Benutzer whalesafer schrieb:
Backbone-Bandbreite ist in Deutschland sogar billiger als im Ursprungsland des Internet, den USA.
Das kann man so pauschal nicht sagen. Sicherlich haben wir vernünftige Preise auf den Weitstrecken zwischen den großen Agglomerationen, aber diese Kabel landen eben meist in den großen Rechenzentren. Schwierig wird es sobald man von diesen etwas weiter entfernt Glasfaseranbindungen benötigt, denn man kann vorhandene Glasfaserkabel nicht einfach beliebig anritzen und Fasern zwecks sog. "local drop" anzapfen, da das nicht ohne Beschädigung der bestehenden aktiven Fasern möglich ist.
Zugang zu bestehenden Kabeln hat man daher praktisch nur an den Endpunkten sowie an den rund 60-80km auseinanderliegenden Verstärkerhütten entlang der Trassen.
Die Bahn hat schon Glasfasern entlang ihrer Gleise liegen und ist trotzdem nicht in der Lage, an Bahnhöfen, wo die Menschen auf die Züge warten und gerne schnelles Internet nutzen würden, WLAN anzubieten.
Das Problem der bestehenden Glasfasertrassen der Bahn ist überwiegend, daß diese für betriebswichtigen Dienste genutzt werden, also darüber z.B. die GSM-R Basisstationen angebunden sind oder anderweitige sicherheitsrelevante Datenverkehre abgewickelt werden. Für diese Trassen gelten besondere Sicherheitsbestimmungen und dementsprechend müssen für Arbeiten an solchen Kabeln Strecken komplett stillgelegt werden. Selbstredend ist eine kommerzielle Mitbenutzung dieser Trassen extrem schwierig und faktisch nicht praktikabel.
Zwischen einem passiven Glasfasernetz (Layer 1) und dem Betrieb eines aktiven Dienstes (Layer 3) und das womöglich noch in fahrenden Zügen liegt übrigens ein riesiger Unterschied, auf dessen Erörterung ich an dieser Stelle besser verzichte.
Wenn die Bahn schon die letzten Meter im eigenen Unternehmen nicht schafft, was soll dann ein weiteres Backbone den Haushalten und Unternehmen bringen, die halt fast alle nicht direkt an den Gleisen stehen?
Die Bahn soll kein ISP werden und Haushalte und Unternehmen versorgen, sondern einfach ihre Kabelschächte oder ggf. auch dedizierte Glasfaserkabel in diesen sowie ein dichtes Netz an Zugangspunkten vermarkten.