Thread
Menü

Gespräche GEMA // CreativeCommons


29.11.2011 17:51 - Gestartet von Wolfgang Senges
Meines Wissens haben keine Gespräche zwischen Creative Commons (weder Deutschland noch international) und der GEMA statt gefunden. Dies entspricht nicht den Interessen von Creative Commons als nicht in den Verwertungsprozess eingebundene Organisation.

Sollte mit den von Franco Walther angesprochenen Gesprächen ein Termin Anfang 2010 in München gemeint sein, muss ich der in der Formulierung "Dabei wurde festgestellt, dass die Grundprinzipien beider Modelle nicht miteinander vereinbar sind" implizierten Aussage widersprechen.

Eine zentrale Frage war, inwieweit die GEMA sich einer Lizenzierung unter Creative Commons öffnen könne - bspw. indem die Lizenzierung unter CC für Mitglieder ermöglicht wird und die (bei kommerzieller Verwendung zu erfolgende) Abrechnung über die GEMA gehandhabt würde. Dies hätte ein großes Potenzial neuer Mitglieder bedeutet, sowie mehr Freiheiten für die bestehenden Mitglieder. Diese Möglichkeit sah der teilnehmende Justiziar der GEMA, Dr. Kilian Steiner nicht.

Damit wurde eine Möglichkeit zu einem großen Schritt in Richtung Akzeptanz vertan, denn wenn auch unter CC lizenzierende Komponisten die Möglichkeiten der modularen Definition von CC-Lizenzen zu schätzen wissen, fehlt für diejenigen, die ihre Musik kommerziell nutzen möchten ein zentraler, verwertender Ansprechpartner für die Lizenznehmer.

Da derzeit, bedingt durch das GEMA-Monopol und die aktuelle Rechtsprechung auch CC-Musik bei öffentlicher Aufführung an die GEMA berichtet werden muss, wäre der Mehraufwand innerhalb des Abrechnungsprozesses nicht wesentlich. Hoch dagegen ist der erforderliche Aufwand, die Wahrnehmungsverträge aller GEMA-Mitglieder entsprechend zu ändern.

Kurzum, wir, die anderen teilnehmenden Gesprächspartner am Tisch - ich möchte betonen, dass wir *nicht* die Creative Commons vertreten haben, wie von Hrn. Walther erwähnt - fanden eine freundliche, aber ablehnende Haltung gegenüber Vorschlägen vor, die die Situation hätten entschärfen können.

In Folge dessen sind einige der Teilnehmer am erwähnten Gespräch überein gekommen, dass aufgrund der ablehnenden Haltung der GEMA die einzige, wenn auch mit hohem Aufwand unsererseits verbundene Alternative ist, eine zweite Verwertungsgesellschaft für Creative Commons Lizenzen ins Leben zu rufen. Diese Initiative (C3S) wurde bereits mehrfach auf Veranstaltungen vorgestellt - bei großem, positiven Feedback nicht nur aus Richtung des Musikgeschäfts, sondern ebenso von anderen Zweigen der Content-Industrie (Text, Film, Bild).

In der Folgezeit war die C3S bestrebt, betroffenen jungen Musikern und Komponisten den komplexen Sachverhalt der Lizenzierung nahezubringen. Gemeinsam mit Vertretern der GEMA hat bereits zwei Mal im Rahmen der Musikkonferenz all2gethernow ein eentsprechender Workshop stattgefunden, der Informationen beider "Seiten" bot - GEMA und Creative Commons, denn beide Systeme haben sowohl Vor- als auch Nachteile.

Mit Beginn 2012 wird die Initiative zur Gründung der C3S (Creative Commons Collecting Society) mit starker Präsenz auf verschiedensten Plattformen aktiv sein.

Anmerkung: Neben meiner Eigenschaft als Mitinitiator der C3S bin ich u.a. als Kurator der all2gethernow (Musikkonferenz Berlin) und Berater von Startups im Musikumfeld und von Independent-Musikern tätig, sowie als Autor bei neumusik.com.

Wolfgang Senges