Fernsehen

Replay-TV wäre Killerfeature für IPTV

Den deutschen IPTV-Diensten stünde ein Feature gut, das in der Schweiz Standard ist: Zurückspulen im laufenden Programm. Möglicherweise kommt das aber in den kommenden Jahren. Zunächst startet mit Ocilion ein neuer IPTV-Anbieter in Deutschland.
Von der Breko Glasfasermesse in Frankfurt berichtet Thorsten Neuhetzki

IPTV: Replay-Funktion wäre ein sinnvolles Feature IPTV: Replay-Funktion wäre ein sinnvolles Feature
Bild: teltarif.de - Jacqueline Bopp
Fernsehen per Internetleitung hat gegenüber dem klassischen Satelliten-, DVB-T- oder Kabelfernsehen einen großen Vorteil: den Rückkanal. Dieser lässt sich für interaktive Anwendungen nutzen - beispielsweise für Video on Demand, bei dem die Kunden per Fernbedienung und über den Rückkanal eine Bestellung bei ihrem Anbieter auslösen und der ihnen einen Film über die Leitung schickt. Doch IPTV könnte noch deutlich mehr bieten. Ein Killerfeature scheitert derzeit an der Rechtelage in Deutschland: Eine Replay-Funktion sämtlicher TV-Programme.

Eine Replay-Funktion bietet den Kunden die Möglichkeit, (zu spät) nach Hause zu kommen und im linearen Programm zurückzuspulen bis zum Beginn des Tatorts, der Serie oder dem Spielfilm. Selbst mehrere Tage könnte der Nutzer zurückspringen, ohne vorher eine Aufnahme programmiert zu haben oder den Titel in der Mediathek zu suchen und dort ggf. gar nicht zu finden. Replay-TV gibt es in Deutschland bei einigen IPTV-Anbietern, doch das Senderangebot ist eher enttäuschend. Die wichtigsten TV-Sender in Deutschland verweigern sich der Funktion. In der Schweiz sieht das anders aus, wie Jürg Caluori von Ocilion IPTV Technologies auf der Breko Glasfasermesse in Frankfurt berichtet hat.

Ocilion startet als White-Label-Anbieter in Deutschland

IPTV: Replay-Funktion wäre ein sinnvolles Feature IPTV: Replay-Funktion wäre ein sinnvolles Feature
Bild: teltarif.de - Jacqueline Bopp
In der Schweiz können alle IPTV-Anbieter für alle Sender eine derartige Replay-Funktion anbieten. Die Sender werden dafür mit einer zusätzlichen Urheberrechtsabgabe, die über die Kabelweiterleitungsgebühren hinaus geht, entschädigt. Pro Nutzer bekommen die Sender so bis zu 1,50 Franken, ohne dass sie etwas dafür tun müssen. In Deutschland gibt es so eine Möglichkeit nicht, IPTV-Anbieter müssen sich hier direkt mit den Sendern vertraglich einigen, was jedoch in den seltensten Fällen gelingt.

Caluori ist jedoch zuversichtlich, dass sich die Lage in Deutschland ändern wird. Nach seinem Eindruck hat sich die Sichtweise der TV-Sender in den vergangenen Jahren etwas gewandelt, möglich also, dass sie künftig einem Replay-TV-Produkt offen gegenüber stehen. Ocilion IPTV Technologies wird in Kürze in Deutschland mit einem eigenen IPTV-Angebot starten, dass die Firma mit Sitz in Österreich an kleine Stadtnetzbetreiber und regionale Carrier als White-Label-Produkt vermarkten will. Diese verkaufen es ihren Kunden dann als IPTV-Lösung. Mit einem Start ist im Laufe der kommenden Monate zu rechnen, bei welchen Anbietern wollte Caluori jedoch noch nicht verraten.

Zu Start in Deutschland könne Ocilion seinen Partnern 10 Sender mit Replay-Funktion anbieten. Nutzer können hier bis zu 30 Stunden des laufenden Programms rückwärtsspulen. Zum Vergleich: In der Schweiz sind 200 Sender mit bis zu 30 Tagen möglich. Gerade, wenn es um die mögliche Zeit geht, die zurückgespult wird, ist das nach Angaben von Caluori mehr, als die meisten Nutzer nachfragen. Im Schnitt würden de IPTV-Nutzer etwa sechs bis acht Stunden im laufenden Programm zurückspringen.

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