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Anniversary Update: Microsoft drängt Nutzer zum Kauf neuer Hardware

Der IT-Konzern veröffentlicht im Sommer ein riesiges Update für Windows 10. Doch ein Großteil der Features ist nur mit neuer Hardware nutzbar.
Von Daniel Rottinger

Hauptfunktionen des Windows-10-Sommer-Updates nicht bei Alt-PCs nutzbar Hauptfunktionen des Windows-10-Sommer-Updates nicht bei Alt-PCs nutzbar
Bild: teltarif-Montage/Microsoft
Auf der BUILD 2016 hatte Microsoft vor wenigen Stunden einen ausführlichen Einblick in das kommende Anniversary Update gegeben, welches im Sommer kostenfrei für alle Windows-10-Nutzer erscheinen soll (wir berichteten). Die Aktualisierung, die unter dem Codename Redstone lief, wird zahlreiche Neuerungen bringen, der Großteil lässt sich allerdings nur mit neuer Hardware nutzen.

Hauptfunktionen des Windows-10-Sommer-Updates nicht bei Alt-PCs nutzbar Hauptfunktionen des Windows-10-Sommer-Updates nicht bei Alt-PCs nutzbar
Bild: teltarif-Montage/Microsoft
Ab Sommer steht Nutzern etwa ein verbesserter Windows-Hello-Anmeldedienst zur Verfügung. Während sich Anwender bislang nur in das System per Fingerabdrucksensor bzw. Irisscan einloggen können, soll die Anmeldung dann auch bei Windows-10-Apps und Webdiensten funktionieren, wenn sie über den Edge-Browser aufgerufen werden. So gut die Funktion auf den ersten Blick wirken mag, so wenig Nutzen dürfte sie für die meisten Anwender bringen. Schließlich benötigten User zwangsläufig ein neues Gerät, was speziell für Windows 10 konzipiert wurde und Windows-Hello-Hardware an Bord hat. Bei preisgünstigen Einsteiger- und Mittelklassegeräten ist die Funktion allerdings nicht vorzufinden, Nutzer müssen tiefer in die Tasche greifen, wenn sie ein Gerät mit Iris-Scanner bzw. Fingerabdrucksensor erwerben möchten. Die passwortfreie Nutzung von zugriffsgeschützten Webdiensten und Apps über die Windows-Hello-Authentifizierung bleibt also zunächst den allermeisten Windows-10-Anwendern verwehrt.

Ink-Plattform-Neuerung kann nur mit Touch-Geräten verwendet werden

Auch die zweite Neuerung verspricht durchaus interessant zu werden. So wird Microsoft zusammen mit dem Anniversary Update die Ink-Plattform für die Stifteingabe an den Start bringen. Dabei handelt es sich um Arbeitsbereich in der Sidebar von Windows 10, über den Nutzer wichtigste Stift-Funktionen direkt abrufen können. Über Windows-Ink lassen sich dann auch Notizen (sogenannte "sticky notes") per Touchpen schreiben, die dann automatisch von Cortana in Kalendereinträge umgewandelt werden sollen. Zudem wird die Stifteingabe eine tiefere Integration in Office (als Beispiel wurde PowerPoint gezeigt) und die Windows-Karten-App finden, verspricht Microsoft.

Doch auch dieses Feature dürfte eine Vielzahl der aktuell 270 Millionen Windows-10-Nutzer kalt lassen. Schließlich ist dafür ein Touch-Device erforderlich, was auch die Eingabe per Stift ermöglicht. Im besten Fall sollte dieser Touchpen zudem über einen Button auf der Oberseite verfügen, damit Nutzer direkt auf den Ink-Hub zugreifen können. Ein solcher Stift mit Zusatzfunktionen ist etwa zusammen mit dem Surface Pro 4 nutzbar.

Microsoft möchte durch Hardware-Verkäufe wieder mehr mitverdienen

Erstmals in der Geschichte verschenkt Microsoft innerhalb des ersten Jahres nach Release sein neues OS an Nutzer, die bereits eines der direkten Vorgängerbetriebssysteme besitzen. Dieser Schritt führte allerdings auch dazu, dass der ganz große Run auf neue Geräte, die speziell für Windows 10 konzipiert sind, bislang ausblieb. Schließlich hielten sich die Funktionen, die sich exklusiv mit neuer Hardware verwenden ließen, bis dato in Grenzen. Zum Start von Windows 10 hatte etwa Toshiba Geräte auf den Markt gebracht, die eine dezidierte Cortana-Taste integriert haben. Diese war allerdings nicht viel mehr als ein Nice-to-have-Feature.

Mit dem Anniversary Update scheint Microsoft die Nutzer offensiver zum Kauf neuer Hardware mit Windows 10 drängen zu wollen. Laut dem IT-Konzern gibt es bereits heute 500 Geräte, die speziell für Windows 10 ausgelegt sind. Für diese Theorie würde auch sprechen, dass Microsoft sich davon wiederum höhere Lizenzeinnahmen erhofft, die sich durch den Verkauf von Windows-10-Systemen ergeben. Ob diese Rechnung für den Konzern aufgeht, werden die Konsumenten entscheiden.

Weitere Features auch für ältere Systeme

Neben den auf der BUILD 2016 gezeigten Haupt-Neuerungen durch das Anniversary Update kommen weitere Features für Windows 10, die auch ohne neue Hardware genutzt werden können. So werden etwa einige neue Universal Apps erscheinen, die auf demselben Code basieren und so auf allen Plattformen hinweg ein ähnliches Nutzererlebnis bieten. Konkret handelt es sich bei den neuen UWP-Apps um Facebook, Instagram, Facebook Messenger und Skype. In separaten News sind wir auf die weiteren Neuerungen (Edge-Plugin-Support und Verbesserungen bei der Karten-App) eingegangen, die bereits jetzt von Insider-Nutzern getestet werden können.

Weitere Details zum neuen Anniversary Update haben wir in dieser Meldung zusammengestellt.

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