Zukunftspläne

Sagem: Vom Nobody zum Marktführer

Handyhersteller verdrängt Alcatel von der Spitze des Heimatmarktes und verfolgt ehrgeizige Pläne
Von Hayo Lücke

Der Rüstungs- und Handykonzern Sagem kann einen großen Erfolg verbuchen. Auf dem heimischen Mobilfunkmarkt in Frankreich hat der Konzern seinen größten Konkurrenten, Alcatel, abgehängt und strebt nun auch international nach höheren Zielen.

Wie die Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ) unter Berufung auf die französische Wirtschaftszeitung "La Tribune" berichtet, trug die aggressive Preispolitik von Sagem Früchte. Der Handyhersteller konnte den Marktanteil an verkauften Geräten in Frankreich im dritten Quartal 2003 auf 27 Prozent steigern, wodurch der bisherige Marktführer Alcatel auf den zweiten Platz verdrängt wurde. Auch Weltmarktführer Nokia und andere große Hersteller konnten da nicht mithalten.

Noch 2001 hatte der Konzern Spekulationen genährt, dass er sich wegen der harten Konkurrenz aus dem Ausland ganz aus dem Handygeschäft zurückziehen werde. Davon ist nun keine Rede mehr: Die großen Mobilfunkanbieter Frankreichs bestätigen die positiven Zahlen Sagems. Bei der France-Telecom-Tochter Orange kombinierten ein Drittel aller Kunden, die einen Mobilfunkvertrag abschlossen, ihr Abonnement mit einem Sagem-Handy. Auch bei Frankreichs zweitgrößtem Mobilfunker, SFR, waren Sagem-Telefone die am häufigsten gefragten Modelle.

Neuausrichtung der Handy-Sparte führt zum Erfolg

Dieser vor wenigen Jahren noch ungeahnte Siegeszug liegt in einem Strategiewechsel begründet, der im Jahr 2001 durch Unternehmenschef Grégoire Olivier eingeleitet wurde. Statt das Geschäft mit Handys aufzugeben, wurde die Sparte neu ausgerichtet und macht heute 25 Prozent des Gesamt-Umsatzes von Sagem aus, wie die FTD weiter schreibt. Neue Modelle, eine aggressivere Marketingstrategie auch im europäischen und asiatischen Ausland sowie wettbewerbsfähige Preise dank umfangreicher Kostensenkungsprogramme sind Analysten zufolge der Grund für den raschen Erfolg. Im vergangenen Jahr hat Sagems Handy-Sparte nach konzerneigenen Angaben 13 Millionen Geräte verkauft. Binnen drei bis fünf Jahren soll sich die Zahl verdoppeln.

Expanionspläne auf internationale Märkte

Für die Zukunft plant Sagem durch Expansionen auf Märkte im Ausland, insbesondere in Asien, seinen derzeitigen weltweiten Marktanteil von 4,4 Prozent weiter zu steigern. So gab der Konzern gestern bekannt, dass er ab sofort neue GSM-Handys auf dem indischen Markt anbietet.

In Japan unterhält Sagem bereits eine Allianz mit dem Technologiekonzern Fujitsu im UMTS-Geschäft. Fujitsu ist fünftgrößter Handyhersteller in Japan. Beide zusammen wollen 2005 in Europa UMTS-Handys auf den Markt bringen. In China liefert Sagem dem erfolgreichen Handyhersteller Bird Bauteile zu, die unter chinesischen Markennamen vertrieben werden.

Indien und China gelten als viel versprechende Wachstumsmärkte für die Handyhersteller. Während in Europa und in den USA multifunktionale Design-Mobiltelefone immer stärker gefragt sind, geht es in Asien noch darum, Erstkäufer mit Handymodellen auszustatten. Allein in China nimmt die Kundenzahl monatlich um sechs Millionen zu.