Landkreis Bautzen: Weitere Details zum Glasfaser-Ausbau
Wie bereits berichtet, wurde gestern die Fertigstellung des Glasfasernetzes im Landkreis Bautzen (Sachsen) mit einer kleinen Feierstunde zelebriert. Der Landkreis Bautzen spiele jetzt in der Gigabit-Liga, aktuell sind ab sofort maximal 1 GBit/s (Download) buchbar, die Glasfaseranschlüsse stehen für rund 60.000 Haushalte und Unternehmen zur Verfügung. Nach reichlich zweieinhalb Jahren Bauzeit konnten die Breitbandprojekte Cluster 1 bis 9 im Landkreis Bautzen beendet werden. Der Glasfaserausbau in insgesamt 55 Kommunen des Landkreises Bautzen ist abgeschlossen.
12.000 km Glasfaser
Für die gebauten Glasfaseranschlüsse hat die Telekom etwa 12.000 Kilometer Glasfaser verlegt, über 2000 Kilometer Tiefbau veranlasst und rund 1500 Glasfaser-Verteiler im gesamten Landkreis neu aufgestellt. Die Gesamtkosten des Projektes betragen knapp 200 Mio. Euro und wurden von Bund, Land und Landkreis im Rahmen der „Wirtschaftlichkeitslücke“ mit 104,5 Millionen Euro gefördert.
Foto: v. l. n. r.: (oben): Landrat Michael Harig, Beigeordnete Birgit Weber, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur Andreas Scheuer, Ministerpräsident Michael Kretschmer, Wirtschaftsminister Martin Dulig und Vorstandsbeauftragter der Deutschen Telekom für Breitbandkooperation Dr. Dido Blankenburg; (unten): Künstlerinnen und Künstler mit den "KunstKÄSTEN".
Abschluss Breitbandausbau im Landkreis Bautzen.jpg
Foto: Deutsche Telekom
Damit ende vorerst das größte Glasfaser-Ausbauprojekt, welche es derzeit in Europa gebe, teilte die Deutsche Telekom mit. Im Rahmen des Bauprojektes wurden sogenannte „weiße Flecken“ (= Versorgungsraten unter 30 MBit/s) beseitigt.
Feierlicher Abschluss mit Prominenz
Beim dem feierlichen Abschluss des Breitbandprojektes am Barockschloss in Neschwitz waren neben Landrat Michael Harig und der Verantwortlichen für das Großprojekt Birgit Weber auch Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Dr. Dido Blankenburg, Vorstandsbeauftragter der Deutschen Telekom für Breitbandkooperation in Deutschland und der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer anwesend.
„Schnelles Internet ist ein wichtiger Standortfaktor. Darum unterstützt der Freistaat den Ausbau und alle Bemühungen, hier noch schneller voranzukommen. Der Landkreis Bautzen ist bei dem Thema einer der Vorreiter in Sachsen. Als einer der ersten startete er 2016 mit eigenen Projekten. Die Initiative und die Hartnäckigkeit aller Beteiligten hat sich gelohnt – mehrere bedeutende Ausbauvorhaben konnten bis heute erfolgreich abgeschlossen werden. Davon profitieren zum einen private Haushalte, aber auch unsere Unternehmen. Es ist gut, wenn wir weiter Tempo machen beim Breitbandausbau in der Fläche. Das stärkt den ländlichen Raum insgesamt und macht das Leben und Arbeiten dort attraktiver“, so der Ministerpräsident.
Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur sprach aus, was allgemein bekannt ist: „Alle reden über digitale Infrastruktur. Wir machen und der Landkreis Bautzen profitiert: 60.000 Haushalte, Unternehmen und Schulen werden an das schnelle Internet angeschlossen. Fast 70 Millionen Euro haben wir in die neun Ausbauprojekte investiert. 15 weitere Projekte werden noch folgen. Damit stärken wir den ländlichen Raum als zentralen Lebens- und Wirtschaftsanker für viele Menschen und Unternehmen. Bildung, Home-Office, Vertrieb, Logistik und vieles mehr sind einfacher, schneller, digitaler möglich. Genau dafür brauchen wir die Gigabitnetze - auf dem Land wie auch in der Stadt. Mit massiven Investitionen treiben wir bundesweit den Ausbau der Glasfasernetze voran."
