Was ist denn drin?

4G-Mobilfunk in den USA: Welche Technik ist das eigentlich?

Jeder spricht von 4G, jeder ist erster und schnellster - wie geht das?
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4G Mobilfunk steht nach Definition der internationalen Telecommunications Union (ITU) für die "vierte Netzgeneration im Mobilfunk", als direkter Nachfolger von 3G und 2G. Nach Definition der ITU muss ein 4G-Mobilfunk die folgenden Anforderungen erfüllen:

  • All-IP Kommunikation
  • Datenraten in der Spitze von bis zu 100 MBit/s bei mobilem Zugriff und bis zu 1 Gbit/s bei geringer Mobilität wie nomadischer Nutzung
  • Skalierbare Kanal-Bandbreite zwischen 5 und 20 MHz, optional bis 40 MHz.
  • In der Spitze eine Spektrums-Effizienz von 15 bit/s/Hz im Downlink und 6,75 bit/s/Hz im Uplink. Dies bedeutet, dass 1 GBit/s im Downlink mit maximal 67 MHz Bandbreite übertragen werden kann. In geschlossenen Räumen betragen die Werte 3 bit/s/Hz/Zelle und 2,25 bit/s/Hz/Zelle.
Alle der unten genannten Technologien erfüllen diese Anforderungen der ITU nicht, werden aber wohl aus Marketinggründen trotzdem als "4G" beworben - zum Nachteil der Kunden: Die Vergleichbarkeit wird erschwert. Im der englischen Fassung des Online-Lexikon Wikipedia findet sich eine lesenswerte, aber lange Übersicht zu 4G, die interessierten Lesern empfohlen werden kann.

T-Mobile mit HSPA+, Verizon mit LTE und Sprint mit Wimax

T-Mobile vergleicht... T-Mobile vergleicht...
Foto: teltarif.de
Unter einem 4G-Netz versteht man wie gesagt ein Mobilfunknetz der nächsten Generation, das superschnelle Datenübertragungen ermöglicht. Streng genommen hatte bislang die Deutsche Telekom in den USA gar kein solches Netz - allerdings argumentiert man bei T-Mobile USA, dass das bestehende eigene so genannte "HSPA+"-Netz den verfügbaren und ebenso fälschlich beworbenen 4G-Netzen von Wettbewerbern in nichts nachsteht. Folglich änderte T-Mobile USA die Bezeichnung im Laufe des vergangenen Jahres auf 4G. T-Mobile nennt bei den Downloadraten nur theoretische Maximalwerte, keine realistischen Werte unter Last wie die beiden Mitbewerber. Mit der jüngst angekündigten Geschwindigkeits-Verdopplung sollen dann im Downstream maximal 42 MBit/s möglich werden. Verbraucher, die bestehende HSPA+-Hardware und Handys bei T-Mobile USA nutzen wollen, sollten darauf achten, dass die im jeweiligen Land genutzten Frequenzbänder unterstützt werden.

Verizon hat vor einem Monat sein als "4G LTE" bezeichnetes Netz in 38 US-Städten, darunter allen 30 Städten in den Mannschaften der National Football League spielen, gestartet. Der Anbieter will damit eine Netzabdeckung für 100 Millionen Amerikaner anbieten. Verizon verspricht Downloadraten von 5 bis 12 MBit/s und Uploadraten von 2 bis 5 MBit/s, beides in einem "belasteten" Netz. Bis zum Jahresende soll LTE in mehr als 100 Städten verfügbar sein, bis Ende 2013 sollen dann 2/3 aller Amerikaner Zugang zu "4G LTE" bekommen. LTE wird in den USA als weitere Mobilfunk-Breitbandtechnologie genutzt und nicht wie bislang in Deutschland als Funktechnik zur Abdeckung weißer Flecken im Breitbandatlas. Nicht nur deshalb ist die Verwendung von LTE-Hardware im jeweils anderen Markt alles andere als einfach. Wie auch bei GSM und UMTS kann auch LTE in vielen verschiedenen Frequenzbänder genutzt werden. Verizon nutzt beispielsweise den Bereich um 700 MHz, in Europa kommen 900, 1 800 und 2 600 Mhz zum Einsatz, Asien setzt auf die Bereiche um 1 800 und 2 600 Mhz. Hier müssen interessierte Early-Adopter genau hinsehen und möglichst auf Multiband-Hardware warten. Auch sind bislang noch keine LTE-Roaming-Abkommen bekannt.

Dritter im Bunde der "4G-Netzbetreiber" ist Sprint, die schon seit Oktober 2008 Wimax-Netze in den USA betreiben und Dienste darauf anbieten. Zum Jahresende 2010 wollte Sprint Wimax in 100 US-Städten anbieten und dabei etwa 120 Millionen Amerikaner erreichen. Außerhalb der Ballungsräume werden dann "herkömmliche" 2G- und 3G-Mobilfunknetze angeboten, Kunden erhalten Kombi-Smartphones wie das HTC EVO 4G oder das Samsung Epic 4G, das mehrere Standards unterstützt und so eine landesweite Erreichbarkeit sicherstellt. Sprint gibt die Downloadraten im eigenen Netz ebenso unter Last an und verspricht 3 bis 6 MBit/s.

Verbraucher in den USA haben also auch das aus Deutschland zu genüge bekannte Problem, der Werbung der Netzbetreiber selten glauben zu können. Zu den beschriebenen Technik-Verwirrungen kommen aber auch in USA das auch aus Europa hinlänglich bekannte Tarife-Chaos hinzu.

AT&T GoPhone ist für mobile Daten mit einer Prepaid-Karte immer noch erste Wahl

A propos Tarife: teltarif.de hat diesen Tipp für USA-Urlauber und Geschäftsreisende nach Amerika schon einmal gegeben. AT&T bietet als bislang einziger Netzbetreiber einen bezahlbaren und vollständigen Zugang zum mobilen Internet über eine Prepaid-Karte bei Nutzung von GSM/UMTS-Technologie. T-Mobile USA reduziert das mobile Internet bei seinem Prepaid-Produkt etwa auf die reine Nutzung auf dem Handy. Laufzeitverträge sind naturgemäß für Reisende wenig lukrativ, abgesehen davon, dass man diese auch ohne Nachweise in USA sesshaft zu sein, nicht so einfach bekommt.

Die AT&T-Prepaidkarte heißt "GoPhone", am besten kauft man die Karte mit Registrierungsanleitung vorab in Deutschland bei einem ebay-Händler. Dies kostet nur wenig mehr als in USA, man umgeht aber die meist wenig kompetenten Verkäufer in US-Mobilfunkshops, die meist mehr als eine bloße SIM-Karte verkaufen wollen. Die Karte kann und muss man online registrieren, hierbei kann auch eine Hoteladresse verwendet werden. Die Karte lädt man am besten mit einem Rubbel- oder elektronischen Voucher auf, den es in jeder 24-Stunden-Drogerie zu kaufen gibt.

Zur mobile Internetnutzung gibt es zwei Datenoptionen, die jeweils 30 Tage oder bis sie verbraucht sind, gültig sind. Minimale 1 MB kosten 4,99 US-Dollar, sinnvoller sind die 100 MB für 19,99 US-Dollar. Im Vergleich zu den aktuellen Datenpreisen in Deutschland ist auch das kein Schnäppchen, im Vergleich zum Roaming aber auf jeden Fall. Buchbar sind die Datenoptionen über den Go-Phone-Shop und die Hotline 611. Die Datenoptionen gehören dort zu den "Features" und "data packages".

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