Telekom und Telefónica erproben 5G-Standalone
Nachdem Vodafone angekündigt hat, sein 5G-Netz bundesweit mit SA-Funktionalität auszustatten, wollten wir wissen, wie es bei der Telekom und Telefónica (o2) aussieht.
Telekom: Stand unverändert
Der Stand bei der Telekom sei unverändert, so die Auskunft aus Bonn. "Derzeit betreiben wir in vier deutschen Städten Stand-Alone-Standorte und sind mit den Tests sehr zufrieden. [...] Bis zur kompletten Umstellung sind allerdings noch verschiedene Entwicklungsschritte nötig, da der Mehrwert für unsere Kundinnen und Kunden oberste Priorität hat – und dieser Mehrwert liegt in einer möglichst großflächigen Versorgung mit Highspeed“, so hatte es Technik Geschäftsführer Walter Goldenits schon im August in diesem Jahr erläutert.
Dabei sei es bei weitem nicht so, "dass die Telekom gar nichts tue", so mit den Vorgängen vertraute Personen gegenüber teltarif.de. So seien der Telekom und dem System-Lieferanten Ericsson die weltweit erste Implementierung einer Steuerungsschnittstelle bei 5G-Network-Slicing gelungen. Damit könnten Leistungsparameter bei unterschiedlichen Anforderungen für Unternehmen effizient gesteuert und angepasst werden. Die daraus entstandene Machbarkeitsstudie sei technische Grundlage für zukünftige „Network-as-a-Service" Angebote.
o2: 5G-SA bereits an ersten Standorten live
Während Vodafone schon mit 5G-SA gestartet ist, unterziehen Telekom und o2 diese Technik erst noch ausführlichen Tests
Foto: Telekom, Logos: Telekom/Telefónica, Montage: teltarif.de
Auch bei Telefónica seien erste Mobilfunkstandorte mit 5G-Standalone im o2-Livenetz aktiv. "Wir betreiben zudem inzwischen ein eigenständiges 5G-Kernnetz", erklärte ein Sprecher des Unternehmens auf Anfrage von teltarif.de. Damit habe das Unternehmen die Basis geschaffen, den neuen Netzstandard aus der technischen Abhängigkeit von 4G zu lösen und als sogenanntes „5G Standalone“ auf eigene Beine zu stellen. Privat- und Geschäftskunden werde das künftig selbst anspruchsvollste 5G-Anwendungen ermöglichen.
"Technisch sind wir also bereits heute in der Lage, ein bundesweites 5G-Standalone-Netz auszurollen. Sobald 5G-Standalone für die Kunden einen echten Mehrwert bietet, werden wir die Technologie aktivieren, etwa wenn genügend Endgeräte im Markt 5G SA unterstützen", betonte der o2-Sprecher.
o2 testete erfolgreich VoNR
Erst vor kurzem hatten wir über das deutschlandweit erste o2-5G-Sprachtelefonat direkt über das o2-5G-Standalone-Livenetz berichtet und eigene Testgespräche geführt. Bei Vodafone steht VoNR wohl auch auf der internen Test-Agenda, einen Termin gibt es dafür aber noch nicht. Die Telekom hatte VoNR bereits in einem Testnetz in Polen erfolgreich erprobt.
o2 setzt verstärkt auf 3600 MHz
Bedeutsam ist für Telefónica, dass im o2-5G-Netz schon 3.300 5G-Antennen (etwa ca. 1100 Stationen) in 115 deutschen Städten in Betrieb sind. Das Besondere: Diese Antennen funken auf der besonders leistungsstarken und für schnelles 5G geeigneten 3,6 GHz Frequenz. Wo es in ausgewählten Gebieten eine sinnvolle 4G-Erweiterung darstellt, werde o2 auch "Dynamic Spectrum Sharing" einsetzen (über 1800 MHz).
Zusätzlich soll 5G teilweise rein über die 700-MHz-Frequenz ausgerollt werden, um den Flächenausbau zu beschleunigen und die Grundlage für das kommende 5G-Standalone im o2-Netz zu schaffen. Erste Standorte seien bereits live. Bis Ende 2021 will o2 etwa 30 Prozent der deutschen Bevölkerung mit 5G versorgen, bis Ende 2022 über 50 Prozent.
Bis Ende 2025 soll die gesamte Bevölkerung mit 5G versorgt werden. Damit baue o2 sein 5G-Netz im Vergleich zu 4G insgesamt doppelt so schnell aus.
Das große Handycap bei 5G-SA (z.B. von Vodafone) ist derzeit, dass es dafür noch so gut wie keine Geräte gibt. Auch Prepaid-Kunden können den Standard derzeit noch nicht verwenden.