Informationsflut

Ständige Erreichbarkeit per Handy für viele wichtig

E-Mails im Job werden dagegen oft als lästig empfunden
Von dpa / Marie-Anne Winter

Die meisten Deutschen wollen zwar immer erreichbar sein, fühlen sich manchmal aber von der Informationsflut gestört. Das ergab eine repräsentative Studie unter 1 000 Personen über 14 Jahren im Auftrag des Branchenverbands Bitkom in Berlin. "Rund 70 Prozent sagen, dass es ihnen wichtig ist, per Handy erreichbar zu sein", sagte Bitkom-Präsident Prof. August-Wilhelm Scheer heute bei der Vorstellung der Studie. Jedem Zweiten passt es aber nicht, wenn andere ständige Erreichbarkeit von ihm erwarten. Die Studie wurde von der ARIS Umfrageforschung in Hamburg angefertigt.

E-Mails werden besonders im Beruf als Belästigung wahrgenommen: So gab etwa jeder Vierte an, sich durch elektronische Post im Job gestört zu fühlen. Das hat zum Teil auch mit der Menge zu tun: "Mehr als jeder Zweite bekommt im Job täglich mehr als fünf E-Mails", erklärte Scheer. Mehr als 35 Prozent der Befragten hätten daher nichts gegen einen E-Mail-freien Tag im Büro einzuwenden.

Um diese Belastung einzudämmen, sind laut Scheer besonders die Arbeitgeber gefordert. Sie sollten verbindliche Regeln für den Umgang mit E-Mails aufstellen. Es könne zum Beispiel schon helfen, nicht immer alle E-Mails als Kopie an alle Mitarbeiter weiterzuschicken. Der Zusatz "dringend" sollte außerdem nur verwendet werden, wenn eine Antwort am selben Tag notwendig ist.

Fernsehen unbeliebter als E-Mail oder Telefon

Generell erfreuen sich Telefon und E-Mail aber großer Beliebtheit. So sehen die meisten Deutschen beide Technologien nicht in der Schuld, wenn es um Informationsüberflutung geht. 67 Prozent machen hauptsächlich das Fernsehen dafür verantwortlich. Dem Internet wurde dieser Kritikpunkt nur von 39 Prozent der Befragten zugeschrieben, beim Telefon waren es sogar nur 33 Prozent. "Dieses Ergebnis ist erstaunlich, denn schließlich hat der Fernseher einen Knopf zum Ausschalten", sagte Scheer. Selbstkontrolle und aktives Regulieren der Informationsbereitschaft habe sich wohl noch nicht durchgesetzt.

Mit nur zwölf Prozent empfinden die 14- bis 29-Jährigen die Informationsflut besonders selten als Belastung. "Dabei zeigt sich, dass diejenigen, die mit den Technologien aufgewachsen sind, anscheinend Schutzmechanismen entwickelt haben, um sich gegen die Überflutung zu wehren", erklärte Scheer. Mit knapp 40 Prozent fühlt sich die Altersgruppe der 50- bis 64-Jährigen von der Informationsüberflutung am meisten gestört. Trotzdem sieht die Mehrheit aller, die Handy und E-Mails nutzen, beide Technologien als Gewinn an - besonders in Bezug auf persönliche Sicherheit, Lebensqualität und Flexibilität.