 | 0,68 bis 1,5 | 46 |
Frankfurt am Main | 15,3 bis 68,7 | 19,8 bis 44,8 | 21 bis 27 |
Herzhausen / Edersee | 2,8 bis 3,0 | 0,8 bis 1,0 | 32 bis 35 |
Köln | 19,2 bis 25,9 | 3,9 | 31 bis 34 |
Mainz-Kastel | 19,6 bis bis 24,2 | 9,6 bis 12,1 | 23 bis 25 |
Neu-Ulm | 49,6 bis 67,8 | 40,7 bis 41,1 | 27 bis 29 |
Saarbrücken | 0,37 bis 0,58 | 3,35 bis 3,74 | 27 bis 36 |
Messwert-Zeitpunkt: April bis Juni 2019 (je nach Standort) |
Nach wie vor Stadt/Land-Gefälle
Wie schon in den Vorjahren zeigte sich im Vodafone-Netz ein größeres Stadt/Land-Gefälle als im Telekom-Netz. Während Vodafone in Städten und Ballungsgebieten - von wenigen Ausnahmen abgesehen - einen sehr guten mobilen Internet-Zugang bietet, kommt es auf dem platten Land noch immer zu Einschränkungen, da das LTE-Netz oft noch nicht ausgebaut ist.
Schade ist es, dass Vodafone selbst das GSM-Netz zum Teil noch auf dem Planungsstand belassen hat, wie er in den 90er Jahren üblich war, als eine Außenantenne beim Autotelefon eher die Regel als die Ausnahme war. Wird in solchen Fällen (beispielsweise auf der Bundesstraße 276 zwischen Biebergemünd-Kassel und -Lanzingen) mit dem im Auto liegenden Handy telefoniert, so kommt es zu Gesprächsabbrüchen. Es mag aus Kostengründen nachvollziehbar sein, dass Vodafone hier keine zusätzliche Basisstation aufbauen will. Zumindest ein GSM-Repeater zur durchgehenden Versorgung der Bundesstraße sollte aber drin sein.
In einer weiteren Meldung berichten wir darüber, dass Mobilfunkkunden auf dem Land zu 25 Prozent der Zeit nur GSM und UMTS zur Verfügung haben.