Abschluss

Standard für mobiles WiMAX verabschiedet

Geräte-Zertifikationstests können endlich beginnen
Von Christian Horn

Die internationale Standardisierungs-Organisation Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) hat den Standard für das mobile WiMAX verabschiedet. Die Verabschiedung des Standards, der offiziell der Namen 802.16-2005 (bisher IEEE 802.16e) tragen soll, wurde lange erwartet und komplettiert die IEEE 802.16-Standardfamilie. Der Standard für das "Fixed WiMAX" (IEEE 802.16-2004) hatte im Juni 2004 seine IEEE-Zulassung gefunden. "Viele Unternehmen haben dringend auf diesen Abschluss gewartet, weil sie den Standard in ihrem Equipment umsetzen müssen", erklärt Roger Marks, der Vorsitzende der IEEE 802.16 Working Group.

Zertifikationstests als nächste Stufe im langwierigen Procedere

Die nächste Stufe im langwierigen Procedere vom Technologie-Entwurf bis hin zum fertigen Produkt sind die Zertifikationstests durch das WiMAX Forum. Diese könnten nun in der ersten Hälfte des kommenden Jahres beginnen. Erste Produkte des mobilen WiMAX könnten spät im Jahr 2006 oder im Jahr 2007 verfügbar sein. Skeptiker jedoch befürchten, die Produktreife der mobilen WiMAX-Geräte könne sich bis ins Jahr 2008 verzögern, waren doch die Zertifikationstests des Fixed WiMAX mehrmals verschoben worden.

Craig Mathias, Leitender Wireless-Analyst bei der Farpoint Group, warnt vor übertriebenem Optimismus: "Wir dürfen uns nicht nichts vormachen, hier wird eine Industrie aus dem Nichts aufgebaut. Die Nutzer wollen mobiles Breitband, und genau das bietet diese Technologie. Aber wir denken, dass hier noch drei Jahre ins Land gehen werden. In dieser Zeitspanne können sich die Dinge aber dramatisch verändern." Währenddessen testen Telecom Italia und Samsung schon im Februar des nächsten Jahres bei den olympischen Winterspielen in Turin das mobile WiMAX auf Basis der koreanischen WiMAX-Variante WiBro. Die Koreaner haben ihr eigenes WiMAX-Süppchen schon fertig gekocht und machen nun mit ihrem technologischen Vorsprung den anderen WiMAX-Anbietern schwere Konkurrenz.

WiMAX versorgt ländliche Gegenden kosteneffizient mit Breitband-Internet

In südlichen Teil der kanadischen Provinz Alberta baut der kanadische Netzwerk-Equipmenthersteller Nortel [Link entfernt] ein WiMAX-Funknetz, das eine Fläche von 8 000 Quadartmeilen (etwa 21 000 Quadratkilometer) abdecken soll. Das erste kommerzielle WiMAX-Funknetz Kanadas ist ein Paradebeispiel für den oft beschworenen Vorzug der WiMAX-Technologie, auch dünn besiedelte, ländliche Gegenden kosteneffizient mit breitbandigen Internetanschlüssen versorgen zu können. Die angebotene Datenrate soll zunächst bei 1 bis 3 MBit/s liegen. In Kaiserslautern und dem westlichen Umland gab gestern Arcor den Startschuss für sein WiMAX-Pilotprojekt.

Nortel betont, dass seine auf dem dem Fixed WiMAX-Standard basierende Lösung später problemlos auf das mobile WiMAX aufgerüstet werden kann. Die Schwierigkeit des Upgrades vom Fixed WiMAX auf das mobile WiMAX gilt in der Industrie als die zentrale Problematik für die Akzeptanz von WiMAX bei den Netzbetreibern. So gilt das mobile WiMAX als problemlos abwärtskompatibel zum Fixed WiMAX. Die Kompatibiltät vom Fixed WiMAX aufwärts zum mobilen WiMAX ist jedoch nicht selbstverständlich gegeben und eventuell kostenintensiv. Dieser Umstand könnte vorsichtige Netzbetreiber veranlassen, mit WiMAX-Implementationen abzuwarten, bis das Equipment für mobiles WiMAX die Markreife erlangt hat.