Smartphone-Messaging

WhatsApp-Alternativen: Verschlüsselung, Datenschutz und Nutzerbasis

Facebook schluckt WhatsApp - bleibt die beliebte Messaging-App dennoch unabhängig und werbefrei? Wir zeigen Ihnen einige gute Alternativen zu WhatsApp.
Von Hans-Georg Kluge

Smartphone-Messenger - es gibt nicht nur WhatsApp. Smartphone-Messenger - es gibt nicht nur WhatsApp.
Bild: dpa
Facebook übernimmt WhatsApp - das ist die Meldung des Tages. Alleine der Kaufpreis haut die meisten aus den Socken: 19 Milliarden Dollar lässt sich Mark Zuckerberg das Abenteuer kosten. Angesichts dieser finanziellen Dimensionen erscheint es fraglich, ob WhatsApp auch langfristig weitermachen kann wie bisher. Ganz abgesehen davon, dass WhatsApp schon bislang nicht durch übermäßige Sicherheit und Transparenz aufgefallen ist.

Kommt jetzt für viele die Zeit des Umstiegs auf einen anderen Messenger? Vielleicht einen Dienst, der aus Europa stammt? Wir zeigen Ihnen eine Reihe von Alternativen - die Spanne reicht dabei von "Fast-wie-WhatsApp" bis zu "Ganz-anders-als-der-Klassenprimus". Einziges Problem für Umsteige-willige: Die Verbreitung der Alternativen ist meist nicht ansatzweise so groß wie bei WhatsApp. Das heißt aber auch: Wer eine Alternative verwenden möchte, wird für diese im Freundeskreis Werbung machen müssen.

Line, KakaoTalk, Viber - fast wie WhatsApp, aber mit Mehrwert

Smartphone-Messenger - es gibt nicht nur WhatsApp. Smartphone-Messenger - es gibt nicht nur WhatsApp.
Bild: dpa
An WhatsApp-Alternativen herrscht kein Mangel: Zum Beispiel Line, KakaoTalk, Viber oder hike nennen sich die Messaging-Dienste. Das Konzept ist dabei fast identisch: Die Rufnummer dient als Accountname, es gibt kein Passwort - manchmal einen PIN-Schutz der Nachrichten - und die Nutzer werden automatisch anhand der Adressbuch-Synchronisierung miteinander verbunden. In puncto Features ermöglichen manche Dienste auch Sprachtelefonate - der Austausch von Bildern, kurzen Videos oder Standort-Daten ist meist an Bord.

Die Alternativen sind allerdings bei weitem nicht so verbreitet wie WhatsApp - in Deutschland kann wohl einzig Viber wirklich mithalten. Je nach eigenem Freundeskreis und den dort eingesetzten Apps kann das aber auch ganz anders aussehen. Die Datenschutzfrage ist bei den meisten dieser Alternativen kaum besser gelöst als bei WhatsApp - die Adressbuch-Synchronisierung lässt sich meist nicht ausstellen und dass Daten für Werbezwecke ausgewertet werden, ist nicht immer auszuschließen. Gerade bei amerikanischen Diensten ist es nicht unwahrscheinlich, dass Geheimdienste wie die NSA die Daten und Inhalte der Kommunikation abgreifen.

Threema - Verschlüsselung ist Trumpf

Threema setzt auf Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Threema setzt auf Ende-zu-Ende-Verschlüsselung.
Screenshot: teltarif.de
Der Schweizer Messaging-Dienst Threema verschlüsselt Nachrichten auf dem Smart­phone des Senders - einzig der Empfänger kann den Inhalt entschlüsseln. Zu keinem Zeitpunkt erscheint der Klartext der Nachricht auf dem Server oder sonstwo während der Übertragung. Meta-Daten sind aufgrund der Verschlüsselung der Meta-Daten auf Verbindungsebene geschützt. Threema unterstützt mittlerweile Gruppenchats und läuft auf Android und iOS.

Der Datenschutz ist hier alleine aufgrund der Verschlüsselung deutlich besser. Die Rufnummer dient hier nicht als Account-Name, sondern eine achtstellige zufällige Kombination von Buchstaben und Zahlen. Optional lassen sich Kontakte synchronisieren - der Anbieter empfiehlt jedoch, andere Accounts über einen QR-Code ins Threema-Adressbuch zu übernehmen. Die Verschlüsselung garantiert dann auch, dass Empfänger und Sender einander vertrauen können. Unseren Erfahrungen nach kann Threema in puncto Funktionen und Komfort mit WhatsApp mithalten - wenngleich die Be­nutzer­ober­fläche auf iOS zu Wünschen übrig lässt.

Wie Threema verschlüsseln auch whistle.im, heml.is oder MyEnigma die Nachrichten. Die Verwaltung und Verteilung der nötigen öffentlichen Schlüssel übernimmt dabei der Anbieter, so dass diese Dienste erheblich leichter zu bedienen sind als mit PGP verschlüsselte E-Mails. Der Nutzer muss aber darauf vertrauen, dass die App den privaten Schlüssel auf dem Smart­phone behält.

Weitere Messenger mit sicherer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung sind beispielsweise ChatSecure und Surespot. Beide Apps sind weitgehend Open-Source - ChatSecure verwendet das XMPP-Protokoll mit Off-the-Record-Verschlüsselung. Surespot verfügt über keine Kontakt-Synchronisierung, Nutzer müssen sich also über E-Mail, SMS oder QR-Code hinzufügen.

