Statement

Telekom-Technik-Chef: Kupferkabel mit 11 GBit/s noch nicht ausgereizt

Ob XG-Fast von der Telekom genutzt wird, ist noch offen - doch wenn dann in Kombination mit einem Glasfaseranschluss. Bruno Jacobfeuernborn äußert sich zu dem Highspeed-Test über die Kupferleitung.
Von Thorsten Neuhetzki

Bruno Jacobfeuerborn Bruno Jacobfeuerborn
Foto: dpa
11 Gigabit pro Sekunde über eine Kupferleitung, das soll mit XG-Fast möglich sein. Die Deutsche Telekom hat in dieser Woche zusammen mit Nokia die Ergebnisse eines Versuchs im Labor mitgeteilt, bei denen diese Datenraten über ein spezielles, hochwertiges Kupferkabel erreicht wurden. Doch selbst über eine normale Telefonleitung könnte XG-Fast noch 1 GBit/s erreichen - symmetrisch. Das heißt, 1 GBit/s im Downstream und 1 GBit/s im Upstream. Im Unternehmens-Blog der Telekom hat sich jetzt der Technik-Chef der Telekom, Bruno Jacobfeuerborn, ausführlich zu der Entwicklung geäußert.

XG-Fast ist für Jacobfeuerborn dabei eindeutig kein Ersatz für VDSL oder VDSL Vectoring sowie alle damit verwandten Anschlussarten. Bei VDSL wird das Datensignal mit einer Glasfaserleitung bis zum Multifunktionsgehäuse, dem grauen Kasten am Bürgersteig, geleitet und dort auf die Kupferleitung geschickt. Das geht über mehrere hundert Meter Distanz. XG-Fast eignet sich nach Angaben des Technik-Chefs wie G.fast auch jedoch nur dann, wenn das Glasfaserkabel noch näher an den Anschluss des Kunden geführt wird. "Hier bedarf es dann eines Glasfaserkabels bis kurz vor oder in das Gebäude des Kunden", erklärt der Technik-Chef.

Distanz von 70 Metern überbrückbar

Bruno Jacobfeuerborn Bruno Jacobfeuerborn
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Der Vorteil des Einsatzes dieser Technologie ergibt sich dann daraus, dass die Hausverkabelung nicht ersetzt werden muss - ein Prozess, vor dem Eigentümer oft zurückschrecken. Geräte bei Hochhäusern ist das ein nicht zu unterschätzender Aufwand, bei dem Glasfaser bis in den Keller des Gebäudes aber sinnvoll ist. Bei einer Distanz von 70 Metern, die sich überbrücken lassen, ließe sich so mancher Wohnkomplex erschließen.

Jacobfeuerborn setzt auf Kombination aus Glasfaser- und Kupferkabel

Ob die Telekom XG-Fast wirklich einsetzen wird, sei zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschätzbar. "Die Technik befindet sich in einer frühen Phase der Entwicklung." Die Entwicklung zeige nach Jacobfeuerborns Angaben aber auch, dass sich immer wieder neue Möglichkeiten eröffnen, wenn man danach sucht. Entsprechend denkt er auch, dass selbst mit XG-Fast die Kupferleitung noch nicht ausgereizt sei. Die derzeit laufende Glasfaser-Debatte sei ihm viel zu "dogmatisch, absolut und abgehoben". Es gehe nicht um ein entweder Glasfaser oder Kupfer. XG-Fast zeige, dass es Möglichkeiten gebe, bestehende Kupfernetze in eine Glasfaser-Infrastruktur zu integrieren.

Für Jacobfeuerborn ist wichtig, dass nicht nur eine Technologie zur Breitbanderschließung genannt wird. Man solle die Möglichkeiten von XG-Fast nicht unterschätzen. Dennoch setze die Telekom auf "die gesamte Palette der technischen Möglichkeiten" - je nach Anwendungsfall und Rahmenbedingungen. Dazu gehöre auch FTTH, also die Glasfaserleitung bis in die Wohnung, das die Telekom in Neubaugebieten einsetze.

Mehr zu dem XG-Fast-Test lesen Sie in einer Meldung vom vergangenen Montag.

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