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Wo Markus Weidner irrt....


12.05.2024 11:13 - Gestartet von wolfbln
4x geändert, zuletzt am 12.05.2024 11:49
Also ich habe die Geschichte des U-Bahn-Ausbaus in Berlin leidvoll am eigenen Leibe erfahren, denn von 1988 lebte ich in der Stadt.

Im Wesentlichen stimmt die Darstellung, ein Punkt ist aber falsch im Historial:

"Als erster Mobilfunk-Netzbetreiber hatte E-Plus schon vor vielen Jahren UMTS-Versorgung auf den U-Bahn-Linien der Bundeshauptstadt realisiert. Darauf aufbauend war Telefónica auch der erste Betreiber, der den Berliner Untergrund mit LTE versorgte."

Also e-plus genoss schon aus GSM-Zeiten die priviligierte Zusammenarbeit mit den Verkehrsbetrieben BVG. Sie bauten 2014/15 in ihren letzten Jahren des Bestehens die U-Bahn zeitgleich mit 3G/UMTS und 4G/LTE in etwa 1,5 Jahren aus. Es mag sein, dass 3G etwas vor 4G freigeschaltet wurde - es war aber ziemlich zeitgleich. 2015 konnten eplus-Kunden 3G und 4G als einzige in der U-Bahn nutzen.

Diesen Zugang "erbte" dann o2/Telefónica im Merger. Hier bestand dringender Handlungsbedarf, denn o2-Kunden hatten nach Abschaltung des Telekom-Roamings einige Jahre zuvor überhaupt kein Netz in der U-Bahn.

2016 lies nach etwas Aufrüstung Telefonica seine Kunden ins 3G und 4G (das von eplus gebaut wurde). Dieses Monopol auf schnelles Internet hielt bis 2017 bis 2024 je nach Streckenabschnitt. Der Satz: "....war Telefónica auch der erste Betreiber, der den Berliner Untergrund mit LTE versorgte" stimmt also nur für diesen Zeitabschnitt. Sie waren nicht die ersten überhaupt.

Der Unmut über die Bauzeit resultiert auch daraus, dass e-plus das in etwa 18 Monaten schaffte, wozu jetzt die 3 Netzbetreiber unter Federführung von Telefonica etwa 5 Jahre brauchten, wenn auch die neue Anlage wesentlich leistungsfähiger und komplexer aufgebaut wurde.

Wenn sich der Autor die Netze im Untergrund etwas genauer angeschaut hätte, wären alle Speed-Tests technisch auch erklärbar gewesen. Die Telekom und Vodafone nutzen im neusten Ausbaugebiet im Westen, also etwa der U9 im Südabschnitt, bislang nur das Band 20 (800 MHz) in LTE. Bei o2 ist man als Bauherr schon weiter und hat "LTE+" also CA anliegen mit B20, B3, B1 und B7. Teilweise in den schon länger erschlossenen Gebieten auch tatsächlich 5G im DSS-Modus, was bei Telefónica NR1800/n3 wäre. Nach und nach legen die Betreiber nach dem Ausbau weitere Bänder drauf. So kommt es zu den Unterschieden im Download-Speed. Die neue Anlage ist technologieneutral, was 4G oder 5G betrifft und der Betreiber kann selbst entscheiden, was er nutzt.

