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Kleine Entscheidungshilfe: Differenz zwischen Vertrag und Finanzierung


11.02.2021 09:44 - Gestartet von DL7FOS
Schaue ich zunächst etwas zurück, mein Ericsson GH-337 habe ich 1995 gekauft. Damals kostete mein T-Mobile Telly-Vertrag 49 Mark Grundpreis, ob mit oder ohne Handy. Die Subvention kam zustande, weil der Händler die damals noch hohe Provision aufgeteilt hat und mich das GH-337 somit nur 420 Mark kostete. Laufzeit 12 Monate, so dass ich ein Jahr später auf das GH-388 upgraden konnte, dann auf einen günstigeren Vertrag mit allerdings 24 Monaten Laufzeit. Als Nächstes kamen e-plus mit PT-11, PT-10 und PT-9, die man ja brauchte, weil das alte D-Netz-Handy nicht nutzbar war, Tarife für 19 Mark monatlich plus Motorola- oder Alcatel-Knochen. Ich erinnere mich noch daran, dass ich Anfang 1998 ein Sagem DC 730 mit einem e-plus-Vertrag kaufte, der auch nur 20 Mark kostete. Aufmerksame Leser wissen, das ist ein D-Netz-Handy und macht klar, dass mir der Vertrag nur als Finanzierung dinen sollte. Glück gehabt, e-plus führte damals eine SMS-Gebühr von 19 Pfennig ein und ich konnte im Sommer drauf sonderkündigen.

Das war die Zeit, als dass Provider auf den Trichter kamen, mit Offerten und versteckten Kosten Kundenn zu fangen und das Eine-Mark-Handy entstand, so auch Netz- und SIM-Sperren. Rechnerisch musste man sich das Gerät dann teuer freikaufen oder konnte den Vertrag weiter nutzen. Es waren wohl rechtliche Gründe, welche die Anbieter angehalten haben, dass man die Handys auch freigeben musste.

Dann kam Prepaid, das erste Xtra-Modell mit Auflade- und Telefoniezwang im Paket mit einfachen Handys. CallYa-Pakete mit Mitsubishi MT-430, Alcatel One Touch Easy (mit optionalem Batteriebetrieb) oder Nokia 3210, zum Teil sogar noch ohne irgendwelche Sperren. Wertigere Handys, die ohne Vertrag meist selten über 500 Mark gekostet haben oder mit Branding (Siemens S4 als T-Mobile-Version oder Motorola RAZR V3 mit Vodafone-Software) gab es dann mit Vertrag. Wer nicht aufgepasst und sich so ein Teil in der Bucht geschossen hat, stieß nicht selten auf ausländische oder gebrandete Versionen. Die liefen dann zwar auch im anderen Netz, aber meist mit falscher SMS-Zentrale oder Vodafone-Startlogo und Farben. Ein Gehäusebranding war auch nicht selten, was man auch nicht eigenständig entfernen konnte. Hat man aber beim eBay-Foto aber dann gesehen, ob Branding oder nicht.

Die Telekom stellte ihre Tarife irgendwann später um, so dass die Handy-Option, Top-Handy und noch eine weitere 10, 20 oder 30 Euro Aufpreis kosteten, gilt bis Heute. Ich war in einem Spartenbereich als Händler tätig und habe den Kunden immer vorgerechnet, dass sie am Ende drauf legen und es als Luxus ansehen müssen, wenn sie ein spezielles Modell über den Vertrag kaufen wollen. Einige nutzten damals schon die o2-Handyfinanzierung, die auch ohne gekoppelten Vertrag angeboten wurde. Aber rechnerisch lohnen sich die Koppelverträge mit Handys schon längst nicht mehr. Ich kenne heute noch Nutzer, die aus Prinzip alle zwei Jahre unbedingt ihr Handy wechseln, obwohl das alte noch gut ist und sie es auch nicht exzessiv nutzen, aber war ja immer so. Dabei scheint Vodafone doch sehr kreativ zu sein, dem Kunden einfach dadurch eine gewisse Wichtigkeit zu vermitteln, in dem man einfach ein neues Handy anbietet und das nicht mal mit wirklich guten Konditionen. Oft sind es dann günstige Vorjahresmodelle, so dass man das alte Smartphone auch noch ein Jahr hätte länger nutzen können. Dabei machen sich diese Kunden auch keine Mühe, das Gerät gut zu verkaufen, man gibt es dann noch günstig weg und zahlt dadurch noch mehr. Betrifft allerdings auch meist selbständige Nutzer, die das dann wieder als Betriebsausgaben deklarieren, was sich dadurch wieder anders rechnet - immerhin auch durch einen neuen Akku.

Privatkunden würde ich immer empfehlen, genau auf die Vertragsmodalitäten zu achten. Wie viel Datenvolumen braucht und nutzt man wirklich, wie viel telefoniert oder simst man und was hat man die letzten Jahre tatsächlich für einen Verbrauch. Viele Handys und Smartphones erlauben Statistikzugriffe und notfalls hilft ein Blick in die Rechnungen. Dann lässt sich abschätzen, ob man das Wunsch-Smartphone besser über den Vertrag finanziert, oder ob nicht die Prepaid-Karte vom Discounter ausreicht und man lieber eine 0%-Finanzierung über den Fachmarkt seiner Wahl anstreben sollte. Kleine Händler über eBay ziehe ich bewusst nicht in den Vergleich mit hinein, hier ist nicht immer die Ursprungsquelle der Geräte gesichert, auch wenn Finanzierungen über PayPal und Kreditkarten möglich, aber auch nicht immer günstig sind. Das ist heutzutage zwar weniger ein Problem, aber wenn es nicht Apple ist, kann man mitunter auch Nicht-EU-Ware erwischen, was dann spätestens beim Garantiefall zum Problem wird und auch durchaus Samsung betreffen kann. So sollte man sich immer am marktüblichen Preis orientieren, Idealo lockt auch durchaus mit Phantompreisen und ist hier keine gesicherte Quelle. Liegt das Wunschgerät deutlich unter dem marktüblichen Preis, sollte man hellhörig werden. Teltarif selbst empfiehlt nicht grundlos auch den Griff zum Vorjahresmodell, die Vergleichslisten sind ein guter Indikator. Vor Allem der individuelle Schwerpunkt, wer nicht spielt, braucht nicht den schnellsten Prozessor mit hohem Energieverbrauch, sondern spart durchaus bei der Mittelklasse, weil die Höchstleistung für WhatsApp immer reicht aber man weniger Energie verbrennt. Wer fotografiert, sollte primär auf Kamera und Display achten. Wer das Gerät draußen viel nutzt, auf Akkulaufzeit und IP-Schutzklassen.

Heute ist Topmodell nicht immer besser, viel Power bekommt man auch in der Mittelklasse. Das hat sich so dramatisch verändert, so dass ich im Gegensatz zu früher keine Topmodelle mehr nutze, sondern für mich eine Grenze bei ungefähr 600 Euro festlege. Das muss nicht der billige Chinakracher sein, aber ich lege auch keinen Wert auf Marke und Modell. Es ist halt so: Mit der Topklasse verdient man Geld und verkauft mitunter halbfertige Studien (siehe Galaxy Fold), in der Mittelklasse erreicht man die Nutzer, für die Zuverlässigkeit wichtig ist und das bezahlen die Käufer der Neugeräte. Diese müssen die Teile ja auch unbedingt vorbestellen und man könnte alleine schon dadurch deutlich sparen, einfach mal ein viertel Jahr zu warten - das Smartphone wird dadurch schließlich nicht schlechter, aber ausgereifter...