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Vodafone: Weltweite Turbulenzen - deutscher Lichtblick

Voda­fone-Aktio­näre müssen tapfer sein: Ihre Divi­dende wurde um 40 Prozent gekürzt. Das Unter­nehmen konzen­triert sich zuneh­mend auf Europa.
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Vodafones Bilanz ist durchwachsen. Weltweit 7,6 Milliarden Schulden, Lichtblicke beim größten Markt in Deutschland. Vodafones Bilanz ist durchwachsen. Weltweit 7,6 Milliarden Schulden, Lichtblicke beim größten Markt in Deutschland.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Beim Tele­kommu­nika­tions-Welt­konzern Voda­fone liegen Licht und Schatten stark beiein­ander. Das briti­sche Unter­nehmen Voda­fone bilan­ziert in Euro. Dadurch wirkt sich der "teure" Euro im Geschäfts­jahr 2018/19 auf das Ergebnis aus.

Voda­fone goes Europe

Vodafones Bilanz ist durchwachsen. Weltweit 7,6 Milliarden Schulden, Lichtblicke beim größten Markt in Deutschland. Vodafones Bilanz ist durchwachsen. Weltweit 7,6 Milliarden Schulden, Lichtblicke beim größten Markt in Deutschland.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Die zukünf­tige Technik kostet viel Geld und der Wett­bewerb ist stein­hart, Preis­erhö­hungen also kaum durch­setzbar.

Voda­fone hatte sich schon in den vergan­genen Jahren auf den Ausbau seines Geschäfts in Europa konzen­triert und baut seitdem die Betei­ligungen in anderen Regionen ab. Wie schon berichtet, hat die inter­natio­nale Mutter­gesell­schaft Voda­fone plc ihr Netz in Neusee­land verkauft. In Austra­lien, wo kein Gewinn zu erzielen ist, würden sie gerne auch aussteigen, schei­terten bislang am dortigen Regu­lierer. Aus Indien ist man vor einiger Zeit schon ausge­stiegen, was einige Milli­arden gekostet hat, um dortige Schulden zu beglei­chen.

Welt­weit: 7,6 Milli­arden Minus

Nach den notwen­digen Abschrei­bungen und der Abrech­nung des Indien-Geschäfts standen ein dickes Minus in den Kassen­büchern: 7,6 Milli­arden Euro. Ein Jahr vorher war es noch ein Plus von 2,8 Milli­arden Euro gewesen.

Damit die Schulden von Voda­fone nicht ins Uner­mess­liche wachsen, musste der "neue" Konzern­chef Nick Read sein Verspre­chen brechen und die Aktien-Divi­dende kräftig kürzen. Für das abge­laufene Geschäfts­jahr 2018/19 (vom 1. April 2018 bis zum 31. März 2019) gibt es nur noch 9 Cent pro Aktie (minus 40 Prozent). Zum ersten Mal seit 1990, wo Voda­fone Divi­dende zahlt, musste diese gekürzt werden.

Ursa­chen auch in Deutsch­land

Die Ursa­chen dieses radi­kalen Spar­kurses liegen unter anderem auch in Deutsch­land, wo die laufende Frequenz­auktion weitaus teurer wird als gedacht - und ein Ende ist nicht in Sicht.

Die Voda­fone-Aktie hatte am Montag deut­lich verloren, am Dienstag ging es wieder ein wenig nach oben, sodass ein Teil der Verluste ausge­glichen werden konnte.

Voda­fone-Aktie in Turbu­lenzen

Insge­samt gehört die Aktie des briti­schen Unter­nehmens zu den größten Verlie­rern unter den Tele­komwerten, rechnet das Manager Magazin vor. In den vergan­genen zwölf Monaten sank der Börsen­wert Voda­fones um etwas mehr als ein Drittel auf knapp 41 Milli­arden Euro. Zum Vergleich: Der Börsen­wert der Deut­schen Telekom stieg im glei­chen Zeit­raum um vier Prozent auf insge­samt 70 Milli­arden Euro an, wobei das sehr gute USA-Geschäft mithalf. Voda­fone ist schon 2013 aus den USA komplett ausge­stiegen.

Der soge­nannte Service­umsatz (was die Kunden für Verträge, Tele­fonieren, Surfen und Zusatz­dienste regel­mäßig ausgeben) ging dagegen wegen des im Vergleich zu vielen Währungen starken Euro um fast fünf Prozent auf 39,2 Milli­arden Euro zurück.

Deutsch­land sieht gut aus

Dafür sieht es in Deutsch­land gut aus. Hier hat Voda­fone welt­weit den größten "Einzel­markt". Der deut­sche Service­umsatz im vergan­genen Jahr stieg unbe­reinigt um 0,4 Prozent auf 10,3 Milli­arden Euro an.

Rechnet man die Ausgleichs­zahlungen nach der Beile­gung eines Rechts­streits um Einspeise-Entgelte öffent­lich-recht­licher Rund­funk­anstalten aus dem Geschäfts­jahr 2017/18 heraus, dann sieht es für Voda­fone noch besser aus: Im Fest­netz wuchsen die Service-Umsätze zum Vorjahr um 2,6 Prozent, im Mobil­funk um 0,8 Prozent oder insge­samt um 1,5 Prozent.

Mobil­funk: Kunden­zahlen auf und ab

In Kunden­zahlen stieg das Fest­netz-Geschäft um 264 000 neue Kunden (Kupfer, Glas­faser und Kabel-TV) und unterm Strich um 715 000 "neue" Mobil­funk-Vertrags­kunden.

Schaut man genauer hin, stieg die Zahl der Mobil­funk­karten (inklu­sive Service-Provider und IoT-SIM) um 3,5 Prozent, die klas­sischen Mobil­funk­kunden gingen aber um 2,1 Prozent auf 29,541 Millionen zurück. Bei den Vertrags­kunden stiegen die Zahlen um 4 Prozent auf 18,151 Millionen Kunden. Kabel-Internet legte um 6,4 Prozent zu, die Zahl der TV-Kunden ging wiederum um 1,2 Prozent zurück.

Hoff­nung auf Unity­media

In Deutsch­land will Voda­fone sein Geschäft erwei­tern und legt viel Hoff­nung in die geplante Fusion mit Unity­media.

Schon im Früh­jahr letzten Jahres hatte Voda­fone ange­kündigt, die Kabel­netze von Liberty Global, z.B. in Deutsch­land unter dem Marken­namen "Unity­media" aktiv, sowie auch in Ungarn, Tsche­chien und Rumä­nien für insge­samt etwa 18,4 Milli­arden Euro inklu­sive aller Schulden zu über­nehmen. Die EU-Kommis­sion hat speziell gegen den Zusam­menschluss in Deutsch­land Bedenken und prüft derzeit vertieft.

Um den Segen der EU-Kontrol­leure zu bekommen, will Voda­fone sein Kabel­netz für den Konkur­renten Telefónica Deutsch­land (o2) öffnen.

Mitbieten in Mainz

Voda­fone Deutsch­land bietet um alte und neue Frequenzen in Mainz mit. Und das wird wesent­lich teurer als gedacht. Die 6-Milli­arden-Marke Marke dürfte bald gerissen werden. Somit könnten die Einnahmen aus Neusee­land direkt nach Mainz weiter­gereicht werden müssen.

Der Aukti­onstheo­retiker Vitali Gretschko vom Leibniz-Zentrum für Euro­päische Wirt­schafts­forschung (ZEW) wagt keine Prognose, wann das Spiel ein Ende findet: "Das kann heute Abend sein, das kann aber auch in ein paar Monaten sein."

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