Digital Radio

Politik kündigt verhaltene Unterstützung für DAB-Neustart an

WLAN-Internet-Empfang nicht ausreichend für Digitalisierung des Radios
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Die Politik kündigt verhaltene Unterstützung für DAB-Neustart an. Politik: Verhaltene Unterstüzung für DAB-Neustart
Bild: Philips
Im Zusammenhang mit der Novellierung des Telekommunikationsgesetzes war vorgesehen, dass ab 2015 jedes verkaufte Radio auch digitalen Empfang bieten soll. Nun hat das Bundeswirtschaftsministerium hierzu angekündigt, die Frage geeigneter Normen für Digitalradios ausklammern zu wollen, um so Technikneutralität zu bewahren. Das bedeutet konkret, dass nicht - so wie es die DAB-Lobby gerne und viele Privatradios, die den Digital Radio-Neustart ablehnen, sehr ungern gesehen hätten - DAB+ als Norm für Digitalradio vorgeschrieben werden soll.

Die Politik kündigt verhaltene Unterstützung für DAB-Neustart an. Politik: Verhaltene Unterstüzung für DAB-Neustart
Bild: Philips
Statt dessen würde es etwa ausreichen, dass künftige Radios WLAN-Internetempfang ermöglichen oder gar lediglich über ein Dock für Smartphones verfügen. Auf den Neustart des digital-terrestrischen Hörfunks könnte sich das negativ auswirken, weil die Distribution nötiger Empfänger durch einen solchen Schritt eingedämmt würde.

Politik will sich beim Thema Radio-Digitalisierung "nicht zurücklehnen"

Kritik hierzu kommt nun aus Sachsen: "Die Rundfunkreferenten der Länder haben in ihrer Stellungnahme zum ersten TKG-Entwurf nachdrücklich die darin verankerte Pflicht begrüßt, dass ab 2015 jedes neue Hörfunkgerät eine digitale Empfangseinheit haben muss", sagte der Medienpolitiker und Chef der Sächsischen Staatskanzlei, Johannes Beermann, im vom Verein "Digital Radio Mitteldeutschland" herausgegebenen Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk.

Aus Sicht des Rundfunks sei eine derartige Regelung für den Erfolg des Digital Radio essentiell. "Wir werden das auch in weiteren Gesprächen mit dem Bund deutlich machen". Aber: Wegen der begrenzten Bandbreite und der Problematik beim mobilen Empfang von Web-Radio "halten wir eine Beschränkung auf die Internet-Empfangsmöglichkeit derzeit für die Durchsetzung der Hörfunkdigitalisierung nicht für zielführend", so Beermann.

Insgesamt wolle sich die Politik bei dem Thema "nicht zurücklehnen und der Entwicklung bei DAB+ tatenlos zusehen. Im Gegenteil: Die Politik wird die Entwicklung aufmerksam verfolgen und falls nötig Stellschrauben justieren, um dem Digital Radio zum Erfolg zu verhelfen". Schließlich brauche es für eine positive Entwicklung weitere Multiplexe mit landesweiten, regionalen und lokalen Programmangebote", sagte Beermann. Hauptakteur seien aber die Sender und Hersteller.

Keine Gelder aus Digitalisierungsfond für DAB+

Einen "Digitalisierungsfonds" auf Bundesebene werde es laut dem Chef der Sächsischen Staatskanzlei aber wohl nicht geben, weil es unklar sei, mit welchen Geldern dieser gefüllt werden soll. Versteigerungserlöse aus den Frequenzen der Digitalen Dividende könnten zwar theoretisch genutzt werden, über die Verwendung entscheide jedoch der Bund, wobei Beermann die Chancen als "wenig realistisch" einstuft.

Digital-Radio-Lobby wiederholt Forderung nach "Abwrackprämie" für Altradios

Die Digital Radio-Lobby fordert für den DAB-Neustart gezielte Marketingmaßnahmen und eine noch größere Unterstützung aus der Politik. Auch eine "Abwrackprämie" für alte Radiogeräte könnte eine Maßnahme aus einem großen Maßnahmenbündel sein, wiederholte der Vorstandsvorsitzende der Digital Radio Plattform, Michael Richter, seine Forderung im Meinungsbarometer. "Wir brauchen ein solches Konsortium aus bundesweiten Programmanbietern. Die Veranstalter werden für ihre Programme ganz klar werben müssen". Es brauche jemanden, der erklärt, warum DAB+ jetzt besser ist als das alte DAB, und der herstellerunabhängig über die neuen Geräte informiert. Die Einführung des digital-terrestrischen Antennenfernsehens DVB-T bezeichnete er als "praxiserprobte Vorlage".