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+44/+1: United Mobile kombiniert zwei Rufnummern auf einer SIM

Wahlweise unter englischer oder amerikanischer Vorwahl erreichbar
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Der Mobile World Congress in Barcelona ist die Hochburg der Roaming-Kunden. Zwar hat EU-Kommissarin Viviane Reding die Preise für Telefonate innerhalb der EU bezahlbarer gemacht, aber mit der richtigen Roaming-SIM-Karte lässt sich im Vergleich noch einiges sparen und der Nutzer hat eine weltweit gültige Rufnummer, die längerfristig verwendet werden kann. Eine lokale Karte kann nämlich unter Umständen (z.B. in Frankreich) relativ schnell ihre Gültigkeit verlieren und damit ist die Rufnummer wieder weg.

Der Roaming-Karten-Pionier United Mobile [Link entfernt] war in Barcelona in Halle 2 zu finden und stellt erste Muster einer neuen SIM-Karte mit zwei Rufnummern auf einer Karte vor, technisch "Dual IMSI" genannt. Der Clou: Der Kunde ist parallel unter zwei verschiedenen Rufnummern erreichbar, in diesem Fall eine englische Rufnummer von der Insel Jersey (+44 7937) und eine US-amerikanische Nummer, in unserem Test mit der Vorwahl +1-570 (Pennsylvania Area).

Die Erreichbarkeit unter der US-Nummer war nach dem Einlegen in Spanien auf Anhieb gegeben, zum abgehenden Telefonieren musste der englische "Teil" der SIM-Karte erst von der Hotline aktiviert werden. Abgehend dagegen kann außerhalb der USA nur mit der englischen Nummer telefoniert werden. In den Vereinigten Staaten dagegen kann mittels SIM-Toolkit-Menü festgelegt werden, ob man abgehend als "Engländer" oder "Amerikaner" telefonieren will.

+44/+1: Preise wie bei UM+

Zur Zielgruppe der "+44/+1" genannten Karte gehören in erster Linie Briten und Amerikaner, die weltweit unterwegs sind. Auch deutsche Globetrotter können aber mit der US-Rufnummer punkten, zum Beispiel, wenn sie für amerikanische Freunde auf dem Handy erreichbar sein wollen, da Auslandsgespräche in den USA in der Regel ziemlich teuer sind.

Preislich orientiert sich das +44/+1-Produkt an den Tarifen der UM+-Karte: Alle Anrufe kosten, wie bei United Mobile seit kurzem üblich, einen Verbindungspreis von einmalig 19 Cent, auch ankommend.

Ist man in den USA unterwegs und wird auf der britischen Nummer angerufen, zieht das in der Folge keine weiteren Kosten nach sich, ein Anruf auf der US-Rufnummer schlägt mit 19 Cent pro Minute zu Buche. Dies ist für US-Verhältnisse, wo ankommende Anrufe auf dem Handy immer Geld kosten, noch günstig.

Die Dual-IMSI-Karte soll in ein bis zwei Monaten verfügbar sein und wird dann über das Internet oder spezialisierte Händler angeboten.

United-Mobile-SIM mit deutscher Rufnummer geplant, aber noch nicht umgesetzt

Ob und wann eine bereits geplante SIM-Karte mit deutscher Rufnummer realisiert wird, ist unklar. Zwar wurden, wie teltarif aus Branchenkreisen erfuhr, entsprechende Verträge mit einem deutschen Netzbetreiber unterschrieben, ob diese jedoch jemals umgesetzt werden, ist nicht sicher.

United Mobile plant auch, Datenübertragung mit den Jersey-SIM-Karten anzubieten, aktuell ist dies jedoch noch nicht möglich. Daten übertragen kann aber das United-Mobile-Produkt mit Liechtensteiner Vorwahl. Nachteil dieser so genannten UM-423-SIM-Karte für den Anbieter: Der Rufaufbau ist für United Mobile ziemlich teuer, weil er per SMS "angefordert" wird (das sonst übliche USSD-Verfahren bietet der Netzbetreiber Mobilkom Liechtenstein nicht an). Eine Kurzmitteilung kostet im Großhandel etwa 30 Cent, die aber dem Kunden nicht unmittelbar berechnet, sondern in die Einnahmen aus einer stattgefundenen Verbindung integriert werden.

Insider vermuten, dass United Mobile hier in einem Dilemma steckt. Gerne würde man wohl auf eine einheitliche Plattform umsteigen, aber die Liechtensteiner Rufnummern sind nicht nur in der Schweiz (von wo aus Liechtenstein telefonisch aus historischen Gründen zum Inlandspreis zu erreichen ist) nach wie vor sehr populär. Ein Rufnummernwechsel kommt für viele Kunden nicht in Frage, eher würden sie den Anbieter wechseln.

United Mobile mit Umstrukturierungen

Nach der spektakulären Pleite des Skype-Gründers Morton Lund, der auch bei United Mobile investiert hatte, und aufgrund der spürbaren Folgen der Weltwirtschaftskrise sah sich United Mobile zu Umstrukturierungen gezwungen. Der CEO Charles Fränkl (einst bei Swisscom, Vodafone, E-Plus und AOL) hat das Unternehmen schon im letzten Herbst verlassen, der Firmengründer Sven Donhuysen kehrte als Geschäftsführer zurück. Um Kosten zu sparen, wurde der Personalstand angepasst. Nachdem zahlreiche Mitbewerber wie zum Beispiel is09 aus Island schon aufgeben mussten, sieht United Mobile für sein +44/+1-Verbundprodukt große Chancen, auch in Zukunft erfolgreich sein zu können.