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Sicherheitsmängel: Zoll sackt vor Weihnachten mehr Pakete ein

Drohnen, Fitnessarmbänder und kabellose Kopfhörer: Vermeintliche Schnäppchen im Netz werden mitunter schnell zur Enttäuschung. Wegen Sicherheitsmängeln und Fälschungen kassiert der Zoll immer häufiger Pakete ein. Ein Besuch beim Hauptzollamt Bielefeld.
Von dpa / Stefan Kirchner

Online-Shopping Vor Weihnachten werden Pakete aus dem EU-Ausland verstärkt vom Zoll überprüft
Foto: picture-alliance / dpa
Die Palette reicht von Drohnen über kabellose Kopfhörer bis hin zu Turnschuhen: 2017 hat das Haupt­zollamt Bielefeld wegen verschiedenster Verstöße wieder zahlreiche Online­bestellungen einkassiert. Darunter sind vor allem Fälschungen. "Aber immer häufiger haben wir auch Produkte, die Sicherheits­mängel haben", erklärt der Zollbeamte Markus Dieckmann bei einer Vorstellung der einkassierten Waren.

In der Folge muss er den Waren­bestellern erklären, dass er ihnen ein Paket nicht aushändigen kann. "Viele machen dann ein langes Gesicht", erzählt er. Zwar dürfte mancher am Ende erleichtert sein, dass er gefährliche Elektronik oder giftiges Spielzeug nicht zu Hause hat. Doch das Geld bekommen viele wohl nicht zurück.

Kaufen im Ausland beliebt wie noch nie

Online-Shopping Vor Weihnachten werden Pakete aus dem EU-Ausland verstärkt vom Zoll überprüft
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Von zu Hause noch schnell ein Geschenk im Netz bestellen - der Online-Handel in Deutschland boomt. Der Brutto-Umsatz ist 2016 gegenüber dem Vorjahr um 12,5 Prozent auf 52,74 Milliarden Euro gestiegen, wie aus einer Studie des Bundes­verbands E-Commerce und Versand­handel (Bevh) hervorgeht. Inzwischen macht er 13 Prozent des gesamten Einzelhandels­volumens aus. Dieser Anstieg mache sich auch beim Zoll bemerkbar, erklärt Dieckmann. Immer öfter müssen sie dort Pakete einkassieren.

Bundesweit hat der Zoll 2016 gefälschte Produkte im Wert von 180,04 Millionen Euro beschlagnahmt. Das ist eine signifikante Steigerung gegenüber 2015 (132,3 Millionen Euro). Unter den gefälschten Produkten sind Turnschuhe, Handys und Uhren, erklärt Dieckmann. Der Verbraucher habe sie - oft zu einem Schnäppchenpreis - im Netz bei einem Händler in einem Drittstaat bestellt, weshalb der Zoll die Pakete überhaupt kontrolliert. Die beschlag­nahmten Waren stammten vor allem aus China, Hongkong und den USA. Vielen sei bei der Bestellung gar nicht klar, dass sie in einem Shop außerhalb der Europäischen Union bestellten.

China-Schnäppchen mit Risiko

Zunehmend seien nun auch Produkte mit Sicherheits­mängeln ein Problem. "In der Statistik wird noch nicht gesondert aufgeführt, wenn wir Waren wegen Sicherheits­mängeln aus dem Verkehr ziehen", sagt Kirsten Schüler vom Haupt­zollamt Bielefeld. Doch tendenziell würden es mehr. Beim Haupt­zollamt Bielefeld wurden 2017 bislang 175 Waren aufgrund von Sicherheits­mängeln kassiert.

Darunter sind etwa kabellose Kopfhörer, die kein CE-Siegel haben oder Spielzeug, welches den deutschen Sicherheits­anforderungen nicht entspricht. Wenn der Zoll Sicherheits­mängel feststellt, vernichtet er die Produkte in der Regel.

Für Verbraucher wird das vermeintliche Schnäppchen dann schnell teuer: "Wenn es zu Problemen bei Online­bestellungen bei Shops im Ausland kommt, hat man immer schlechte Karten, sein Recht zu bekommen", sagt Georg Tryba von der Verbraucher­zentrale NRW. Eine Rück­abwicklung sei oft so teuer, dass sie sich nicht lohne. "Im Zweifel müssen Sie dann etwa in China klagen", sagt er. Dazu ist wohl kaum jemand bereit.

Geld weg oder nicht?

Tryba rät vor einer Bestellung im Netz das Impressum des Online-Shops zu checken und auf diesem Weg zu klären, wo ein Shop seinen Sitz hat. Weiter sollte man nicht in Vorkasse gehen oder mit Kredit­karte zahlen. Dann habe man nur wenige Chancen, sein Geld zurück­zubekommen, wenn das Paket im Zoll festhängt. Besser seien Bezahl­methoden wie Paypal oder Amazon Payment. Erreiche einen ein Produkt dann nicht, könne man sein Geld zurückfordern. Wobei sich der Sachverhalt des Käufer­schutzes bei PayPal nach dem jüngsten Urteil des Bundes­gerichtshofes an sich auf der Kippe befindet.

Und wer bei einem Produkt Sicherheits­bedenken hat, sollte sicherstellen, dass die Ware ein CE-Siegel besitzt, erklärt Dieckmann. Denn natürlich rutschen dem Zoll auch gefährliche Produkte durch.

Neu ist das verstärkte Vorgehen des Zolls gegen Produkt­piraterie und Sicherheits­mängel bei Paketen aus dem EU-Ausland nicht, wie teltarif.de berichtete. Jedoch stehen nun verstärkt Sendungen aus Asien und den USA im Fokus, anlässlich des anstehenden Weihnachtsfestes.

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