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Zattoo plant Aufnahme-Feature noch für dieses Jahr

Nach waipu.tv will auch Zattoo in diesem Jahr noch die Möglichkeit bieten, TV-Sendungen in der Cloud aufzunehmen und später abzuspielen.
Von Thorsten Neuhetzki

Zattoo-Manager Jörg Meyer Zattoo-Manager Jörg Meyer
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Zattoo will nach eigenen Angaben auch in Deutschland demnächst Aufnahmen in der Cloud ermöglichen. Das sagte Jörg Meyer, Chief Officer Content & Consumer bei Zattoo, in einem Exklusiv-Gespräch mit teltarif.de. In der Schweiz ist es für Nutzer von Zattoo bereits möglich, den Dienst als Internet-Videorekorder zu nutzen und die Aufnahmen von überall aus abzuspielen.

Mitbewerber waipu.tv bietet die Aufnahmen ebenfalls an - auch in Deutschland. Doch Meyer beruhigt seine deutschen Kunden."Intensiv arbeiten wir daran, cloudbasierte Aufnahmen in Deutschland zu ermöglichen." Schließlich würden erste Anbieter das bereits anbieten. "Das zeigt, dass die Sender Wege gefunden haben, das zu lizenzieren." Wichtig für die Kunden: Der Dienst soll sowohl für die direkten Zattoo-Kunden aber auch für die Wholesale-Kunden kommen. "Wir prüfen gerade, in welchem Zeitrahmen wir das unseren B2C-Kunden anbieten können. All zulange wird das nicht mehr dauern. In diesem Bereich wird sich dieses Jahr am Markt sicher noch einiges tun", kündigte Meyer an.

Änderung des Urheberrechts wäre eine Lösung

Zattoo-Manager Jörg Meyer Zattoo-Manager Jörg Meyer
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Allgemein bezeichnete der die Situation bei Aufnahmen in Deutschland aber als schwierig. "Einige Sender lassen keine HD-Aufnahmen zu, andere gar keine Aufnahmen. Bei der einen Sendung ist ein Restart der Sendung möglich, bei der nächsten Sendung nicht. Wenn man den Dienst nur in seinem eigenen Netz anbietet gelten andere Regeln, als wenn man seinen TV-Dienst auch über Netze Dritter zugänglich macht", fasste er im Gespräch mit teltarif.de die Lage zusammen. Vieles könne man vergleichsweise einfach über das Urheberrecht lösen. "Leider steht in dem dafür vorgesehenen Gesetz, dass es um eine KABEL-Weiterleitung geht. Das wird nach wie vor von vielen so ausgelegt, dass man dazu ein eigenes Kabelnetz betreiben müsste und dass es nicht reichen würde wie Zattoo seinen Dienst einer geschlossenen Nutzergruppe über direkte Verbindungen mit den Internetanbietern anzubieten." Sein Vorschlag: Würde man im Gesetz festhalten, dass es einfach nur um eine zeitgleiche, unveränderte und vollständige Weitersendung geht, unabhängig von der genauen zugrundeliegenden technischen Lösung, wäre das ganze einfacher. In der Schweiz sei das Thema über das Urheberrecht gelöst worden, was dazu geführt habe, dass der Markt für TV-Streaming in der Schweiz viel weiterentwickelt sei als in Deutschland.

"Im letzten Koalitionsvertrag stand nach unserem Verständnis sogar drin, dass man sich mit der Technologieneutralität des Urheberrechts beschäftigen wolle. Dazu ist es nun nicht gekommen", bedauert Meyer. Er schätzt die Lage für die TV-Sender auch so ein, dass sie aufgrund der Rechte- und Lizenzsituation gar nicht immer die Möglichkeiten haben, Diensten wie Zattoo die Rechte weiterzugeben, "damit wir die Sendungen in HD zeigen oder unsere Nutzer sie aufnehmen können". Hier hänge viel von den Rechten ab, die die Sender beim Einkauf selber erworben haben. "Es liegt in meinen Augen auch nicht ausschlaggebend daran, dass die Sender ihre eigenen Plattformen wie TVNow, 7TV oder die anderen Mediatheken pushen wollen."

95 Prozent des Traffics über Direct Peering

Zattoo war einst als P2P-Dienst gestartet. Das heißt, ein Nutzer, der ein TV-Signal auf dem PC geschaut hatte, sendete das Signal direkt an andere Nutzer weiter. Davon hat man sich schon lange verabschiedet. "Über 95 Prozent unseres Traffics laufen über Direct-Peering-Austausch", so Meyer. Direct Peering heiße für Zattoo, dass das Signal direkt an die Internet Service Provider übergeben wird, ohne dass ein Dritter wie zum Beispiel ein CDN Anbieter dazwischen geschaltet ist. "Dabei kaufen wir aber keine Quality of Service bei den Netzbetreibern ein", unterstreicht der Manager.

Allgemein hätten die Anfragen von Nutzern wegen allgemeiner Streaming-Problemen in den vergangenen Jahren deutlich nachgelassen. "Das Thema spielt bei uns im Support fast keine Rolle mehr." Die Netze der Anbieter, die Übergabe der Signale an den Peering-Punkten und die Streamingtechnologie würden immer besser. "Anfang des Jahres hatten wir mit der Qualität unserer Streams bei einem bestimmten Internet Service Provider, dessen Namen ich nicht nennen will, einige Probleme, aber die sind inzwischen auch weitestgehend gelöst", so Meyer.

Als Bandbreitentreiber für die ganzen Gigabit-Anschlüsse, die derzeit beworben werden, sehen wir uns aber nicht. Unsere Streams brauchen etwa 5 MBit/s für ein sehr gutes HD-Bild. Im Premium-Paket können bis zu zwei Streams parallel genutzt werden. Mit Blick auf die Auflösung werden wir schon bald ein paar wichtige Neuigkeiten verkünden. Übrigens auch mit Blick auf die Anzahl paralleler Streams.

Mitbewerber waipu.tv hatte gerade zur IFA erst den Aufnahmespeicher für seine Kunden verdoppelt.

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