Die Fake-Anzeige von 5G in Handys ist nicht neu und dürfte Markus allerdings bekannt sein und die Gründe auch. Das Handy zeigt auch 5G an, wo es gar kein 5G gibt bzw. genutzt werden kann. Das bekannte Problem liegt am ULI-Indikator. 5G im NSA-Betrieb wird ja nur bei Gebrauch kurzzeitig zugeschaltet vom Handy - es besteht keine kontinuierliche 5G-Verbindung wie im SA-Modus. Es würde also nutzungsbedingt immer zwischen 4G und 5G hin- und herschalten, wenn es in der Statusleiste die real genutzten Bänder anzeigen würde. Um dieses zum umgehen, hat man sich von den Herstellern und Netzen her entschlossen, stattdessen das ULI-Layer zu nutzen, das 5G schon dann anzeigt, wenn die 4G-Zelle auch nur theoretisch 5G aggregieren kann, ohne dass es verfügbar sein muss. Dass damit 5G im Display viel breiter angezeigt wird, als dass es real verfügbar ist, ist für die Anbieter nur gut und wird nicht mehr geändert, trägt aber zur Skepsis gegenüber "5G" in der Bevölkerung bei. Natürlich wäre das auch anders lösbar gewesen und die verfügbaren (wenn auch nicht immer die real im NSA genutzten) Bänder würden angezeigt, wie man es von 2G, 3G und 4G gewohnt ist. Bleibt zu hoffen, dass es im 5G SA-Modus dann hinhaut und hier eine neue 5G-Anzeige realisiert wird.
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[1] Wechseler antwortet auf wolfbln
12.05.2024 12:00
Benutzer wolfbln schrieb:
Dass damit 5G im Display viel breiter angezeigt wird, als dass es real verfügbar ist, ist für die Anbieter nur gut und wird nicht mehr geändert, trägt aber zur Skepsis gegenüber "5G" in der Bevölkerung bei. Natürlich wäre das auch anders lösbar gewesen und die verfügbaren (wenn auch nicht immer die real im NSA genutzten) Bänder würden angezeigt, wie man es von 2G, 3G und 4G gewohnt ist. Bleibt zu hoffen, dass es im 5G SA-Modus dann hinhaut und hier eine neue 5G-Anzeige realisiert wird.

Eine "5G-Anzeige" braucht niemand. Interessiert eh nur Technik-Nerds. Der breiten Nutzerschaft ist es völlig egal, wie die Netzanbindung realisiert wird.
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[1.1] wolfbln antwortet auf Wechseler
12.05.2024 16:42

einmal geändert am 12.05.2024 16:45
Benutzer Wechseler schrieb:
Benutzer wolfbln schrieb:
Dass damit 5G im Display viel breiter angezeigt wird, als dass es real verfügbar ist, ist für die Anbieter nur gut und wird nicht mehr geändert, trägt aber zur Skepsis gegenüber "5G" in der Bevölkerung bei. Natürlich wäre das auch anders lösbar gewesen und die verfügbaren (wenn auch nicht immer die real im NSA genutzten) Bänder würden angezeigt, wie man es von 2G, 3G und 4G gewohnt ist. Bleibt zu hoffen, dass es im 5G SA-Modus dann hinhaut und hier eine neue 5G-Anzeige realisiert wird.

Eine "5G-Anzeige" braucht niemand. Interessiert eh nur Technik-Nerds. Der breiten Nutzerschaft ist es völlig egal, wie die Netzanbindung realisiert wird.


Da stimme ich dir nicht zu. Die Telkos geben Millionen in die 5G-Werbung auch für Privat-Kunden. Und die Hersteller hoffen, dass diese neue 5G-Geräte kaufen.

Über den Sinn oder Nutzen von 5G kann man gerne streiten. Und da bin ich sogar bei dir, wenn du sagst: nutzt den meisten momentan nicht viel.

Wenn sich die Leute aber nun ein neues 5G Handy zugelegt haben und ihren Vertrag auf 5G upgegradet haben - wie gesagt, kann man sich streiten - ob notwendig, dann aber das Handy "5G" anzeigt und trotzdem nichts läuft, führt das zur Abwertung des "Premium"-Produkts von 5G.

Dass es trotz "5G" nicht läuft kann verschiedene Gründe haben, die Fake Anzeige ist einer davon. Man könnte nämlich im 4G stecken trotz "5G" im Display und das 4G ist überlastet.

Darum ist es für viele schon wichtig, was konkret im Display steht. Im Berliner Untergrund stand lange EDGE bei Telekom und Vodafone, jetzt LTE bzw. 4G. Nicht zuletzt gilt das auch für die Netzbetreiber, die mit xx % 5G Abdeckung werben und es zum Verkaufsargument machen wollen.
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[1.1.1] Wechseler antwortet auf wolfbln
12.05.2024 19:49
Benutzer wolfbln schrieb:
Benutzer Wechseler schrieb:
Eine "5G-Anzeige" braucht niemand. Interessiert eh nur Technik-Nerds. Der breiten Nutzerschaft ist es völlig egal, wie die Netzanbindung realisiert wird.


Da stimme ich dir nicht zu. Die Telkos geben Millionen in die 5G-Werbung auch für Privat-Kunden. Und die Hersteller hoffen, dass diese neue 5G-Geräte kaufen.

Ja, Telkos und Hersteller.

Die Kunden interessiert's nicht.