Notruf gestört: Welche Nummern gibt es noch?
Die bekannteste Notrufnummer ist die 112, die oft bei der Feuerwehr landet.
Foto: animaflora-fotolia.com
Wenn dringend Hilfe gebraucht wird, weil ein schwerer Unfall passiert oder es im wahrsten Sinne des Wortes brennt, wählt man (fast weltweit) die 112. Im Handy löst diese Nummer einen Notruf aus, der auch dann funktioniert, wenn im besuchten Land normalerweise die 911 (USA) oder die 999 (Großbritannien) oder eine andere Nummer gelten sollte.
Im Festnetz die 112
Die bekannteste Notrufnummer ist die 112, die oft bei der Feuerwehr landet.
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Am Festnetz muss die 112 gewählt werden. Diese Nummer wurde "erfunden", weil es früher Wählscheiben-Telefone mit Telefonschloss gab, um Kosten zu vermeiden. Das Schloss wurde in die "2" eingehängt und erlaubte so die Wahl der 112.
Was aber, wenn die 112 gestört ist?
112-Störung in Stuttgart (behoben)
Am Dienstag vor Weihnachten ist es morgens in Stuttgart passiert. Die Notrufe 112 und 19222 waren ausgefallen. In Rundfunkdurchsagen wurde empfohlen, die 110 zu wählen.
Die Störung trat nach einem Bericht der Stuttgarter-Nachrichten gegen 10:30 Uhr im "Stadtkreis Stuttgart" (Vorwahl 0711) auf. Betroffen waren die Notrufnummern 112 (Feuerwehr und Rettungsdienst) und 19222 (Krankentransport). In dringenden Fällen wurden die Anrufer gebeten, den Polizeinotruf unter der 110 anzurufen. Bereits gegen 11:15 Uhr war die Störung wieder behoben.
Über die konkrete Ursache wurde noch nichts bekannt. Oft sind Baggerarbeiten die Auslöser. Wird ein Kupferkabel zerrissen, "trifft" es meist nur einige Anschlüsse in der Umgebung, wird aber eine Glasfaserstrecke unterbrochen, können - wenn es dumm kommt - ganze Regionen plötzlich Probleme bekommen, und möglicherweise ist dann ausgerechnet der Notruf betroffen.
112 vom Handy - auch beim "falschen" Netz (Update)
Die Notrufnummer 112 ist international genormt und funktioniert auch denn, wenn das Handy nur das "falsche" Netz empfängt, wo man gar nicht Kunde ist, auch wenn das Guthaben der eigenen Karte aktuell auf Null steht, aber die verwendete Karte sich noch aktiv ins Heimatnetz einbuchen kann. (Vor dem Jahre 2009 konnte man sogar ohne jede SIM-Karte oder mit einer im Netz bereits deaktivierten Karte einen Notruf absetzen).
Beispiele: Ein o2-Kunde empfängt kein o2-Netz, hat aber ein Signal vom Telekom-Netz. Oder ein Telekom-Kunde empfängt nur das Vodafone-Netz - oder an dieser Stelle versorgt nur o2 (auch das gibt es). Dann ist die Wahl der 112 möglich: Das Handy zeigt "NOTRUF" oder EMERGENCY an, das Handy wird "ausnahmsweise" in das Konkurrenz-Netz gelassen und stellt die Verbindung her. Die 110 hingegen funktioniert in diesen Fällen nicht!
Bei dieser 112-er-Notrufverbindung muss man folgendes Beachten: Wenn sich die Leitstelle gemeldet hat, nicht gleich auflegen, denn die Leitstelle kann nicht zurückrufen! Erst wenn alle Fragen geklärt sind und die Leitstelle dazu auffordert, kann aufgelegt werden.
Was ist zu melden?
- Wer sind Sie? (Name, Vorname)
- Was melden Sie? (z.B. Unfall, Feuer)
- Wo ist das passiert? (Wenn Sie Ihren Standort nicht wissen, heutige Smartphones können den Standort übermitteln, wenn die Leitstelle auf dem neuesten Stand ist)
- Gibt es Verletzte, falls möglich, was ist in etwa passiert?
Analog - ISDN - IP
Lange Jahre waren die 112 und 110 im analogen Netz der Post/Telekom realisiert und wurden dann auf ISDN umgerüstet, womit dann auch flächendeckend die Rufnummer des Anrufers sichtbar wurde.
Doch die Tage von ISDN sind längst gezählt. Inzwischen werden die Notrufabfragestellen auf das aktuelle IP-Protokoll) umgerüstet. Ängstliche Zeitgenossen befürchten seitdem, dass die neuen IP-Netze nicht mehr so zuverlässig wie die früheren ISDN- oder Analog-Netze sein könnten.
Die Antwort auf diese Angst ist ein entschiedenes "Jein". Die analoge Technik war festverdrahtet und ziemlich robust. Nur bei stärkerem Anrufaufkommen konnte es zu Überlastungen kommen. Wenn im analogen Netz eine Abfragestelle ausfiel oder überlastet war, konnte keine kurzfristige Weiterleitung zu einer anderen Stelle geschaltet werden, sofern das nicht schon beim Netzaufbau vorbereitet worden war.
Mit der Einführung von ISDN wurde die Technik leistungsfähiger, aber inzwischen sind auch die ISDN-Komponenten längst Auslaufmodelle und neu kaum noch zu bekommen.
