Vodafone & Connect-Festnetz-Test: Fiasko mit Ansage?
Längst nicht immer kommt das Vodafone "GigaNetz" bei Kunden und Testern an
Foto: Vodafone
Seit nunmehr zwölf Jahren testen die Kollegen der Fachzeitschrift "Connect" regelmäßig deutsche Festnetzanbieter. An sich ist das bis hierhin auch keine besondere Meldung, wäre da nicht das bemerkenswerte Verhalten von Vodafone. Der Düsseldorfer Telekommunikationskonzern wollte sich schlicht dem Vergleich nicht stellen und startete deshalb einige Maßnahmen hinter den Kulissen, um Connect auszubremsen. Natürlich hätte Vodafone damit rechnen müssen, dass diese Vorgehensweise das Thema Breitband-Kabel erst Recht in den Mittelpunkt stellt. Und dieser Diskussion wird sich das Unternehmen schon aus reinem Eigeninteresse stellen müssen.
Vodafone erweckt unrealistischen Eindruck
Längst nicht immer kommt das Vodafone "GigaNetz" bei Kunden und Testern an
Foto: Vodafone
Werbeslogans wie "Kabel-Glasfasernetz" oder "Gigabit Highspeed Internet erleben" suggerieren dem Kunden zunächst, dass ein Kabelanschluss mit einem FTTH-Glasfaseranschluss gleichwertig wäre. Das ist verständlicherweise nicht der Fall, denn das Kabelnetz basiert zumindest Inhouse üblicherweise auf Kupfer-Koaxialkabeln, die teils zu Zeiten verlegt wurden, als die Deutsche Telekom noch das Kabelmonopol hielt.
Darüber hinaus wurde das Kabelnetz ursprünglich für Fernsehen und nicht Breitband-Internet konzipiert. Größter Nachteil ist und bleibt deshalb gegenüber DSL oder auch einer Glasfaserleitung, dass es sich um ein Shared-Medium handelt. Jeder einzelne Kabelnutzer "teilt" also seine Bandbreite mit anderen Nutzern. Ob dann also die gebuchte "Gigabit-Geschwindigkeit" auch tatsächlich beim Nutzer ankommt, steht auf einem anderen Blatt. Das aber wissen (oder interessiert) die Kabelkunden nicht. Sie erwarten einfach nur, dass die versprochene und gebuchte Leistung jederzeit an ihrem Anschluss ankommt. Und wenn Vodafone die Marketing-Latte hoch hängt, dann aber aus welchen Gründen auch immer nicht liefert, ist die Enttäuschung nachvollziehbar besonders groß. Vor allem, wenn dies auch noch in unabhängigen Testergebnissen wie im Falle von "Connect" bestätigt wird.
Tests sind keine Pokale
Telekommunikationskonzerne schmücken sich gerne damit, zum Beispiel bei einem Connect-Test gut abzuschneiden. Das sollte aber keineswegs die Motivation sein, an einem solchen Test teilzunehmen. Es geht darum, Schwachstellen in den Netzen aufzudecken und vor allem auch Verbrauchern für die Anbieterauswahl weitere objektive Informationen bereitzustellen. Es ist nachvollziehbar, dass beispielsweise eine Messung der Netzqualität durch unabhängige Dienstleister für Kunden mehr Nutzen bringt, als die Netzverfügbarkeitskarte auf der Homepage des Anbieters selbst.
Wenn ein Anbieter letztendlich bei einer solchen Messung besonders gut abschneidet, ist das sehr positiv. Es ist aber keine Auszeichnung oder Grund sich auf den Lorbeeren auszuruhen, denn beim nächsten Test liegt vielleicht wieder ein Wettbewerber vorn, weil dieser im eigenen Netz nachgebessert hat. Genau darum geht es aber letztendlich: Schwachstellen aufdecken und die Qualität aller verfügbaren Netze nachhaltig zu optimieren.
Reaktion von Vodafone unverständlich
Allein aus den bereits zuvor genannten technischen Gründen (Shared Medium, Inhouse-Verkabelung) kann ein Kabelanschluss nicht mit DSL geschweige denn sogar FTTH-Glasfaser mithalten. Deswegen wäre es absurd anzunehmen, in einem Vergleichstest zwischen verschiedenen Netztechnologien den ersten Platz zu holen. Das ist auch kein unfaires Behandeln von Vodafone, sondern einfach eine physikalische Tatsache. Man könnte natürlich Connect den Vorwurf machen, dass der Vergleich völlig verschiedener Netztechnologien nicht zielführend ist.
Doch auch hier geht es wieder um den Kunden. Er kann am Wohnstandort in der Regel aus verschiedenen Netztechnologien wählen, weshalb sich alle Telekommunikationskonzerne diesem Technologiewettbewerb stellen müssen. Mit der Reaktion von Vodafone sich einem solchen Test entziehen zu wollen, dürfte sich das Unternehmen aber selbst einen Bärendienst erwiesen haben. Es ist vollkommen klar, dass einer der größten Marktteilnehmer mit Millionen Kunden sich nicht einfach ausklinken kann, weil man mit einem potenziell zu erwartenden Ergebnis nicht zufrieden ist.
Vodafone könnte zwei Millionen Kabelanschlüsse verlieren.