abgelenkt

Der Blackberry lenkt von der Arbeit ab

Der Anwender als Sklave des E-Mail-Systems
Von Marie-Anne Winter

Nicht umsonst gehören Blackberrys in vielen Firmen heute zur Grundausstattung. Die handlichen Geräte sorgen auf einfache Weise überall für den schnellen Zugang auf E-Mails, Terminkalender sowie Kontakte und ersetzen teilweise das Handy oder Notebook. Doch kann die neue Push-Mail-Technik auch zu einer Reihe von Problemen führen - etwa zum berüchtigten Blackberry-Daumen. Die Geräte können aber auch zu Schwierigkeiten anderer Art in Unternehmen führen, berichtet das IT-Wirtschaftsmagazin CIO in seiner aktuellen Ausgabe.

Während Blackberry mittlerweile einen regelrechten Push-Mail-Hype ausgelöst hat und andere Anbieter zur Nachahmung treibt, weist etwa auch Alexander Fischer, Leiter IT-Infrastruktur beim Papierhersteller August Koehler AG, auf die Nebenwirkungen dieser Technik hin: "Das Hauptproblem mit den Blackberrys und anderen Push-fähigen Geräten sehe ich darin, dass der Anwender zum Sklaven des E-Mail-Systems wird." Push verwandele nämlich ein asynchrones Kommunikationssystem in ein synchrones - mit bis heute weitgehend unterschätzten Folgen.

Im Selbstversuch habe Fischer erlebt, wie er den ganzen Tag mit eingehenden E-Mails beschäftigt war und sich dabei nicht mehr auf seine Arbeit konzentrieren konnte: "Ich bin mir nach einer gewissen Zeit wie ein Pawlowscher Hund vorgekommen, der den ganzen Tag nur noch auf die Signale des Blackberry reagiert", beschreibt der IT-Manager den Push-Effekt.

Eine weitere Schwierigkeit sieht Fischer im Echtzeit-Mail-Verkehr, denn Push-Geräte suggerieren den Kommunikationspartnern eine permanente Erreichbarkeit - und das habe auf Dauer fatale Folgen für den Benutzer: "Push erzeugt einen gefährlichen Erwartungsdruck, weil der Sender dabei annimmt, dass der Mail-Empfänger in jeder Situation unmittelbar die Nachrichten lesen kann."

Vor diesem Hintergrund sollten laut IT-Manager Fischer Unternehmen mit Blackberry-Nutzern unter Einbeziehung des Betriebsrats Richtlinien für den Umgang mit dieser Technologie erarbeiten. Des Weiteren rät "CIO", auch den Einsatz von herkömmlichen Smartphones, Outlook Web Access oder Citrix-Terminalserver anstelle des Blackberrys zu prüfen.