Deshalb werden oder wurden die Notrufe-Nummern auf IP-Technologie umgestellt. Wichtig ist hier eine Redundanz (wichtige Komponenten müssen mehrfach vorhanden sein und sich gegenseitig "helfen" können) und das Bewusstsein, dass "Sparsamkeit" kein guter Ratgeber sein kann, es muss zuverlässig sein und bleiben.
Eine Notlage: Was soll ich wählen?
Es gibt eine ganze Menge Notrufnummern, die man wählen kann.
Die 112 ist die bekannteste und die wichtigste Notrufnummer. Sie sollte nur gewählt werden, wenn es um Menschenleben geht, beispielsweise bei einem größeren Verkehrsunfall oder beim Auftreten von Feuer. Die 112 endet in vielen Fällen direkt bei der regionalen Feuerwehr oder in einer integrierten Rettungsleitstelle, die sich in der nächsten Kreis- oder Bezirksstadt befinden kann.
Einbruch, Verkehrsunfall ohne Verletzte
Geht es um Einbruch oder Raub oder einen Verkehrsunfall ohne Verletzte, sollte die 110 (Polizei-Notruf) gewählt werden, sofern das Handy noch Guthaben hat oder der Vertrag aktiv ist.
Krankenwagen benötigt
Wird ein Rettungswagen benötigt, kann die Rettungsleitstelle unter 19222 angerufen werden. Diese Rufnummer funktioniert aber vom Handy nur mit Ortsvorwahl! (z.B. Berlin 030-19222) Der Haken: Nicht in jedem Ortsnetz ist die 19222 realisiert, und welche Vorwahl aktuell die richtige ist, werden die meisten Leute nicht wissen. Deswegen wird man vom Handy (notfalls vom Festnetz) auch dann die 112 wählen.
Geht es um Fragen zum vorbeugenden Diebstahlschutz oder andere Sicherheitsaspekte, die nicht dringend sind, ist es vorteilhaft, die reguläre Rufnummer der nächsten Dienststelle zu kennen. Diese Nummern sind aber in jedem Ort anders und sollten vorher im Telefonbuch oder im Internet (www.telefonbuch.de) herausgesucht und im Handy oder an gut sichtbarer Stelle notiert werden.
Medizinische Probleme: 116117
Geht es um medizinische Probleme die nicht akut (= dringend) sind, ist die 116117 (Ärztlicher Bereitschaftsdienst) die richtige Nummer. Der Anruf ist aus allen Netzen (ohne Vorwahl) kostenlos. Je nachdem, woher Sie anrufen, werden Sie zur (technisch) nächstgelegenen Stelle geleitet. Bei Anrufen vom Handy kann man woanders herauskommen, als wenn man vom Festnetz aus anruft, also nicht wundern.
Die 116117 ist auch die Nummer der Wahl wenn es um akute Fragen zum aktuellen Corona-Virus geht, etwa wo man in der Nähe einen Test machen lassen kann.
Apotheke gesucht?
Wer eine Apotheke sucht, die außerhalb der üblichen Zeiten geöffnet hat (Notdienstapotheke), kann vom Festnetz die kostenlose Telefonnummer 0800-00-22833 anrufen. Vom Handy aus gilt aus allen Netzen die Kurzwahl 22833, das kostet aber dann bis zu 69 Cent pro Minute, je nach eigenem Anbieter.
Auto streikt?
Wenn das eigene Auto streikt, bietet der Autohersteller eine meist kostenlose Service-Hotline an. Da die dafür gerne verwendeten international kostenlosen 00800-Rufnummern nicht aus allen Netzen zuverlässig erreichbar sein könnten, nennt der Service-Aufkleber zusätzlich noch eine "normale" Rufnummer.
Wer ADAC-Mitglied ist oder werden möchte und Pannenhilfe braucht, kann vom Handy die 222222 (sechsmal die 2 wählen) oder alternativ die 089-20204000 und wird dann aufgefordert, eine bestimmte Taste am Handy zu drücken. Das soll vermeiden, dass Verwähler oder Geisteranrufe des Handys in der Hosentasche bei der Einsatzleitstelle für Verwirrung sorgen. Andere Autoclubs helfen auch gerne, beispielsweise der AvD (0800 9909909) oder der ACE unter 0711 530336677 und viele weitere, die man im Internet oder bei der Auskunft (z.B. 11833 oder 11880, Anruf kostet 1,99 Euro oder mehr) findet.
Und im Ausland?
Wenn Sie im Ausland Hilfe brauchen, ist die 112 die Nummer der Wahl. Es kann sein, dass die Leitstelle dort nur die Landessprache spricht, in der Regel sollten sie aber wenigstens mit Englisch durchkommen, in manchen Ländern spricht auch jemand deutsch.
Notrufe per OTT-Messenger oder VoIP-Dienste?
Weil bei Notrufen klar sein soll, wer da anruft, funktionieren Notrufe von OTT-Messengern wie WhatsApp, Facebook, etc. generell nicht. Auch Kunden von OTT-VoIP-Anbietern haben hier schlechte Karten. Deswegen wäre wenigstens ein Handy - vielleicht mit einer (abgelaufenen) oder besser noch aktiven Prepaid-Karte für solche Fälle zu empfehlen.
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