Kostenlose Warteschleifen: Darum ist die Umsetzung so schwierig
Hotline-Nummern sind bei vielen Verbrauchern verhasst. Das liegt zum einen daran, dass die Gespräche mit bis zu 14 Cent pro Minute nicht gerade günstig sind, zum anderen aber auch daran, dass die Kunden es mittlerweile gewohnt sind, sich in einer Warteschleife wiederzufinden. Da diese Warteschleife kostenpflichtig ist, wird ein Gespräch mit einem Hotline-Mitarbeiter oft sehr teuer. Dem will die Bundesregierung nun ein Ende bereiten und im Rahmen der TKG-Novelle kostenlose Warteschleifen zur Pflicht machen. Doch das ist technisch nicht ganz einfach. In diesem Hintergrundartikel zeigen wir Ihnen, wo die Probleme liegen und warum noch viel Zeit vergehen wird, bis jegliche Wartemusik kostenlos ist.
Unterschiedliche Abrechnungsvarianten: Online- und Offline-Billing
Warteschleifen sollen kostenlos werden.
Bild: 3d_kot, Bernd_Leitner (Fotolia), Montage teltarif.de
Zunächst einmal gibt es einen Unterschied zwischen Online- und Offline-Billing.
Eine 0180-Nummer
wird online abgerechnet. Das heißt, der Netzbetreiber kennt
den Anfangszeitpunkt und den Endzeitpunkt des Gespräches und kann schon während des
Gespräches zu jedem Zeitpunkt ausrechnen, wie teuer dieses Gespräch gerade ist.
Möglich ist dieses, weil der Netzbetreiber genau weiß, zu welchem
Minutenpreis die Nummer abgerechnet wird. Anders funktioniert dieses bei
0900-Nummern.
Hier kommt das Offline-Billing zum Tragen. Der Service-Provider,
der die 0900-Nummer geschaltet hat, übermittelt zur Abrechnung einen Betrag an
den Netzbetreiber des Anrufers. Beim Offline-Billing kann sich der Minutenpreis
während des Gespräches ändern. Technisch gibt es hier nur selten Probleme,
da der 0900-Provider die Tarifhoheit hat.
Offline-Billing ist noch nicht bei allen Teilnehmernetzbetreibern richtig implementiert. Es gibt bei einigen Netzbetreibern nach wie vor zwei Rechnungen. Eine für die regulären Telefonate und eine für die 0900-Dienste. Ein Indiz dafür, dass Offline-Billing-Verbindungen nicht vollständig in die Haupt-Billingsysteme der Anbieter implementiert wurden. Würden nun noch die 0180-Verbindungen dazu kommen, würde das vermutlich den Rahmen der sekundären Billingsysteme sprengen, da 0180-Nummern deutlich häufiger genutzt werden als 0900-Nummern. Durch viele Marktteilnehmer im Service-Provider und Netzbetreiber-Markt kommen auch zahlreiche Abrechnungssysteme zum Einsatz. Jeder dieser Systemhersteller müsste in seinen Abrechnungssystemen die Änderungen durchführen. Und: Die Umschaltung müsste bei allen Marktteilnehmern gleichzeitig erfolgen.
Mobilfunknetze können kein Offline-Billing
Ein weiteres Problem gibt es im Mobilfunkbereich. Hier lässt sich nur in sogenannten Clustern abrechnen, also festen Minutenpreise. Ein Wechsel des Preises während der Verbindung ist nicht möglich. Auch kann die Preisgestaltung nicht vollkommen frei erfolgen. Entsprechend wäre es auch problematisch, eine kostenlose Warteschleife gefolgt von einem Minutenpreis zu realisieren. Bei Prepaid-Konten kommt ergänzend das Problem der Guthabenhöhe des Kunden dazu, die nicht negativ sein darf.
Die Politik denkt derzeit über ein Zwei-Phasen-Modell bei der Einführung von kostenlosen Warteschleifen nach. Wie dieses aussehen könnte, lesen Sie auf der nächsten Seite.