Benutzer mungojerrie schrieb:
Ich möchte diesem Editorial klar widersprechen.
Sorry, aber Massenmedien konnten sich nur verbreiten, wenn sie über Jahre hinweg stabil geblieben sind.
Stabilität kann sich für mich auch in einem klaren Zeitplan ausdrücken: Dienst X gibt es bis zu Y, danach gibt es dann Dienst X*. Natürlich müssen die Zeiträume, über die hier entschieden wird, lang sein im Vergleich zum üblichen Nutzungszeitraum der Geräte. Dadurch wissen die Verbraucher dann, dass sie ein zu X* kompatibles Gerät kaufen müssen, wenn sie über Y hinaus zukunftssicher sein wollen.
Das beste Beispiel ist hier das Radio. Aus heutiger Sicht ist analoges Radio klar veraltet - aber es ist verbreitet. Alle Verbesserungen, sei es Stereo, RDS oder TMC wurden so eingeführt, dass sie rückwärtskompatibel waren. So kann ein uraltes Röhrenradio heute genauso eingesetzt werden wie das Super-duper-3000-Euro Autonavi.
Beim Radio kommt dann noch hinzu, dass die Verbesserungen durch die Digitalisierung vergleichsweise gering sind. UKW rauscht zwar, aber in den meisten Empfangssituationen ("Zimmerlautstärke") hört man das Rauschen praktisch nicht.
Genau hier liegt das Problem: wieso soll ich mir alle zwei Jahre einen neuen Fernseher kaufen, wenn doch der alte noch funktioniert?
Wir reden hier ja von zehn Jahren, die bei DVB-T von der Einführung bis zur Ablösung durch den Nachfolger vergehen, nicht von zwei. Zumal der Fernseher mit einem Zusatzgerät (das bei Satelliten-Empfang ja auch nicht ganz unüblich ist) auch weiterbetrieben werden kann.
Angesichts dessen, dass neuere Geräte meist stromsparender sind als alte, spricht bei regelmäßig genutzten Geräten auch durchaus einiges für den Ersatz nach einer gewissen Zeit.
Auch das Handy konnte sich nur verbreiten, weil es mit GSM ein einfachen und weltweit noch immer funktionierenden Standard gibt. Der alte Knochen oder das Finger-Wischer-Ei-Phone - alle funken darin problemlos.
GSM ist ein wunderbares Beispiel für eine Digitaltechnologie, die so viele Vorteile gegenüber der alten Analogtechnologie hatte, dass sie sich trotz Parallelbetrieb im Nu durchgesetzt hat. Deswegen brauchte es auch keinen Umstellungszeitplan. C-Netz und Pager wurden einfach aus dem Markt gedrängt.
Im Fall von GSM/UMTS/LTE werden die Parallelbetriebskosten hingegen auf die Kunden umgelegt: So lange es genügend Alt-User mit Alt-Handy und Alt-Prepaid-SIM gibt, die sich nicht daran stören, dass die Karte schon nach wenigen Telefonaten (für 69 Cent/Minute) immer gleich leer ist, und diese brav wieder aufladen, werden die Netzbetreiber natürlich GSM weiterbetreiben.
In Japan gibt es aber zumindest bei einem Netzbetreiber Überlegungen, das (allerdings nicht GSM-kompatible) 2G-Netz abzuschalten:
https://www.teltarif.de/ntt-docomo-2g-lte/news/...Kai