Das neue Internet: Alte Ideen in neuer Verpackung?
Ob Prognosen sich erfüllen, weiß man erst hinterher. Aus diesem Grund hielten sich die Teilnehmer einer vom Internetdienst United Internet veranstalteten Podiumsdiskussion in Kiel zur Zukunft des Internets mit Voraussagen zurück. Tenor der gestrigen Debatte: Das Internet wird zum neuen Leitmedium für jede Art von Kommunikation und wird das klassische Fernsehen und die Printmedien gehörig unter Druck setzen. Matthias Greve, der Vorstand der 1&1 Internet AG, sieht in zehn Jahren den einfacheren, reibungslosen und dazu noch kostenlosen Internetzugang auch von mobilen Endgeräten. Dazu kämen eine wachsende Vernetzung sowie eine stärkere Ausrichtung auf den Nutzer. Inhaltlich wird sich nach Ansicht der Experten dagegen nicht so viel ändern. Das vielgenutzte Schlagwort "Web 2.0" wollte keiner der Internetprofis so gern in den Mund nehmen.
"Das Internet kann die Aufgabe anderer Medien als Distributionsmedium übernehmen", sagte beispielsweise Ossi Urchs, Internetguru und Autor zahlreicher Bücher zu spezifischen Themen wie Web 2.0 und VoIP. Andere Medien würden aber nicht verschwinden, sondern das Internet diese Aufgabe ergänzend erfüllen. Langsam trete allerdings der technische Aspekt, der bislang im Vordergrund gestanden habe, hinter den Anwendungen zurück. "In den Vordergrund rückt die konkrete Anwendung und nicht, wie der Dienst zum Nutzer kommt."
Auch web.de wird sich neuen Diensten öffnen - ein bisschen jedenfalls
Das sieht auch Internetpionier Greve so: "Alles wird über das IP-Netz laufen und das Nutzungsverhalten sich von den klassischen Medien zum Internet hin verschieben", ist er sich sicher. Dabei würden durch Dienste wie IPTV oder Video on Demand die Grenzen zu den älteren Medien verwischen. Trotz neuer Themen und neuer Communities würden gestandene Portale wie etwa web.de oder GMX ihre Bedeutung nicht verlieren, sondern sogar an Wert gewinnen. Sie böten den Menschen mit Diensten wie E-Mail, lokaler Suche, Routenplanung oder Nachrichten eine Heimat, zu der die Nutzer immer wieder zurückkehrten, auch wenn sie sich zwischenzeitlich für neue, spezielle Themen wie etwa Blogging begeisterten. Solche neuen Dienste sollen die Nutzer zukünftig auf web.de zusätzlich finden.
Matthias Ehrlich, Vorstand der United Internet Media AG fügt dem hinzu: "Grundfunktionen wie Webhosting oder E-Mail gut zu machen, zahlt sich für Internetdienstleister aus." Für weitere kleinere Dienste - angeboten durch Kooperationspartner - würden die Portalbetreiber dann lediglich den Verkehr bringen. "Wir sind zum Beispiel die Mall-Betreiber, die die Leute vor das Schaufenster bringen." Für den Erfolg dieser Dienste seien sie dann nicht mehr verantwortlich.