Benutzer PeterR schrieb:
Betreiber von 4G- und 5G-Mobilfunknetzen sollen möglichst flächendeckende Netzabdeckung bieten.
Man kann keine 100% Anbindung mit maximal verfügbarer Bandbreite der aktuellsten Technologie von jedem Netzbetreiber fordern. Das wäre schlicht unbezahlbar.
Kreative Ansätze müssen her - wie dies in Teilen von Infrastruktursharing schon gemacht wird. Es braucht keine 100 % Abdeckung eines Netzbetriebers - der Regulierer muss durch eine überaus attraktive National Roaming Regulierung es dem Betreiber ermöglichen, seine Investion im Funkloch exklusiv über einen Zeitraum von z.B. 10 Jahren vermarkten zu dürfen mit regulierten, aber für den Infrastukturerrichter hoch interessanten Vergütungsmodellen.
Und - vor allem gehört diese unnütze, nur als reine Postenbehörde geschaffene Mobilfunkmastenförderungsgesellschaft sofort abgeschafft.
Ich stimme Dir in vielen Punkten zu, aber komme zu ganz anderen Schlüssen.
Die Funklöcher sind nur zum geringeren Teil richtige 0G-Löcher bei allen Betreibern, sondern meist geht einer davon, also sogenannte "graue Löcher". Mal am Beispiel Hessen mit offiziellen Daten: 99,8% der Haushalte haben mind. ein LTE-Netz, aber nur gut 95% alle 3 LTE-Netze. Rein mathematisch sind die grauen Löcher also fast 25x größer als die weißen. Gäbe es valide Flächendaten und nicht geschönte Haushaltsdaten, wäre das auch besser darstellbar.
Zum Lückenschluss der grauen Löcher braucht es, wie PeterR schreibt ein Roamingmodell, dass den ausbauenden Konzern belohnt durch Extraeinnahmen, den nicht ausbauenden bestraft und den Nutzer Netzzugang ermöglicht, ggf. durch Aufpreise im Roaminggebiet. Das kann man machen, auch fair, mit den richtigen Impulsen, wagt sich aber keiner dran.
Dennoch gibt es immer noch totale Funklöcher von allen. Mehrere hundertausende Menschen leben und viele mehr bewegen sich gelegentlich darin. Was tun? Bei der Telekom ist die Schmerzgrenze (wie ich die ökon. Rentabilität nenne) schon unter 500 Einwohner für eine neue Basisstation gesunken, je nachdem wieviel Aufwand nötig ist. Damit bleiben aber weiter viele Dörfer außen vor. Da steigen die MIG und Landesgesellschaften ein und fördert Masten in Gebieten mit nur 250-500 Einwohner, wo keine wichtige Straße oder Bahnstecke liegt. Das ist schon ein krasses Verhältnis: bis zu 1 Mio. € Förderung für 300 Leute, d.h. über 3000 € pro Einwohner, die das niemals wieder einspielen können. Sonst hätten diese Gebiete und Dörfer keine Chance, denn alle 3 Anbieter haben dort vorher abgewunken, etwas eigenfinanziertes zu bauen.
Dennoch wird auch die staatliche Förderung nicht zum "flächendeckenden" Netz führen. Deshalb ist es auch töricht, so etwas zu versprechen. Ich kenne einen Suchkreis der MIG, der ein (totales) Funkloch in einer Mühlensiedlung mit 20 Häusern und im anschließenden Bachtal auffand. Das wäre aber nur förderwürdig, wenn sich bei staatl. Finanzierung des Mastes ein privater Betreiber zum Betrieb des Netzes bereit erklärte. Alle 3 MNOs haben abgewunken, damit wird auch nicht gefördert und das Loch wird ewig bleiben. Die MIG und Länderprogramme sind also nur für die Stufe von lohnt sich nicht zu bauen bis lohnt sich nicht zu betreiben relevant.
Also: Hört auf vom Flächennetz zu träumen und hört auf. Das kommt nicht (ohne vielleicht mit Satelliten-Back-up). Und hört auf, zu meinen, die Netzbetreiber wüssten nicht genau, wo die Löcher sind. Darüber haben sie genaue Infos und Karten und es braucht keine tollen Apps, spezieller Software, Müllmänner oder Privatmapper sie noch zu "finden". GIS-Systeme haben sie selbst, um die Reichweite topographisch zu simulieren und die vermeintliche Abdeckung (dann oft zu optimistisch) zu berechnen. Diese sind ihnen genau bekannt und die verbleibenden Löcher nicht zu schließen, in den meisten Fällen eine ökonomische Entscheidung der Betreiber, an dem man im Einzelfall wenig ändern kann, aber generell den Druck aufrecht halten muss, dass die Grenze noch tiefer fällt, denn jeder gesparter Mast in den "Randbereichen" heißt für den Konzern weniger Kosten.