Landrat Michael Harig spannte einen Bogen in die Geschichte: „Ähnlich der Erschließung der Region durch die Eisenbahn vor 150 Jahren schaffen wir für unseren Landkreis mit dem Breitbandausbau Standortvorteile, die es nun zu nutzen gilt. Technologisch haben wir also einen ganz großen Schritt gemacht, der bundesweit seinesgleichen im ländlichen Raum sucht. Die gewerbliche Wirtschaft partizipiert davon, ebenso wie alle privaten Nutzer – vom Schüler bis zum Senior“, von der Telemedizin, der Telearbeit bis hin zum autonomen Verkehr: Mit der Glasfasererschließung sind die Grundlagen für eine gute Entwicklung geschaffen.“
Vorzeitprojekt für Sachsen und darüber hinaus
Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig bestätigte den Glasfaserausbau im Landkreis Bautzen als ein Vorzeigeprojekt für Sachsen und ganz Deutschland. Der Landkreis hatte als erster Kreis im Freistaat den Ausbau in die Hand genommen. Ein Treiber war der ehemalige Staatssekretär und Kreisrat Stefan Brangs danken, ihm war das Projekt ein Herzensanliegen war, betonte der Minister weiter.
Dr. Dido Blankenburg, bei der Telekom für Breitbandkooperation in Deutschland verantwortlich, ist stolz, "dass wir den Landkreis Bautzen seinerzeit von unserem Angebot überzeugt konnten und bedanken uns für das Vertrauen. Es handelt sich um das größte Einzelprojekt dieser Art in Europa. Wir zeigen, dass ländlicher Raum und schnelles Internet kein Widerspruch sind. Damit ist der Landkreis Bautzen einer der ersten an der Weltspitze im Bereich der digitalen Infrastruktur.“
Ähnlich der Initiative „Kunst am Bau“ und „KunstBUS“ entstehen sogenannte „KunstKÄSTEN“. Insgesamt 130 der grauen Netzverteiler, die im Zuge des Breitbandausbaus aufgestellt wurden, werden nun in einem Pilotprojekt bunt gestaltet, indem sie in bedruckte Hussen gehüllt und so in Szene gesetzt werden.
Bauprojekt im Video
Im Youtube-Video gibt die Telekom einen Überblick über die Bautätigkeit.
Wie kommt man zum schnellen Anschluss?
Wer noch keinen Glasfaseranschluss oder den passenden Glasfasertarif hat, kann das nachholen. Den Auftrag kann man online, telefonisch oder im Fachhandel erteilen. Anfragen nehmen der Telekom Shop Bautzen (Kornmarkt 7), Mobilblitz Bautzen (im Kaufland, Gesundbrunnenring 62), Shop Hoyerswerda (Lausitzer Platz 1, 02977 Hoyerswerda), Electronic- Service-Center (Dr. Wilhelm-Külz-Str. 7, 02977 Hoyerswerda) und Frequenz Elektro (An der Ziegelei 6, 01454 Radeberg) entgegen.
Im Internet kann auf www.telekom.de/schneller oder telefonisch für Neukunden und 0800 330 3000 (kostenfrei), für Telekom-Bestandskunden 0800 330 1000 (kostenfrei) und für kleinere und mittlere Unternehmen unter 0800 330 1300 (kostenfrei) bestellt werden.
Online sollte die Glasfaserverfügbarkeit auf www.telekom.de/glasfaser zu finden sein, zufällige Tests der Redaktion ergaben aber, dass an den frei ausgewählten Adressen noch keine Glasfaser verfügbar sei.
Welche Orte sind ausgebaut?
