Neue Galileo-Generation nicht mehr aus Deutschland?
Die zweite Galileo-Satelliten-Generation startet 2024 - ohne OHB
Bild: OHB System AG
Trotz jahrelanger Erfahrung beim Bau des
europäischen Navigationssatelliten ist der Bremer Raumfahrtkonzern
OHB bei der Ausschreibung für die neue Generation der
Galileo-Satelliten rausgeflogen. Die Europäische Raumfahrtagentur ESA
habe OHB im Namen der EU-Kommission darüber informiert, dass das
Angebot der OHB Systems AG nicht erfolgreich gewesen sei, teilte das
Unternehmen am Mittwoch mit. Stattdessen bekamen der
deutsch-französische Airbus-Konzern und die italienisch-französische
Thales Alenia Space den Zuschlag, wie die EU-Kommission in Brüssel
mitteilte.
"Wir sind überrascht und natürlich enttäuscht", sagte OHB-Sprecher Günther Hörbst der Deutschen Presse-Agentur. "Aus unserer Sicht haben wir ein wettbewerbsfähiges Angebot abgegeben." Nun gehe es aber darum, nach vorne zu schauen. "Das ist nichts, was uns aus der Bahn wirft. Das Orderbuch ist voll."
Brüsseler Entscheidung als schmerzlich empfunden
Die zweite Galileo-Satelliten-Generation startet 2024 - ohne OHB
Bild: OHB System AG
Aber die Brüsseler Entscheidung über das Prestige-Projekt wurde in
Bremen als schmerzlich empfunden. Denn seit 2010 hatte sich OHB in
drei Ausschreibungsrunden durchgesetzt und war mit Entwicklung, Bau
und Test von insgesamt 34 Galileo-Satelliten beauftragt worden. Davon
befinden sich nach OHB-Angaben bereits 22 im Weltraum. Die
verbliebenen seien in unterschiedlichen Produktions- und Teststadien
und von der jüngsten Entscheidung nicht betroffen.
Bei dem Zuschlag für die nächste Generation geht es um den Bau von insgesamt zwölf Satelliten mit einem Auftragsvolumen von 1,47 Milliarden Euro. Die Entscheidung für die Vergabe wurde auf Empfehlung der ESA getroffen. Ziel sei, Galileo im globalen Wettbewerb vor der technologischen Kurve zu halten und es als eines der besten Systeme für Satellitenpositionierung zu erhalten, teilte die EU-Kommission mit. Dies sei auch für die strategische Autonomie Europas entscheidend.
Zweite Galileo-Generation startet ab 2024
Die ersten Satelliten der zweiten Generation solle Ende 2024 ins All geschossen werden. Sie sollen unter anderem die Präzision von Galileo und die Widerstandsfähigkeit des Signals verbessern. Dies sei auch für den militärischen Gebrauch wichtig. Der Vertrag mit Airbus und Thales soll Ende des Monats unterschrieben werden.
An Geschäftsfeldern und Aufträgen fehlt es OHB nicht. Hörbst verwies unter anderem auf den am Mittwoch erfolgreich absolvierten Start des von OHB entwickelten Telekommunikationssatelliten GMS-T an Bord einer Electron-Trägerrakete. Der Satellit wurde laut OHB von der neuseeländischen Halbinsel Mhia aus in den erdnahen Orbit auf 1200 Kilometer Höhe gebracht und aktiviert und ist der erste Prototyp für eine geplante neue Konstellation von mehreren Hundert Satelliten.
Der Start sei nur sieben Monate nach dem Beginn der Entwicklungsarbeiten für den Satelliten erfolgt. OHB hofft auf Nachfolgeaufträge des Kunden. Verantwortlich für alle geplanten Testsequenzen, den Betrieb des Satelliten über die gesamte Betriebsdauer bis zum Beginn in die automatische Austrittsphase aus dem Orbit ist die OHB Cosmos International Launch Services.
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