1998: Erste Telekom-Festnetz-Alternativen, Viag Interkom startete
Der 1. Januar 1998 war der Tag, auf den viele Telefonkunden gewartet hatten. Erstmals war es möglich, auf einfachem Wege über das Netz eines anderen Anbieters zu telefonieren. Dafür musste der Telekom-Kunde lediglich eine fünfstellige Ziffernfolge vor die eigentliche Telefonnummer setzen und schon sanken die Telefonkosten zum Teil deutlich. Das Call-by-Call-Verfahren war geboren. 19 Pfennig pro Minute kostete damals etwa ein Gespräch ins deutsche Festnetz, wenn der Kunde die 01019 vorwählte. Dabei handelte es sich um die Vorwahlnummer von Mobilcom. Zum Vergleich: Wer im Januar werktags um 15 Uhr über die Telekom von Berlin nach München telefonierte, der zahlte dafür knapp 53 Pfennig pro Minute. Vormittags waren es mit 60 Pfennig sogar noch mehr. Für Unmut unter den Kunden sorgten damals nicht nur die Tarife, sondern auch Tarifbezeichnungen wie RegioCall, GermanCall oder Short-Distance-Call.
Liste der Call-by-Call-Anbieter
Call by Call mit Anmeldung
Roaming: Telefonieren im Urlaub
0800 und 00800: Kostenlose Vorwahlen
Alles über Internet by Call
Flatrate - Pauschalen für Internet und Telefon
Der Internet-Tarifrechner
1999: Schmalband-Flatrate und Genion-Start
2000: Mobilfunk-Boom, Kleinkrieg im Festnetz
2001: Das Jahr der Katerstimmung
2002: Aus für Quam, Start für DSL
2003: Call by Call im Ortsnetz
2004: Im Zeichen von DSL und UMTS
2005: Das Jahr der Flatrate-Tarife
2006: Wachsende Bandbreiten, Handy-TV floppt
2007: iPhone kommt, BenQ geht
2008: Touchscreens und UMTS
2009: Surf-Sticks, Android und Palm Pre
2010: Tablets-, Smartphone- und Tarif-Highlights
2011: iPhone 4S, Galaxy S2 und LTE-Start
2012: LTE, Netzpolitik, ein Tod und ein Flop
Viag Interkom startete Netzbetrieb
Am 1. Oktober 1998 nahm das vierte deutsche Mobilfunknetz seinen Betrieb auf. Nach T-Mobil, Mannesmann D2 (heute Vodafone) und E-Plus startete Viag Interkom (heute o2) in acht Ballungszentren. Damit Kunden außerhalb dieser Gebiete überhaupt telefonieren konnten, wendete Viag Interkom einen Trick an: Auf der SIM-Karte war eine zweite Identifikationsnummer hinterlegt, die zum Schweizer Mobilfunknetz der Swisscom gehörte. Wie ein Schweizer Roaming-Kunde in Deutschland konnte der Viag-Interkom-Kunde damit alle anderen Netze nutzen, wenn er beim Einschalten des Handys hinter seiner eigentlichen PIN eine "1" eingegeben hatte. Die Tarife waren für damalige Verhältnisse günstig: 99 Pfennig pro Minute zur Hauptzeit, 29 Pfennig pro Minute zur Nebenzeit, solange der Kunde sich im Viag-Netz aufhielt. Bis Ende des Jahres gewann man immerhin 210 000 Kunden.
Mobilfunkkosten durch Callthrough senken
Telefonieren über Mobilfunk war 1998 noch sehr teuer. Minutenpreise oberhalb von 1,50 Mark waren keine Seltenheit. Kein Wunder, dass die Kunden versuchten, diese Kosten zu umgehen. Möglich machten dies verschiedene Callthrough-Anbieter, etwa First Telecom. Der Trick bei Callthrough: Der Handynutzer wählt sich auf einer für ihn kostenlosen Nummer ein, erreicht einen Vermittlungscomputer und telefoniert von dort aus zu günstigeren Tarifen weiter. Doch das war den etablierten Anbietern ein Dorn im Auge. Die Telekom schaltete im Juli die wichtigste Einwahlnummer von First Telecom kurzerhand ab. Wir stellten damals einen Ablauf der Ereignisse zusammen. Den damaligen Streitigkeiten war es geschuldet, dass die 0800-Nutzung aus den Mobilfunknetzen später für die Inhaber der Nummern teurer wurde, was dazu führte, dass Callthrough-Dienste über diese Nummern sich schließlich kaum noch lohnten.
Was passierte sonst?
Tk-Statistik Deutschland | 1998 |
Festnetzanschlüsse | 40,7 Mio. |
Anteil der Festnetzanschlüsse bei Wettbewerbern der Deutschen Telekom |
unter 0,1 % |
Mobilfunk-Anschlüsse | 13,9 Mio. |
Breitbandanschlüsse | 0,0 Mio. |
Verbindungsminuten Mobilfunk pro Tag |
22 Mio. |
Quellen: teltarif.de, VATM |
Im März 1998 startete teltarif.de mit seiner eigenen Domain. Zuvor war der Informationsdienst auf einem Uni-Server realisiert worden. Ende des Jahres erreichte teltarif.de eine Million Pageimpressions pro Monat. Einen Zugang zum Internet zu Hause hatten noch nicht viele Nutzer, dafür gab es einen regelrechten Boom bei den Internet-Cafés. Für den Hausgebrauch war vielen Nutzern das Internet schlicht zu teuer - einer der Gründe, warum im Herbst 1998 zum Internetstreik aufgerufen wurde. An zwei Sonntagen sollte sich niemand ins Internet einwählen. Ende des Jahres gab es dann die erste Flatrate: Erhältlich war sie mit der Zeitschrift Tomorrow. Eine Einwahl zwischen 19 und 7 Uhr und am Wochenende kostete pauschal 77 Mark im Monat. Doch diese Internetpauschale - damals noch per Modemeinwahl realisiert - war schnell überlastet, eine Einwahl fast nicht möglich. Die Tomorrow-Flat existierte nur bis 1999.