Sicherheitsmängel: Zoll sackt vor Weihnachten mehr Pakete ein
Vor Weihnachten werden Pakete aus dem EU-Ausland verstärkt vom Zoll überprüft
Foto: picture-alliance / dpa
Die Palette reicht von Drohnen über kabellose Kopfhörer bis hin zu Turnschuhen: 2017 hat das Hauptzollamt Bielefeld wegen verschiedenster Verstöße wieder zahlreiche Onlinebestellungen einkassiert. Darunter sind vor allem Fälschungen. "Aber immer häufiger haben wir auch Produkte, die Sicherheitsmängel haben", erklärt der Zollbeamte Markus Dieckmann bei einer Vorstellung der einkassierten Waren.
In der Folge muss er den Warenbestellern erklären, dass er ihnen ein Paket nicht aushändigen kann. "Viele machen dann ein langes Gesicht", erzählt er. Zwar dürfte mancher am Ende erleichtert sein, dass er gefährliche Elektronik oder giftiges Spielzeug nicht zu Hause hat. Doch das Geld bekommen viele wohl nicht zurück.
Kaufen im Ausland beliebt wie noch nie
Vor Weihnachten werden Pakete aus dem EU-Ausland verstärkt vom Zoll überprüft
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Von zu Hause noch schnell ein Geschenk im Netz bestellen - der Online-Handel in Deutschland boomt. Der Brutto-Umsatz ist 2016 gegenüber dem Vorjahr um 12,5 Prozent auf 52,74 Milliarden Euro gestiegen, wie aus einer Studie des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel (Bevh) hervorgeht. Inzwischen macht er 13 Prozent des gesamten Einzelhandelsvolumens aus. Dieser Anstieg mache sich auch beim Zoll bemerkbar, erklärt Dieckmann. Immer öfter müssen sie dort Pakete einkassieren.
Bundesweit hat der Zoll 2016 gefälschte Produkte im Wert von 180,04 Millionen Euro beschlagnahmt. Das ist eine signifikante Steigerung gegenüber 2015 (132,3 Millionen Euro). Unter den gefälschten Produkten sind Turnschuhe, Handys und Uhren, erklärt Dieckmann. Der Verbraucher habe sie - oft zu einem Schnäppchenpreis - im Netz bei einem Händler in einem Drittstaat bestellt, weshalb der Zoll die Pakete überhaupt kontrolliert. Die beschlagnahmten Waren stammten vor allem aus China, Hongkong und den USA. Vielen sei bei der Bestellung gar nicht klar, dass sie in einem Shop außerhalb der Europäischen Union bestellten.
China-Schnäppchen mit Risiko
Zunehmend seien nun auch Produkte mit Sicherheitsmängeln ein Problem. "In der Statistik wird noch nicht gesondert aufgeführt, wenn wir Waren wegen Sicherheitsmängeln aus dem Verkehr ziehen", sagt Kirsten Schüler vom Hauptzollamt Bielefeld. Doch tendenziell würden es mehr. Beim Hauptzollamt Bielefeld wurden 2017 bislang 175 Waren aufgrund von Sicherheitsmängeln kassiert.
Darunter sind etwa kabellose Kopfhörer, die kein CE-Siegel haben oder Spielzeug, welches den deutschen Sicherheitsanforderungen nicht entspricht. Wenn der Zoll Sicherheitsmängel feststellt, vernichtet er die Produkte in der Regel.
Für Verbraucher wird das vermeintliche Schnäppchen dann schnell teuer: "Wenn es zu Problemen bei Onlinebestellungen bei Shops im Ausland kommt, hat man immer schlechte Karten, sein Recht zu bekommen", sagt Georg Tryba von der Verbraucherzentrale NRW. Eine Rückabwicklung sei oft so teuer, dass sie sich nicht lohne. "Im Zweifel müssen Sie dann etwa in China klagen", sagt er. Dazu ist wohl kaum jemand bereit.
Geld weg oder nicht?
Tryba rät vor einer Bestellung im Netz das Impressum des Online-Shops zu checken und auf diesem Weg zu klären, wo ein Shop seinen Sitz hat. Weiter sollte man nicht in Vorkasse gehen oder mit Kreditkarte zahlen. Dann habe man nur wenige Chancen, sein Geld zurückzubekommen, wenn das Paket im Zoll festhängt. Besser seien Bezahlmethoden wie Paypal oder Amazon Payment. Erreiche einen ein Produkt dann nicht, könne man sein Geld zurückfordern. Wobei sich der Sachverhalt des Käuferschutzes bei PayPal nach dem jüngsten Urteil des Bundesgerichtshofes an sich auf der Kippe befindet.
Und wer bei einem Produkt Sicherheitsbedenken hat, sollte sicherstellen, dass die Ware ein CE-Siegel besitzt, erklärt Dieckmann. Denn natürlich rutschen dem Zoll auch gefährliche Produkte durch.
Neu ist das verstärkte Vorgehen des Zolls gegen Produktpiraterie und Sicherheitsmängel bei Paketen aus dem EU-Ausland nicht, wie teltarif.de berichtete. Jedoch stehen nun verstärkt Sendungen aus Asien und den USA im Fokus, anlässlich des anstehenden Weihnachtsfestes.