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Schlangenöl


22.05.2016 23:08 - Gestartet von spaghettimonster
"Zudem hat WhatsApp beim gewichtigsten Grund, auf Alternativanbieter zu setzen, nämlich beim mangelnden Datenschutz, doch erheblich nachgebessert: Dank der neu eingeführten Ende-zu-Ende-Verschlüsselung können weder WhatsApp noch staatliche Stellen die Inhalte von Nachrichten unterwegs abfangen."

Wer sagt das? Herr Petzke als informatikaffine Person sollte doch wissen, dass eine Verschlüsselung, deren Quelltext geheim ist, praktisch nicht nachprüfbar (zB auf Backdoors, evtl. erzwungen durch amerikanische Geheimgerichte) und daher als Blackbox kaum mehr als Blendwerk ist.

https://de.wikipedia.org/wiki/Kerckhoffs%E2%80%99_Prinzip

Selbst wenn man annimmt, dass der eingebaute Algorithmus mit dem quelloffenen von Open Whisper Systems identisch ist und dieser sicher ist, zielen die meisten Krypto-Attacken bekanntlich nicht auf den Algorithmus ab (was viel zu mühsam wäre), sondern auf Schwächen bei seiner regelmäßig vernachlässigten Implementation. Genau dieser Bereich ist nicht nachprüfbar.

https://de.wikipedia.org/wiki/Schlangen%C3%B6l

Notorisch übersehen wird auch, dass die Verbindungsdaten, laut Studien oft viel aussagekräftiger als Inhaltsdaten, weiterhin wenigstens für Facebook unverschlüsselt bleiben, also

- wer
- wann
- mit wem
- wie viele Daten ausgetauscht hat.


Man muss also Facebook nach wie vor vertrauen. Was ja jedermanns gutes Recht ist, wenn er sich in Kenntnis der Sachlage dafür entschieden hat. Zu dieser Kenntnis trägt der Artikel leider nur fragmentarisch bei. Bruce Schneier hat mal geschrieben: Falsche Sicherheit ist schlimmer als keine Sicherheit.

Die Anschauung, dass man nichts zu verbergen hat, scheint Facebook erstaunlicherweise auch nur auf andere zu beziehen:

https://www.wiwo.de/technologie/digitale-welt/sperrung-des-facebook-accounts-mein-denkwuerdiger-besuch-in-der-facebook-festung/13576102.html