Huawei Mate 30 Pro: Das Handelsstreit-Handy im Test
Das Mate 30 Pro - ein lang ersehntes Premium-Gerät des chinesischen Herstellers Huawei - hat es mittlerweile auch nach Deutschland geschafft. Allerdings gibt es mehrere Haken: Das Mate 30 Pro ist ausschließlich exklusiv im Online-Shop von MediaMarkt erhältlich, zudem in limitierter Stückzahl und es hat ein für den europäischen Markt gewaltiges Software-Problem. Android ist zwar vorinstalliert, allerdings fehlen aus Lizenzgründen, die dem USA-China-Handelsstreit zuzuschreiben sind, wichtige Google-Dienste wie YouTube, die Navigationssoftware Maps und Gmail, allen voran der Google Play Store als wichtigste App-Quelle für den Android-Nutzer. Das wird potenzielle Käufer mit ziemlicher Sicherheit abschrecken. Es gibt zwar eine Möglichkeit, Google-Dienste zu nachzuinstallieren, aber selbst das ist als Hemmschwelle zu sehen, das Handy überhaupt zu kaufen.
Nichtsdestotrotz ist die Hoffnung groß, dass es sich um ausgezeichnetes Premium-Smartphone handelt. Huawei hat in der Vergangenheit mit Modellen wie dem P20 Pro, Mate 20 Pro und dem P30 Pro bewiesen, dass der Hersteller im Premium-Segment zu den besten Anbietern gehört, nicht nur was Features, Verarbeitung und Leistung angeht, sondern insbesondere auch im Bereich der Smartphone-Fotografie.
Das Mate 30 Pro in der Farbe "Space Silver" mit 256 GB interner Speicherkapazität kostet nach unverbindlicher Preisempfehlung 1099 Euro. Ob das Smartphone im Hinblick auf diese ambitionierte Preisvorstellung und den Software-Lizenzproblemen Hürden überwinden kann, zeigt der nachfolgende Testbericht.
Erster Eindruck: Design und Display
Das 6,53-Zoll-Display mit Waterfall-Design
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Wie zu erwarten macht das Huawei Mate 30 Pro eine gute Figur. Es ist ausgezeichnet verarbeitet und kann den Premium-Charakter, den es vorgibt zu haben,
auch ohne Weiteres erfüllen. Hier klappert nichts, hier gibt es keine unschönen Spaltmaße oder andere störende Optiken, die die
haptische "User Experience" zunichte machen.
Auffällig ist der OLED-Bildschirm mit seinen abgerundeten Seitenflächen. Huawei nennt den Spaß "Horizon Display", man könnte auch Waterfall-Display dazu sagen, weil die Seiten mit viel Fantasie so abfallen wie es eben ein Wasserfall auf seinem Weg nach unten tut. Auf diese Weise gibt es zumindest an den Seiten keine sichtbaren Displayränder. Oben wie unten taucht zwar ein sichtbarer Randbereich auf, aber der ist verschwindend gering.
Designtechnisch sind Parallelen mit dem Vorjahresmodell Mate 20 Pro zu sehen. Auch beim neuen Modell ist die
32-Megapixel-Frontkamera mit einer Display-Notch auf die Vorderseite integriert. Da die Displayränder sonst
filigran beziehungsweise aufgrund des Waterfall-Display-Designs gar nicht vorhanden sind, sticht die Notch deutlich im Gesamt-Frontdesign heraus.
Insgesamt liegt das Mate 30 Pro mit den Abmessungen 158,1 mm mal 73,1 mm mal 8,8 mm und dem Gewicht von 198 Gramm und auf die Phablet-Größe gesehen gut in der Hand.
Die Blickwinkelstabilität
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Am auffälligsten sind die fehlenden Funktionstasten. Einzig ein physischer Homebutton verweilt einsam an der rechten Seite. Die anderen Tasten werden
durch virtuelle Funktionalitäten ersetzt. So lassen sich die Lautstärketasten durch ein mehrfaches kurzes Tippen auf den abgerundeten Displayrahmen
aktivieren. Durch ein hoch- und runterwischen an besagtem Displayrahmen lässt sich die so aktivierte Lautstärke regulieren. Das klappte im Test auch gut.
Dennoch muss man sich erst an diese Geste gewöhnen und den richtigen Punkt treffen. Ein kleines Problem hat das Waterfall-Display-Design jedoch.
Beim Browsen fiel uns auf, dass Schriften grenzwertig an den abfallen Randbereich ragten, weshalb Teile der Buchstaben leicht verschluckt wurden.
Auch wenn sich die Schrift noch problemlos ablesen ließ, war das etwas störend, beinahe so als hätte man die Darstellung nicht richtig auf
das Displayformat ausgerichtet.
Rutschiges Waterfall-Display
Grundsätzlich ist das Waterfall-Display eine Besonderheit. In Kombination mit
der Glasrückseite stellten wir aber fest, dass sich es sich bei der Bedienung des Mate 30 Pro um eine sehr rutschige Angelegenheit handelt,
der nur mit Hilfe einer Schutzhülle Einhalt geboten werden kann. Nur welche Art von Case lässt sich mit den abgeflachten Display-Seiten
des Huawei Mate 30 Pro vereinbaren, ohne dass sie ihre Features verlieren? Schließlich liegt es nahe, dass ein mit der
Front abschließendes Case die Seiten des Displays so verdeckt, dass die virtuelle Lautstärkeregelung nicht mehr funktioniert.
Mate-30-Pro-Nutzer sollte also darauf achten, dass sie ein Case verwenden, bei dem die Seiten ausgespart sind und nur der obere und untere
Gehäuserahmen von dem Schutzmaterial umschlossen sind. Dann steht auch dem Funktionieren der besonderen Waterfall-Features nichts im Wege.
Bis auf den Powerbutton gibt es keine physischen Funktionstasten mehr
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Das Display misst in der Diagonale 6,53 Zoll (16,59 cm), das Panel löst maximal in Full-HD+ auf (2400 Pixel mal 1176 Pixel).
Im Test konnte uns der Screen durch eine sehr gute Helligkeitsdarstellung überzeugen. Wir ermittelten einen Wert von 624 cd/m².
Trotz recht hohem DeltaE-Wert - der Wert, der die Farbwiedergabe am Ideal misst - machte das Display einen sehr guten Eindruck mit
hoher Kontrastwiedergabe und schön anzusehender Randlosigkeit. Das Designfeature eignet sich auch sehr gut zum Schauen von Videos -
sofern man sich dafür die entsprechende App wie YouTube über Umwege holt.
Das Gerät an sich ist nach IP68 vor Staub und Wasser geschützt, also laut offizieller Definition das Zertifikat, das auch dauerhaftes Untertauchen bescheinigt. Huawei selbst schreibt dazu auf seiner Webseite: "Der Schutz vor Wasser und Staub ist nicht dauerhaft, und die Widerstandsfähigkeit kann durch normalen Verschleiß abnehmen. Laden Sie das Smartphone nicht auf, wenn es nass ist oder sich in einer nassen Umgebung befindet. Anweisungen zum Reinigen und Trocknen finden Sie in der Bedienungsanleitung. Das Eintauchen in Flüssigkeiten und daraus resultierende Schäden sind nicht von der Garantie abgedeckt."
Auf der nächsten Seite gehen wir auf die Performance, die Akkuleistung und die Software ein.