Nach Auskunft der Telekom sind folgende Orte und Ortsteile ausgebaut: Arnsdorf, Bautzen, Bernsdorf, Burkau, Crostwitz, Demitz-Thumitz, Doberschau-Gaußig, Elsterheide, Elstra, Frankenthal, Göda, Großdubrau, Großharthau, Großpostwitz, Großröhrsdorf, Haselbachtal, Hochkirch, Hoyerswerda, Kamenz, Königsbrück, Königswartha, Kubschütz, Laußnitz, Lauta, Lichtenberg, Lohsa, Malschwitz, Nebelschütz, Neschwitz, Neukirch, Neukirch/Lausitz, Obergurig, Ohorn, Oßling, Ottendorf-Okrilla, Panschwitz-Kuckau, Pulsnitz, Puschwitz, Räckelwitz, Radeberg, Radibor, Ralbitz-Rosenthal, Rammenau, Schirgiswalde-Kirschau, Schmölln-Putzkau, Schönteichen, Schwepnitz, Sohland an der Spree, Spreetal, Steina, Steinigtwolmsdorf, Wachau, Weißenberg, Wilthen und Wittichenau.
Wichtig: Keine automatische Umstellung
Wichtig ist, dass bestehende Telefon- oder Internet-Anschlüsse über alte Kupferleitungen nicht automatisch auf die Glasfaser umgestellt werden. Jeder Kunde muss dazu selbst aktiv werden und einen Anschluss bestellen.
Die Telekom bietet in der Region Bautzen zwei Glasfaser Tarife an: "Magenta Zuhause Giga" mit 1 GBit/s Download und 200 MBit/s Upload für 79,95 Euro im Monat (ab dem ersten Monat) oder "Magenta Zuhause XXL" mit 500 MBit/s Download und 100 MBit/s Upload für 59,95 Euro ab dem 7. Monat, vorher bekommt es der Kunde 6 Monate lang für 19,95 Euro.
Ein separates Glasfasermodem oder ein glasfaserfähiger Router kann bei der Telekom gemietet (z.B. Speedport Smart 4 Plus) oder im Fachhandel gekauft werden.
Noch nicht alle Haushalte erreichbar
Der Landkreis Bautzen möchte auch weiter mit Glasfaser ausbauen. Mit dem sogenannten "Cluster 10" wurde bereits das nächste Projekt auf den Weg gebracht. Dort sollen weitere etwa 8000 Haushalte und noch einmal 820 Unternehmen in den nächsten Jahren erschlossen werden. Aufgrund der wechselvollen Geschichte sind bis heute nicht alle Grundstücke und Telefonanschlüsse korrekt erfasst. Deshalb kann es vorkommen, dass bestimmte Adressen und Anschlüsse aktuell noch nicht mit Glasfaser erreicht werden können, wie uns mit den Vorgängen vertraute Szenekenner berichten. Im Cluster 10 wird ein großer Teil dieser "vergessenen" Anschlüsse nachträglich berücksichtigt. Anwohner, die vom Glasfaserausbau noch nicht erreicht wurden, sollten sich aktiv zu Wort melden, damit die Ausbauplanung aktualisiert werden kann. Ansprechpartner wäre der Landkreis oder der eigene Telekommunikationsanbieter (z.B. Telekom oder Sachsen Energie)
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Ein ganzer Landkreis wollte Glasfaser haben, im Interview räumt Sachsens Ministerpräsident Kretschmer ein, dass diese Idee sich verrückt anhörte. Aber da die kommunalen Politiker nicht locker ließen, wurde der ganze Landkreis ausgebaut, wobei nicht ganz, es gibt noch einige Lücken zu schließen, was jetzt in Angriff genommen wurde.
Für die Kunden im Rest des Landes, die ebenfalls auf Glasfaser warten, heißt das: Nicht auf der Couch warten, bis sich endlich was tut, sondern selbst aktiv werden. Die Vorschriften und Förderrichtlinien sind ein Dschungel und man muss Gemeinden, Landkreise, Landesregierungen und seinen Anbieter solange nerven, bis sich endlich was tut.
Die Neuvergabe der Mobilfunkfrequenzen unter anderem bei 800 MHz könnte verschoben werden