Vodafone: Weltweite Turbulenzen - deutscher Lichtblick
Vodafones Bilanz ist durchwachsen. Weltweit 7,6 Milliarden Schulden, Lichtblicke beim größten Markt in Deutschland.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Beim Telekommunikations-Weltkonzern Vodafone liegen Licht und Schatten stark beieinander. Das britische Unternehmen Vodafone bilanziert in Euro. Dadurch wirkt sich der "teure" Euro im Geschäftsjahr 2018/19 auf das Ergebnis aus.
Vodafone goes Europe
Vodafones Bilanz ist durchwachsen. Weltweit 7,6 Milliarden Schulden, Lichtblicke beim größten Markt in Deutschland.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Die zukünftige Technik kostet viel Geld und der Wettbewerb ist steinhart, Preiserhöhungen also kaum durchsetzbar.
Vodafone hatte sich schon in den vergangenen Jahren auf den Ausbau seines Geschäfts in Europa konzentriert und baut seitdem die Beteiligungen in anderen Regionen ab. Wie schon berichtet, hat die internationale Muttergesellschaft Vodafone plc ihr Netz in Neuseeland verkauft. In Australien, wo kein Gewinn zu erzielen ist, würden sie gerne auch aussteigen, scheiterten bislang am dortigen Regulierer. Aus Indien ist man vor einiger Zeit schon ausgestiegen, was einige Milliarden gekostet hat, um dortige Schulden zu begleichen.
Weltweit: 7,6 Milliarden Minus
Nach den notwendigen Abschreibungen und der Abrechnung des Indien-Geschäfts standen ein dickes Minus in den Kassenbüchern: 7,6 Milliarden Euro. Ein Jahr vorher war es noch ein Plus von 2,8 Milliarden Euro gewesen.
Damit die Schulden von Vodafone nicht ins Unermessliche wachsen, musste der "neue" Konzernchef Nick Read sein Versprechen brechen und die Aktien-Dividende kräftig kürzen. Für das abgelaufene Geschäftsjahr 2018/19 (vom 1. April 2018 bis zum 31. März 2019) gibt es nur noch 9 Cent pro Aktie (minus 40 Prozent). Zum ersten Mal seit 1990, wo Vodafone Dividende zahlt, musste diese gekürzt werden.
Ursachen auch in Deutschland
Die Ursachen dieses radikalen Sparkurses liegen unter anderem auch in Deutschland, wo die laufende Frequenzauktion weitaus teurer wird als gedacht - und ein Ende ist nicht in Sicht.
Die Vodafone-Aktie hatte am Montag deutlich verloren, am Dienstag ging es wieder ein wenig nach oben, sodass ein Teil der Verluste ausgeglichen werden konnte.
Vodafone-Aktie in Turbulenzen
Insgesamt gehört die Aktie des britischen Unternehmens zu den größten Verlierern unter den Telekomwerten, rechnet das Manager Magazin vor. In den vergangenen zwölf Monaten sank der Börsenwert Vodafones um etwas mehr als ein Drittel auf knapp 41 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Der Börsenwert der Deutschen Telekom stieg im gleichen Zeitraum um vier Prozent auf insgesamt 70 Milliarden Euro an, wobei das sehr gute USA-Geschäft mithalf. Vodafone ist schon 2013 aus den USA komplett ausgestiegen.
Der sogenannte Serviceumsatz (was die Kunden für Verträge, Telefonieren, Surfen und Zusatzdienste regelmäßig ausgeben) ging dagegen wegen des im Vergleich zu vielen Währungen starken Euro um fast fünf Prozent auf 39,2 Milliarden Euro zurück.
Deutschland sieht gut aus
Dafür sieht es in Deutschland gut aus. Hier hat Vodafone weltweit den größten "Einzelmarkt". Der deutsche Serviceumsatz im vergangenen Jahr stieg unbereinigt um 0,4 Prozent auf 10,3 Milliarden Euro an.
Rechnet man die Ausgleichszahlungen nach der Beilegung eines Rechtsstreits um Einspeise-Entgelte öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten aus dem Geschäftsjahr 2017/18 heraus, dann sieht es für Vodafone noch besser aus: Im Festnetz wuchsen die Service-Umsätze zum Vorjahr um 2,6 Prozent, im Mobilfunk um 0,8 Prozent oder insgesamt um 1,5 Prozent.
Mobilfunk: Kundenzahlen auf und ab
In Kundenzahlen stieg das Festnetz-Geschäft um 264 000 neue Kunden (Kupfer, Glasfaser und Kabel-TV) und unterm Strich um 715 000 "neue" Mobilfunk-Vertragskunden.
Schaut man genauer hin, stieg die Zahl der Mobilfunkkarten (inklusive Service-Provider und IoT-SIM) um 3,5 Prozent, die klassischen Mobilfunkkunden gingen aber um 2,1 Prozent auf 29,541 Millionen zurück. Bei den Vertragskunden stiegen die Zahlen um 4 Prozent auf 18,151 Millionen Kunden. Kabel-Internet legte um 6,4 Prozent zu, die Zahl der TV-Kunden ging wiederum um 1,2 Prozent zurück.
Hoffnung auf Unitymedia
In Deutschland will Vodafone sein Geschäft erweitern und legt viel Hoffnung in die geplante Fusion mit Unitymedia.
Schon im Frühjahr letzten Jahres hatte Vodafone angekündigt, die Kabelnetze von Liberty Global, z.B. in Deutschland unter dem Markennamen "Unitymedia" aktiv, sowie auch in Ungarn, Tschechien und Rumänien für insgesamt etwa 18,4 Milliarden Euro inklusive aller Schulden zu übernehmen. Die EU-Kommission hat speziell gegen den Zusammenschluss in Deutschland Bedenken und prüft derzeit vertieft.
Um den Segen der EU-Kontrolleure zu bekommen, will Vodafone sein Kabelnetz für den Konkurrenten Telefónica Deutschland (o2) öffnen.
Mitbieten in Mainz
Vodafone Deutschland bietet um alte und neue Frequenzen in Mainz mit. Und das wird wesentlich teurer als gedacht. Die 6-Milliarden-Marke Marke dürfte bald gerissen werden. Somit könnten die Einnahmen aus Neuseeland direkt nach Mainz weitergereicht werden müssen.
Der Auktionstheoretiker Vitali Gretschko vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) wagt keine Prognose, wann das Spiel ein Ende findet: "Das kann heute Abend sein, das kann aber auch in ein paar Monaten sein."