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WinSIM: Das passiert beim Wider­spruch gegen die Preiserhöhung

Viele WinSIM-Kunden sind durch die Mitteilung zur Preiserhöhung verunsichert - Drillisch stellt gegenüber teltarif.de nun einige Dinge klar. Ist die Preiserhöhung nur ein Testballon?
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WinSIM: Das passiert beim Widerspruch gegen die Preiserhöhung WinSIM: Das passiert beim Widerspruch gegen die Preiserhöhung
Bild: WinSIM
Nach der Preiserhöhung für Bestandskunden von WinSIM stellt sich für viele Kunden die Frage: Soll ich Widerspruch einlegen oder nicht? Einige Nutzer fragen sich, ob sie derartige Konditionen (auch mit einer um ein oder zwei Euro teureren Grundgebühr) bei anderen Providern erhalten werden. Mittler­weile ist übrigens klar: Von der Preiserhöhung sind auch Kunden in laufenden 2-Jahres-Verträgen betroffen.

Drillisch äußerte sich nun erst­mals gegen­über unserer Redaktion zu den Preiserhöhungen. Daraus spricht - ebenso wie aus der Form der Kommunikation - ein etwas merkwürdiges Bild, das der Provider offenbar von seinen Kunden hat. Denn viele Kunden stören sich weniger daran, dass sie ein oder zwei Euro monatlich mehr bezahlen sollen als vielmehr an der Kommunikationsstrategie von Drillisch.

Drillisch: Das passiert bei einem Widerruf

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Bild: WinSIM
Das Problem des Schreibens von Drillisch an die WinSIM-Kunden ist, dass die Preis­er­höhung nicht aus der Betreff­zeile er­sicht­lich ist. Eine E-Mail mit dem Betreff "Aktuelle Informationen zu Ihrem WinSIM Tarif" könnte auch Produkt­werbung be­in­halten und darum vom Kunden vor­schnell und un­ge­lesen gelöscht werden. Doch wer nicht auf die E-Mail reagiert und recht­zeitig wider­spricht, wird auto­matisch in die neuen Konditionen um­ge­stellt. Ob dieses Verfahren juristisch zulässig ist, haben wir mittlerweile von einem Anwalt prüfen lassen. Zumindest hat WinSIM das Verfahren so in den AGB [Link entfernt] unter Punkt IX beschrieben:

2. Der Diensteanbieter ist berechtigt, die Entgelte bei Änderung der gesetzlichen Umsatzsteuer; der Kosten für vom Kunden in Anspruch genommene Dienste anderer Anbieter, zu denen der Diensteanbieter dem Kunden vertragsgemäß Zugang gewährt; der Kosten für besondere Netzzugänge und für Zusammen­schaltungen; von Gebühren/Kosten aufgrund von behördlichen oder gerichtlichen Entscheidungen, wie z. B. der Bundesnetzagentur, jeweils unter Beibehaltung des ursprünglichen vertraglichen Äquivalenzverhältnisses ab dem Zeitpunkt und in der Höhe der Änderung für die Zukunft durch einseitige Erklärung gegenüber dem Kunden anzupassen, soweit die betreffenden Änderungen nicht zugleich bezüglich der durch den Diensteanbieter gegenüber dem Kunden zu erbringenden Dienstleistung anderweitig zu einem Ausgleich dieser geänderten Kosten führt. Eine Preisanpassung zur Steigerung des Gewinns des Dienste­an­bieters ist ausgeschlossen. Im Falle der Verringerung der vorgenannten Kosten wird der Diensteanbieter die vom Kunden zu zahlenden Entgelte entsprechend verringern.
3. Der Diensteanbieter wird jede Änderung dem Kunden in Textform mitteilen. Sofern der Kunde nicht binnen sechs (6) Wochen seit Zugang der Änderungs­mit­teilung in Textform einzelnen oder allen Änderungen widerspricht, gelten die mitgeteilten Änderungen als genehmigt. Der Diensteanbieter wird den Kunden in der Mitteilung auf den Beginn der Frist, die Bedeutung und die Folgen seines Schweigens hinweisen. Übt der Kunde sein Widerspruchsrecht aus, wird der Vertrag bezüglich der einzelnen vom Widerspruch umfassten Regelungen zu den bisherigen Geschäftsbedingungen fortgesetzt.

An unsere Redaktion schrieb Drillisch:

Drillisch überprüft fortlaufend seine Prozesse und passt seine Preis-Leistung den Marktgegebenheiten an. Das ist ein normaler Vorgang, in diesem Zusammenhang kommt es jetzt bei WinSIM-Bestandskunden zu einer Preisanpassung. Wir können aber garantieren, dass auch nach dieser Preisanpassung WinSIM-Kunden das beste Angebot im Markt vorfinden und auch nicht schlechter gestellt werden als Neukunden. Kunden, die die Preisanpassung nicht wünschen, haben natürlich das Recht, dieser zu widersprechen. Für Detail-Fragen verweisen wir auf unsere Homepage und unsere Kommunikation unseren Kunden gegenüber.

