Strategie

E-Plus-Chef: "Internet auf dem Land für mich kein Business Case!"

Dirks: Leute sollen dort "einen Graben aufmachen und ein Kabel reinlegen"
Aus Duisburg berichtet Marc Kessler

E-Plus-Chef: Internet auf dem Land kein Business Case E-Plus-Chef: Internet auf dem Land kein Business Case
Bild: E-Plus
Mit einem engagierten und launigen Vortrag hat sich E-Plus-Geschäftsführer Thorsten Dirks heute auf dem Kongress des Zentrums für Telekommunikations- und Medienwirtschaft (ZfTM) in Duisburg präsentiert. "Die bedeutendsten Mobilfunker sind gekommen heute", leitete er seine Ansprache ein und meinte dabei o2-Chef René Schuster (der seinen Vortrag zuvor gehalten hatte) und sich selbst. Auch die Antwort, warum dies so sei, gab Dirks sich selbst: "Weil wir bedeutende Sachen in der Vergangenheit vorangetrieben haben!"

Bandbreite von 1 bis 2 MBit/s - die aber immer und überall

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Bild: E-Plus
In seinem Vortrag betonte Dirks immer wieder die Rolle des Kunden als entscheidendes Kriterium für den Erfolg eines Mobilfunk-Unternehmens. "Entscheidend ist der Kunde, der am Ende des Monats (hoffentlich) seine Rechnung zahlt", sagte der E-Plus-Chef. Das Problem in puncto mobilem Internet liege derzeit vor allem darin, dass die plakativ beworbenen "bis-zu"-Bandbreiten oft nicht erreicht werden. So tröpfelten die Daten etwa in der Düsseldorfer City oft nur. Dirks: "1 bis 2 MBit/s reichen in der Regel völlig aus. Die will ich dann aber überall haben - zu jeder Uhrzeit und auch an jedem Ort!" Das sei das, was der Kunde von seinem Netzbetreiber erwarte. Die Herausforderung für die Zukunft sei vor allem die Bewältigung der Kapazitätsfrage: "In der Zukunft wird das mobile Internet ein Riesen-Kapazitäts-Thema werden."

Ziel: Kunden das geben, was sie brauchen

Thorsten Dirks übte indes auch Kritik an sich beziehungsweise seinem Unternehmen: "Wir haben uns zu lange mit uns selbst beschäftigt." Nun müsse man alles daran setzen, die Kundenbedürfnisse aus Netzsicht zu erfüllen. "Wenn wir das als Industrie nicht bewerkstelligen, den Leuten das zu geben, haben wir ein Problem", so Dirks.

In Hinsicht auf den Kundenservice will E-Plus "menschlichen Service bieten" und "den Menschen Orientierung bieten, bevor sie sich für ein Produkt entscheiden" und sieht diese Verpflichtung auch für den Zeitraum nach dem Kauf. "Wir müssen gucken, was den Kunden treibt", sagte der E-Plus-Chef.

Breitband auf dem Land: Für Thorsten Dirks "kein Business Case"

Auf die Tatsache eingehend, dass E-Plus bei der Versteigerung der Digitalen Dividende keine Frequenzen im 800-MHz-Band ersteigert hat, ging Thorsten Dirks auf Angriffskurs: "Breitband auf dem Land ist für mich kein Business Case", sagte er und fügte gleich an: "Wir müssen am Ende auch Geld verdienen!" Dirks weiter: "Wenn die Leute auf dem Land DSL haben wollen, dann müssen sie einen Graben aufmachen und ein Kabel reinlegen!"

Dirks: Bauen das Netz dort aus, wo unsere Kunden leben

Im Gespräch mit teltarif.de betonte Thorsten Dirks noch einmal, man konzentriere sich beim Netzausbau zunächst auf die Regionen, "wo unsere Kunden leben". Der typische E-Plus-Kunde, so Dirks, "lebt in erster Linie in Ballungsräumen". Daher werde man ländliche Regionen erst später - und dann mit "ausreichender Leistung" - ausbauen. Mit "ausreichender Leistung" meint der E-Plus-Geschäftsführer dabei eine begrenzte Kapazität aufgrund der geringeren Bevölkerungsdichte.

Durchschnittliche HSPA-Bandbreite soll zwischen 500 kBit/s und 1,5 MBit/s liegen

"Da, wo wir heute HSPA haben, haben Sie aktuell zwischen 500 kBit/s und 1,5 MBit/s zur Verfügung", sagte Dirks. Primär baue man das Datennetz aber "für die Outdoor-Nutzung" aus. Denn die meisten aktuellen Smartphones unterstützten mittlerweile WLAN-Verbindungen, so dass man den Nutzern zuhause "keinen Ersatz-WLAN-Router" bieten müsse.

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