Verzögert

Keine Frequenzen für portableDSL?

Bundesnetzagentur will Verlängerungsantrag von Airdata abweisen
Von Marie-Anne Winter

Breitband-Internet boomt in Deutschland, aber die Möglichkeiten der jeweiligen Anbieter, diesen Boom in geschäftlichen Erfolg umzusetzen, sind sehr ungleich verteilt. Der Breitband-Ausbau findet vor allem im DSL-Bereich statt, andere Technologien wie Breitbandinternet per TV-Kabel, Powerline oder per Funk fristen noch immer ein Nischendasein. Das ist vor allem für die Internetnutzer ärgerlich, die außerhalb der attraktiven Ballungsgebiete oder in so genannten Glasfasergebieten wohnen, in denen eine einfache Anbindung per DSL-Anschluss derzeit noch nicht möglich ist.

Einen alternativen Internet-Zugang per Funk bietet Airdata mit seinem Produkt portableDSL an. Diese mobile Zugangsmöglichkeit jenseits der DSL-Leitungen wollte das Unternehmen in Laufe dieses Jahres bundesweit ausbauen. Vorteil beim portableDSL-Zugang sind die überschaubaren Investitionen, eine Funkstation soll rund 100 000 bis 150 000 Euro kosten. Der DSL-Ausbau im Festnetz ist wesentlich teurer, schon weil bis zu den Endkunden Kupferleitungen verlegt werden müssen. Auch die laufenden Kosten für ein Funknetz sind geringer als im Festnetz.

Aus für portableDSL?

Nun ist der geplante Ausbau von portableDSL ins Stocken geraten, weil die Bundesnetzagentur die erforderlichen Frequenzen im 2,6-GHz-Erweiterungsband, das für den weiteren UMTS-Ausbau vorgehalten wird, nicht verlängern will. Die Bundesnetzagentur hatte Airdata im Juli 2005 aufgefordert, die Verlängerung der Frequenz zu beantragen. Laut Airdata signalisierten Vorgespräche einen positiven Bescheid. Es handele sich um einen rein formalen Prozess. Jetzt drohe die Behörde überraschend damit, den Antrag kostenpflichtig abzuweisen.

Wie Airdata-Vorstand Christian Hoening in einem Gespräch mit teltarif.de sagte, lägen keine nachvollziehbaren Gründe für diese Entscheidung vor. Das Erweiterungsband, das portableDSL nutze, werde momentan nicht gebraucht. Erstens sei der UMTS-Ausbau längst nicht so weit fortgeschritten, wie man vor Jahren erwartet habe, zum anderen benötige die Technologie von Airdata lediglich ein kleines Frequenzspektrum aus diesem Band, so dass weitere Dienste in diesem Band zukünftig möglich wären.

Für Airdata ist diese Verzögerung allerdings sehr bedrohlich, weil sich ohne die Verlängerung der Frequenzen über das Jahr 2007 hinaus ein flächendeckender Ausbau der Funktechnologie nicht rechnet. Auf diese Weise würden auch geplante Investitionen von 100 Millionen Euro in den Technologie-Standort Deutschland verhindert.

Wer darf ins UMTS-Erweiterungsband?

Andererseits zeichnete sich schon beim Start des cleveren Funk-Produkts von Airdata ab, dass es Ärger geben könnte, schließlich hat das Unternehmen keine UMTS-Lizenz, sondern nutzt seine WLL-Lizenz (wireless local loop - drahtlose Überbrückung der letzten Meile) im 2,6-GHz-Frequenzband. Aber die Mobilfunker, die Milliarden-Beträge in ihre UMTS-Lizenzen investiert haben, dürften die Konkurrenz im Billig-Frequenzband nebenan äußerst kritisch beäugen. Die Bundesnetzagentur verweist laut Airdata auch darauf, dass es weitere Interessenten gäbe, die das 2,6-GHz-Band künftig nutzen möchten. So wollen etwa potentielle Wimax-Anbieter in das Erweiterungsband. Für Airdata-Vorstand Hoening ist allerdings nicht nachvollziehbar, weshalb man im Hinblick auf längst nicht ausgegreifte Zukunftsszenarien konkrete Geschäftsmodelle mit Technologien, die bereits nachweislich funktionieren, auf Eis legen und damit letztlich verhindern sollte. Außerdem sei das Nebeneinander von UMTS-Mobilfunk und WLL nach international verbindlichen Vorgaben der ITU vorgesehen.

Am 27. Oktober wird eine weitere Anhörung [Link entfernt] über die Verfügbarkeit von Frequenzen für UMTS statt finden. Ziel der Anhörung ist laut Bundesnetzagentur, den interessierten Kreisen und insbesondere den Kommentatoren erste Einblicke in die sich aus der Kommentierung ergebenden Interessenlage zu geben und mögliche regulatorische Schlussfolgerungen zu diskutieren. Diskutiert werden sollen auch die Anmeldungen und Konkretisierungen von Frequenzbedarf seitens der Unternehmen und die sich hieraus ergebenden möglichen regulatorischen Szenarien. Bleibt zu hoffen, dass die Bundesnetzagentur dabei ihrem Anspruch gerecht wird, für mehr Wettbewerb zu sorgen.