Skype, Hangouts, Facetime: Die Großen mischen mit

Skype startete ursprünglich als VoIP- und Video-Chat-Dienst auf dem Desktop - der Sprung auf mobile Geräte fiel Microsoft zunächst schwer. Mittlerweile stehen aber Apps für Android und iOS bereit. Ein großes Plus ist dabei immer noch die Desktop-Version und die Möglichkeit, mit einem Konto auf mehreren Geräten gleichzeitig online zu sein. Das funktioniert nicht bei jedem Dienst.

Skype ist auf dem Desktop zu Hause - in der mobilen Welt fremdelt Skype noch ein wenig. Skype ist auf dem Desktop zu Hause - in der mobilen Welt fremdelt Skype noch ein wenig.
Bild: dpa
Mit Textnachrichten, Video- und Audio-Chats gibt es bei Skype die wichtigsten Kommunikationswege. Skype profitiert nach wie vor von seiner Bekanntheit und ist als Alternative für Auslandstelefonate eine echte Option.

Google Talk ist längst passé - der Google-Chatdienst heißt heute Hangouts. In Sachen Funktionsumfang steht Hangouts Skype nicht nach - und ist de facto auf jedem Android-Smartphone verfügbar - eine iOS-App gibt es ebenfalls.

Auch Apple ist in den Ring gestiegen und kämpft um Marktanteile im Messaging-Segment. iMessage und Facetime sollen es richten. Beide Dienste sind nur auf Apple-Geräten, also auf iPhones, iPads und Macs verfügbar. Plattformen der Konkurrenz unterstützt Apple nicht. Dabei kommt der iCloud-Account zum Einsatz.

Blackberry Messenger BBM

Den Klassiker des Smart­phone-Messenger überhaupt gibt es mittlerweile auch für iOS und Android - die Rede ist natürlich vom Blackberry Messenger, mittlerweile nur noch kurz BBM. Hier dient eine Blackberry-PIN als Account-Name. Seit kurzem besteht auch die Möglichkeit, Audio-Telefonate zu führen. Welche Funktionen BBM inzwischen bietet, erfahren Sie in unserer Meldung WhatsApp-Konkurrent BBM für Android und iPhone verfügbar.

Telegram: Messenger mit kurzlebigen Nachrichten

Viber ist in Deutschland schon recht weit verbreitet. Viber ist in Deutschland schon recht weit verbreitet.
Bild: dpa
Sichere Verschlüsselung ist das entscheidende Kriterium für private und vertrauliche Chats und viele Anbieter werben mit dieser Funktion. Bei genauerem Hinsehen beschränkt sich die Verschlüsselung jedoch auf die Verbindung. Das ist ein erster und wichtiger Schritt - reicht aber im Zweifel nicht aus, denn der Klartext einer Nachricht kann dann immer noch auf den Servern des Dienstes abgegriffen werden - bei schlecht implementierter SSL-Verschlüsselung kann auch der Datenstrom selbst dechiffriert werden.

Telegram ist ein solches Beispiel: Der Dienst verwendet starke Verschlüsselungsalgorithmen, Ende-zu-Ende ist aber nur optional. Dafür erlaubt es der Dienst nach eigenen Angaben, sich-selbst-zerstörende Nachrichten zu versenden - nach einer gewissen Zeit werden sie also beim Empfänger gelöscht.

Mit Snapchat gibt es eine App, die letzteres zum Prinzip erhoben hat: Nutzer können hier Fotos austauschen, die nach wenigen Sekunden wieder verschwinden.

Für die meisten wechselwilligen WhatsApp-Nutzer stellt sich die Frage, welche Plattformen die einzelnen Dienste unterstützen. WhatsApp unterstützt die meisten Betriebssysteme - von S40 angefangen bis hin zu den Platzhirschen Android und iOS. Auf beiden Systemen ist die Auswahl sehr hoch - Blackberry-Nutzer, Symbian oder S40 werden eher selten unterstützt. Auch auf Windows Phone sieht es derzeit noch recht düster aus, denn dort sind nur wenige Messenger mit einer App vertreten.

Fazit: Es gibt unzählige Alternativen

Die SMS ist trotz WhatsApp noch lange nicht am Ende. Die SMS ist trotz WhatsApp noch lange nicht am Ende.
Bild: teltarif.de
Bewusst haben wir den Facebook-Messenger nicht in unsere Übersicht aufgenommen. Wer vor Facebook zu Facebook fliehen möchte, ist natürlich herzlich eingeladen, diesen Weg zu gehen. Wer in die Appstores blickt, stellt fest: Es gibt noch unzählige weitere Alternativen. Auch die SMS ist noch nicht abgeschrieben, denn in immer mehr Tarifen sind Inklusiv-SMS oder gar eine SMS-Flatrate enthalten, so dass der Nachrichtenklassiker auch auf Smart­phones ein kleines Revival erlebt.

Welchen Messenger benutzen Sie auf Ihrem Smart­phone? Haben Sie einen Tipp, den wir hier nicht genannt haben? Teilen Sie es uns im Forum mit und diskutieren Sie dort mit uns und anderen teltarif.de-Lesern, welche Eigenschaften ein perfekter Messenger haben sollte.

Weitere Informationen zu Smartphone-Messengern erhalten Sie auf unserer Infoseite.

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