Unitymedia ist jetzt Teil von Vodafone
Die CTOs von Vodafone (Gerhard Mack, links) und Unitymedia (Dieter Vorbeck, rechts) stellen ihr Konzept vor.
Foto: Vodafone / Unitymedia
Der Kabelnetz-TV-Anbieter Unitymedia existiert - formaljuristisch - im Moment noch als eigene Firma,
diese gehört jetzt aber zu 100 Prozent der Vodafone. Welche Auswirkungen das auf die bisherigen Kunden
von KabelBW oder Unitymedia oder Vodafone-DSL hat, versuchten in einem ersten gemeinsamen Pressegespräch
von Unitymedia und Vodafone deren technische Vorstände Gerhard Mack (Vodafone) und Dieter Vorbeck
(Unitymedia) zu erläutern. Es sei das „erste Etappenziel auf dem Weg zu einem gemeinsamen Unternehmen“
2. September: Ein großer Tag
Die CTOs von Vodafone (Gerhard Mack, links) und Unitymedia (Dieter Vorbeck, rechts) stellen ihr Konzept vor.
Foto: Vodafone / Unitymedia
Beide CTOs betonten, dass der 2. September ein großer Tag für beide Unternehmen sei. Erstmals werde
die Integration für den Kunden „sichtbar und erlebbar“. Diesem Tag gingen umfangreiche
Vorbereitungen voraus.
Wer heute einen Vodafone- oder bisherigen Unitymedia-Laden betritt, sollte die neue Dekoration bemerken, die Shops wurden „neu gebrandet“. In allen 130 Unitymedia und in 540 Vodafone-Shops sollten ab sofort alle Produkte beider Unternehmen verfügbar sein.
Kunden haben Post bekommen
Bisherige Kunden von Unitymedia sollten Post von Vodafone bekommen haben. Dieser Brief lädt die Kunden ein, einen Vodafone- oder Unitymedia-Laden aufzusuchen. Dort gibts ein Geschenk für Bestandskunden. Wer einen Festnetz/TV-Anschluss von Unitymedia sein Eigen nennt, bekommt einen kostenlosen MiFi-Router, worin eine kostenlose Vodafone SIM-Karte steckt. Diese SIM-Karte ist nur für Datenübertragung (keine Telefonie) freigeschaltet. Hat der Bestandskunde bereits einen Vodafone Mobilfunkvertrag, bekommt er auf diesen Vertrag kostenlos ein Zusatzvolumen von 100 GB aufgebucht, dass er innerhalb eines Jahres in alle Ruhe verbrauchen kann.
Vodafone und Unitymedia legen größten Wert darauf, dass an diesem Angebot „kein Haken“ sei. Weder verlängere sich ein Vertrag, noch werde ein neuer Vertrag abgeschlossen. Die SIM-Karte im Router schalte sich nach einem Jahr von selbst aus, wenn der Kunde sie nicht weiter nutzen möchte.
Von Vodafone DSL zu Unitymedia Kabel
Vodafone-DSL-Kunden sollen ermuntert werden - sofern beim Kunden technisch vor Ort schon möglich - auf das bisherige Unitymedia-Kabel-TV-Netz umzusteigen. Das soll dem Kunden "wesentlich bessere Datengeschwindigkeiten als das bisherige DSL-Netz von Vodafone" (was in Wirklichkeit oft von der Telekom stammt) bieten. Für Vodafone hat die Sache den Vorteil, dass der Kunde über ein "eigenes" Netz versorgt werden kann und die Mietkosten für die letzte Meile (Fachbegriff TAL = Teilnehmeranschlussleitung) entfällt.
Für die "internen Umsteiger" ist der Wechsel ist kostenlos, auch die Rufnummern des Festnetzanschlusses werden kostenlos portiert.
Eine Netzfusion ist kein Spaziergang
Unitymedia und Vodafone betonten, das 8.000 Mitarbeiter geschult wurden, die komplette Kundenverwaltungs- und Netzverwaltungs-IT musste für diesen "Tag X" technisch vorbereitet werden. Ab heute „GigaBit bauen“, das ist die Logik des Deals. „Wir wollen das GigaBit für Deutschland erlebbar machen, und zwar möglichst bundesweit.“
Derzeit hat Vodafone 11 Millionen Gigabit-fähige Kabelanschlüsse, davon liegen 9,5 Millionen bei Vodafone und etwa 1,5 Millionen bei Unitymedia über das DOCSIS 3.1-Protokoll. Bis spätestens 2022, so lautet das ehrgeizige Ziel, sollen 25 Millionen Haushalte „Gigabit-fähig“ sein. Das sei der Motor für Digitalisierung. „Wir bringen das, was andere versprechen“.
Technische Herausforderung
Technisch ist die Fusion eine ziemliche Herausforderung. Hinter blumigen Marketing-Formulierungen wird klar, das speziell das Unitymedia-Netz komplett auf den Prüfstand gestellt werden muss, was die Kapazität betrifft. So soll auf jeden Fall die oft Kunden bemängelte Performance-Delle zur besten TV-Sendezeit vermieden werden. Teams seien unterwegs, die Netze vor Ort neu einzupegeln, bestimmte Baugruppen auszuwechseln und im CMS (Content Management) alles für die Erweiterung vorzubereiten. "Wir bereiten das Netz vor, um es für den gesamten Footprint gigabitfähig zu machen." Und weiter: "Wir sind überall unterwegs, um Gigabit-Kunden einzusammeln."
Unterschiedliche Philosophien
Die fusionierten Unternehmen hatten eine „unterschiedliche Historie in der Vermarktung“. Während Unitymedia sich auf aktuell sechs Gigabit-Citys konzentriert haben, lief die Vermarktung bei Vodafone über die Bundesländer und größere Städte in einem Stück.Dort möchte Unitymedia auch hin.
Mehr Kapazität, mehr Feintuning
Momentan sei im eigenen Netz noch "relativ wenig los". Die Techniker bei Unitymedia erwarten aber durch die Nachfrage nach "GigaBit" viele neue Kunden. Neben der Entwicklung von Kapazität, damit der "Kunde am Ende des Tages die Bandbreite erhält, auch in den busy hours", schauen sich die Techniker derzeit an, wo die bisherigen Netze von Vodafone und Unitymedia zusammengeschaltet werden können. Das betrifft zum einen das "Kabelfernsehen", aber auch die Telefonnetze.
Gegenseitige Nutzung von Leitungen
Unitymedia hatte bisher bei verschiedenen Carrier-Leitungen gemietet, während "Vodafone sehr stark von Vodafone" (also eigenen Leitungen) versorgt wird. Nun wolle man schauen, wo die neue Mutter langfristig ihre neue Tochter mit Leitungen versorgen kann.
Vodafone findet es "superspannend", die Kabel von Unitymedia für seine Mobilfunkinfrastruktur nutzen zu können. Unitymedia habe schon immer "viele Glasfaser-Assets" gehabt, die jetzt auch für den 5G-Netzausbau genutzt werden könnten.
In einem weiteren Beitrag beleuchten wir ein Kuriosum: Wieso man Mobilfunkverträge im o2-Netz jetzt unter Umständen im Vodafone-Shop bekommen kann.