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Streaming: Verliert Sky den Anschluss?

Im Wett­bewerb mit Disney und womög­lich bald HBO Max hängt für Sky viel vom haus­eigenen OTT-Produkt "WOW" ab. Doch gerade dort bahnen sich erneut gravie­rende Fehler an.
Ein Kommentar von Björn König

Die Zeiten, in denen man mit teuren Pay-TV-Paketen gutes Geld verdienen konnte, sind längst vorbei. Prak­tisch jeder US-Medi­enkon­zern hat mitt­ler­weile ein eigenes Strea­ming-Angebot für unter zehn Euro im Programm. Dementspre­chend haben Zuschauer die Qual der Wahl. Wer sich vom Wett­bewerb abheben will, braucht nicht nur heraus­ragende Inhalte, sondern muss auch bei der Technik und Nutzer­freund­lich­keit über­zeugen. Woran hakt es bei Sky?

Inhalte

Logo: Sky Sky muss bei seinem SVoD-Produkt "WOW" noch nachlegen
Logo: Sky
Sky liegt im Strea­ming deut­lich hinter Disney+ und Prime Video zurück. Dabei geht es nicht nur um dem Kata­log­umfang, sondern auch die Qualität von Inhalten. Bislang hängt der Erfolg wesent­lich an einigen "Leucht­türmen", den HBO-Produk­tionen. Zieht HBO seine Inhalte für den eigenen Strea­ming-Dienst HBO Max ab, bleibt quali­tativ nicht mehr viel übrig. Zwar hat man in Unter­föh­ring vor einiger Zeit mit dem US-Streamer Peacock neue Inhalte von Universal ergänzt, doch sind diese keines­falls ein Ersatz für HBO-Content.

Zudem deutet sich in Groß­bri­tan­nien an, dass die Part­ner­schaft mit Para­mount sich dort ausschließ­lich auf Premium-Lauf­zeit­pro­dukte Sky Q/Sky Glass, nicht aber auf den Strea­ming-Dienst "NOW" bezieht. Das wäre ein weiterer großer Fehler, denn ledig­lich Para­mount hat aktuell das Poten­zial, Content-Lücken bei Sky im Strea­ming zu schließen. Das ist umso drin­gender, denn Amazon und Disney bauen Original- und Studio­con­tent immer weiter aus, übri­gens ohne signi­fikante Preis­stei­gerungen.

Kosten­unter­schiede

Ein großes Problem bei Sky ist die "Zwei-Klassen-Gesell­schaft". Nach wie vor versucht man, Kunden lieber in teurere Lauf­zeit­ver­träge zu locken und betrachtet das monat­lich künd­bare SVoD-Produkt "WOW" eher als Schau­fenster zum Premium-Produkt. Wer bei Sky Q aber das voll­stän­dige Gesamt­angebot bucht, zahlt regulär rund 60 Euro im Monat. Zudem werden treue Kunden bestraft, wenn sich der Abopreis nach einem Jahr erhöht.

Sky betreibt in Deutsch­land nach wie vor eine Preis- und Ange­bots­politik, als wäre man alleine auf dem Markt. Das ist vor allem auch im Sport­bereich völlig unver­ständ­lich, denn dort sind mit DAZN und MagentaSport bereits starke Mitbe­werber hinzu­gekommen. Und der Wett­bewerb könnte sich in diesem Bereich sogar noch weiter verschärfen, so hat zum Beispiel Axel Springer bereits den Start eines Sport-Strea­mers ange­kün­digt.

Tech­nische Defi­zite

Ein für viele Kunden großes Ärgernis bleiben Technik und Usabi­lity, woran sich auch nach dem Relaunch zu "WOW" nicht viel geän­dert hat. Defi­zite gibt es nach wie vor bei 4K und Dolby, zudem muss unter Windows ein sepa­rater Player instal­liert werden, um über­haupt Sky-Inhalte auf dem Note­book oder PC abspielen zu können. Warum hier bis heute im Gegen­satz zu Mitbe­wer­bern kein Abruf im Browser möglich ist, bleibt ein Geheimnis. In unserem Test auf einem Android-Smart­phone liefen Bild und Ton nicht synchron, perma­nente hakte der Stream.

Immer wieder zeigen sich in der Praxis Probleme mit der tech­nischen Qualität. So brauchte "WOW" in unseren Tests signi­fikant länger als Netflix und Disney, um einen HD-Stream aufzu­bauen. Auch der Zugang zum TV-Live­stream ist zum Beispiel über den Fire TV unnötig kompli­ziert. An all diesen Umständen hat auch der Umzug auf eine gemein­same Comcast-Platt­form nichts geän­dert.

Sky muss nach­legen

In den Berei­chen Inhalte und Technik muss Sky auf jeden Fall noch weiter nach­legen, sonst sieht es im Wett­bewerb mit Disney, Amazon und womög­lich bald HBO Max schlecht aus. Es bleibt immer noch der Eindruck, dass man das SVoD-Produkt in Unter­föh­ring stief­müt­ter­lich behan­delt und sich primär als Premium-Pay-TV versteht. Das Problem an der Sache ist aber: Premium bekommt man bei der Konkur­renz gerade im SVoD-Segment mitt­ler­weile zu einem deut­lich attrak­tiveren Preis-Leis­tungs-Verhältnis. Wenn WOW-Kunden mit Cinema-Paket in Deutsch­land ohne Aufpreis keinen Zugriff auf das voll­stän­dige Para­mount-Angebot bekommen, gibt es künftig auf jeden Fall nur noch wenige schlag­kräf­tige Argu­mente, bei Sky zu bleiben.

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