Doch erst bei einem Telefonat stellte ein Sprecher des Unternehmens klar, was passiert, wenn Kunden von WinSIM der Preiserhöhung widersprechen. In diesem Fall bleibe der bisherige Vertrag erst einmal unverändert bestehen, und zwar mit den bisherigen Konditionen zum bisherigen Preis. Drillisch behalte sich aber vor, den Kunden, die widersprochen haben, den Vertrag zum Ende der regulären Mindestvertragslaufzeit zu kündigen. Das Unternehmen habe sich aber noch nicht dazu entschieden, ob dieser Schritt wirklich aktiv durchgeführt wird.

Das bedeutet theoretisch, dass Kunden mit einer Mindestvertragslaufzeit von einem Monat zum übernächsten Monat mit einer Kündigung rechnen müssen und dass Inhaber eines 24-Monatsvertrags einkalkulieren müssen, dass drei Monate vor Ablauf der Mindestvertragslaufzeit die Kündigung von Drillisch ins Haus flattert. Doch bis zum Ende der Mindestvertragslaufzeit will Drillisch bei einem Widerspruch an dem Vertrag keine Änderung vornehmen.

Die Frage nach Sinn und Zweck der Preiserhöhung

Letztendlich stellt sich die Frage, was die ganze Aktion von Drillisch dann eigentlich bezwecken soll. Denn der Provider hat immer die Möglichkeit, unter Beibehaltung der vereinbarten Kündigungsfrist einen Vertrag zum Ende der Mindestvertragslaufzeit zu kündigen. Dazu benötigt der Provider keine Preiserhöhung, keinen Hinweis auf den Wegfall der EU-Roaming-Gebühren und auch keinen Hinweis auf gestiegene Kosten.

Es drängt sich also die Frage auf, ob Drillisch mit der Aktion einfach nur eine Art Testballon starten wollte, wie viele der Kunden auf das Schreiben reagieren und wie viele einfach die Preiserhöhung schlucken, ohne überhaupt zu reagieren. Allerdings kann es auch immer vorkommen, dass jemand die E-Mail nicht erhalten oder aufgrund der irreführenden Betreffzeile als unbedeutend eingestuft hat. Ob Drillisch das billigend in Kauf genommen hat, wurde nicht bekannt.

Einzelne Kunden haben teltarif.de allerdings darauf hingewiesen, dass sie ihren eigenen Tarif auf der WinSIM-Webseite zu einem günstigeren Preis buchen könnten als dieser nach der Preiserhöhung kostet. Ob die Preise auch für Neukunden angepasst werden, wollte der Sprecher uns gegenüber nicht sagen. Ebenfalls nicht beantworten wollte man uns die Frage, wie viel Prozent der von der Preiserhöhung betroffenen Kunden bisher Widerspruch eingelegt haben und warum die jetzige Preiserhöhung nicht gleich bei der Kalkulation der Ursprungstarife berücksichtigt wurde. Auch zu den technischen Problemen auf der WinSIM-Seite bei der Ausübung des Widerspruchs äußerte der Sprecher sich nicht.

Ein einzelner teltarif.de-Leser berichtet, dass er nach seinem Widerspruch ungefragt in einen anderen Tarif mit ganz anderen Konditionen umgestellt worden sei. Statt dem bisherigen Tarif LTE 2000 mit 400 Freieinheiten, 2 GB bei 21,1 MBit/s für monatlich 7,99 Euro wird dem Nutzer im Kundencenter nach dem Widerspruch gegen die Preiserhöhung als aktueller Tarif nun der LTE Mini Plus 2000 mit 100 Minuten, 100 SMS und 2 GB Datenvolumen angezeigt. Dieses Prozedere konnte der Drillisch-Sprecher nicht bestätigen, er wies erneut darauf hin, dass der Plan darin bestehe, dass alle Kunden, die Widerspruch eingelegt haben, einfach die bisherigen Konditionen behalten.

Was passiert mit Kunden anderer Drillisch-Marken?

Eine offizielle Aussage darüber, ob auch Kunden anderer Drillisch-Marken mit einer Preiserhöhung rechnen müssen, gibt es nicht. Ein neugieriger Kunde von simply rief bei der Kundenbetreuung an und fragte, ob die Preise bei seiner Marke und in seinem Tarif stabil bleiben. Die Hotline konnte das nicht explizit bestätigen. Es sei "alles im Umbruch" und der Kundenservice könne jetzt "keine Zusagen machen". Der Kunde würde demnächst weitere Infos bekommen, fasst der teltarif.de-Leser das Telefonat zusammen. Der Kunde befürchtet nun, dass Drillisch ihn mit seinem 5-GB-Vertrag eventuell nicht zum Preis von 19,99 Euro monatlich im Ausland weitersurfen lässt. Bislang waren in seinem Tarif 1 GB Daten im Ausland inklusive.

Unserer Redaktion gegenüber konnte der Drillisch-Sprecher sich nicht vorstellen, woher der Hotline-Mitarbeiter diese Information hat. Momentan seien keine weiteren Preiserhöhungen bei anderen Drillisch-Marken geplant.

Wer auf der Suche nach einem neuen Anbieter ist, kann einen Blick in den ausführlichen Tarifrechner von teltarif.de werfen.

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