Boom

Wachstum in der Krise: China investiert in Telekommunikation

Die Gewichte im Weltmarkt verschieben sich in Richtung Osten
Von Steffen Herget

Während einige europäische und amerikanische Telekommunikationsunternehmen und Handyhersteller mit den Folgen der weltweiten Wirtschaftskrise zu kämpfen haben, wird in China kräftig investiert. Wie die Financial Times (FTD [Link entfernt] ) diese Woche berichtete, wird im Reich der Mitte so viel Geld in Telefon, Handy und mobiles Internet gesteckt wie nirgendwo sonst. 2009 und 2010 wird man in China allein 65,5 Milliarden Euro in den Ausbau der Handynetze stecken. Die Richtung gibt dabei der Finanzminister Chen Deming vor, er sieht die Lehren aus dem letzten großen Börsencrash von 1929 darin, dass in Zeiten der Krise investiert werden müsse und Protektionismus der falsche Weg sei.

Doch auch die Europäer profitieren zum Teil von dem Kurs der Regierung in Peking. So hat allein der finnisch-deutsche Telekomausrüster Nokia Siemens Networks (NSN) einen Auftrag über 880 Millionen Euro erhalten. Ob man in Nordamerika und der Euro-Zone jedoch auf Dauer über den chinesischen Aufschwung erfreut sein wird, ist zu bezweifeln. So graben die Unternehmen Huawei und ZTE den etablierten Marken wie Ericsson oder Nortel [Link entfernt] langsam aber sicher das Wasser ab. Huawei belegt bereits Rang vier auf dem Weltmarkt, ZTE schickt sich an, Nortel von Platz fünf zu verdrängen.

Auch die Regierung in Peking greift tief in die Tasche

Doch damit nicht genug: in Peking will man einen Teil der staatlichen Währungsreserven von 1 474 Milliarden Euro als Kredite für Unternehmen zur Verfügung stellen, um deren Expansion ins Ausland zu finanzieren. Eine Wettbewerbsverzerrung durch den hohen Kapitalaufwand sieht man in China nicht, ZTE-Manager Wei ist von einem gesunden Markt überzeugt, da die europäischen Firmen einen hohen Anteil in China selbst erreicht hätten. Und auch auf dem diesjährigen Mobile World Congress in Barcelona hatten chinesische Hersteller, allen voran Huawei, bereits die Muskeln spielen lassen. Die Konkurrenz aus Europa reagiert kühl, betont ihren guten Service und die aktuelle Vorherrschaft am Markt. Ob dies jedoch in Zukunftso bleiben wird, wenn der Druck aus China weiter zunimmt, darf zumindest bezweifelt werden.