Diskussion

0180 vom Handy: Bald gleicher Preis wie im Festnetz?

Bundesnetzagentur will kostenlose Warteschleifen auch für Prepaid-Kunden
Von Marc Kessler

Johannes Kindler BNetzA-Vizepräsident Kindler: Gleiche 0180-Entgelte in Mobil- und Festnetz notwendig
Bild: Bundesnetzagentur
Warum kosten 0180-Gespräche aus dem Mobilfunk bis zu zehn Mal so viel wie aus dem Festnetz? Diese und andere TK-relevante Fragestellungen waren Thema auf dem heutigen Kongress "Verbraucherschutz im Telekommunikationskmarkt", der von der Bundesnetzagentur (BNetzA) gemeinsam mit dem Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) in Berlin abgehalten wird.

0180-Gespräche aus dem Mobilfunk sollen billiger werden

Johannes Kindler BNetzA-Vizepräsident Kindler: Gleiche 0180-Entgelte in Mobil- und Festnetz notwendig
Bild: Bundesnetzagentur
BNetzA-Vizepräsident Johannes Kindler hält hier eine Angleichung der Gebühren - vom Handy aus geführte 0180-Gespräche dürfen aktuell mit maximal 42 Cent pro Minute berechnet werden - für möglich und auch notwendig. Aus dem Festnetz kostet der Anruf einer 0180-Nummer zwischen 3,9 Cent (0180-1) und 14 Cent (0180-5) pro Minute beziehungsweise einmalig 6 Cent (0180-2) beziehungsweise 20 Cent (0180-4).

Kindler in der Diskussion wörtlich: "Wir müssen dies auch im Mobilfunk bekommen. (..) Wo ein Wille ist, da ist ein Weg." Der Geschäftsführer des Branchenverbands VATM, Jürgen Grützner, gibt zu: "Ja, die Mobilfunker profitieren im Moment massiv davon, dass sie hohe Preise für einen Service nehmen, den andere anbieten." Allerdings sei man offen für eine eventuelle Regelung: "Da kann man drüber reden". Grützner forderte Kindler dazu auf, eine klare Regelung für dieses Problem zu schaffen: "Dann schaffen Sie eine Lösung, dass diese hohen Preise nicht mehr anfallen!", sagte der Verbands-Chef.

Ebenso von allen Beteiligten als Problem wahrgenommen wird die aktuelle Tendenz, dass unseriöse Callcenter vermehrt ins Ausland abwandern, um einer juristischen Verfolgung aus dem Wege zu gehen. Simon Juraschek, beim Deutschen Dialogmarketing Verband zuständig für Callcenter, gibt auf Frage von teltarif.de zu: "Der Abwanderung unseriöser Callcenter ins Ausland ist schlecht Herr zu werden." Eine Verfolgung von Verstößen durch die BNetzA sei indes schwierig bis unmöglich. "Das ist ein großes Problem, dem wir Herr werden müssen."

BNetzA beharrt auf kostenlosen Warteschleifen

Bezüglich der Forderung nach kostenlosen Warteschleifen, die auch Wirtschaftsminister Brüderle im neuen Telekommunikationsgesetz (TKG) vorschreiben will, entwickelte sich ein Streitgespräch zwischen Jürgen Grützner (VATM) und BNetzA-Vize Johannes Kindler. Während Grützner darauf verwies, dass eine Lösung für Mobilfunk-Prepaid-Kunden bei 0180-Nummern abrechnungstechnisch extrem kostspielig (Grützner: rund 60 Millionen Euro) sei und letztlich wieder (indirekt) vom Kunden gezahlt werden müsse, hält Kindler diese Argumente eher für vorgeschoben. "Man bekommt permanent gesagt 'Das geht nicht', aber sie [die BNetzA] müssen das Ziel vorgeben - und plötzlich wird dann mit der Erfüllung des Ziels [vom Anbieter] sogar geworben."

Vorwurf: (Gewollte) Service-Defizite bei den Anbietern

Kindler verwies zudem auf ein Service-Defizit bei den Anbietern. Während Neukunden bei Anruf der entsprechenden Hotlines meist extrem schnell bedient würden, müssten Bestandskunden bei Problemen oft ewig in der Warteschleife schmoren oder würden dauernd weiterverbunden. Für Kindler steht fest: Da, wo ein Interesse des Anbieters besteht, geht es auch schnell und serviceorientiert.