Unter der Lupe

Moto X (2. Gen) im Test: 2014er Smartphone mit Design zum Selbstgestalten

Motorola hat die zweite Generation des Moto X auf den Markt gebracht. Einiges ist neu beim 2014er Modell. Wir haben das Smart­phone aus­probiert und neben posi­tiven Entdeckungen auch kleine Makel gefunden. Von Motorolas Schumme­leien über Top-Ergebnisse beim Bench­mark-Test, unsere Ein­drücke lesen Sie im Test.
Von Rita Deutschbein

Im Vorjahresmodell des Moto X arbeitete noch ein Dual-Core-Prozessor. Die zweite Generation von Motorolas Flaggschiff bietet hingegen die doppelte Anzahl an Kernen. Angetrieben wird das Moto X (2. Gen) von einem Snapdragon 801, dessen vier Kerne eine Taktrate von maximal 2,5 GHz haben und die auf 2 GB Arbeitsspeicher zugreifen können. An der Kapazität des RAM hat sich somit nichts geändert. Dafür können sich Spiele-Liebhaber aber nun über eine bessere Grafikeinheit freuen. Der Snapdragon 801 wird von der Adreno 330 begleitet, die leistungsstärker als die noch im Moto X des Vorjahres arbeitende Adreno 320 ist.

Motorola Moto X (2.Generation): Einschub für die Nano-SIM befindet sich oben am Gehäuse Einschub für die Nano-SIM befindet sich oben am Gehäuse
Bild: teltarif.de / Rita Deutschbein
Alltägliche Aufgaben wie das flüssige Scrollen durch Texte und Homescreens sowie den schnellen Seitenaufbau von Webseiten schaffte das Moto X anstandslos. Auch konnten wir durch die Kombi aus Snapdragon 801 und der Adreno-330-Grafikeinheit sowohl grafisch anspruchsvolle Spiele wie Real Racing 3 ohne Probleme zocken als auch via Amazon Prime Instant Video Filme in HD-Qualität flüssig streamen (im WLAN). Beim Abspielen von Videos oder Musik wurde allerdings ein Makel deutlich: Obwohl das Moto X zwei Front-Lautsprecher mitbringt, gibt nur der untere Lautsprecher den Ton aus – und dies auch nicht in Stereo, sondern Mono. Schade, denn dies beeinträchtigt den Film-, Spiele- oder Musikgenuss deutlich.

Im Benchmark-Test von AnTuTu sowie im Unlimited-Test von 3D Mark wurde in Zahlen deutlich, was bereits beim Ausprobieren merkbar war: Das Moto X (2. Gen) spielt bei den aktuellen Flaggschiffen ganz oben mit. Im AnTuTu-Test erreichte das Moto X einen Score von 43 934. Bevor jemand aber nun vor Begeisterung vom Stuhl springt, sollte erwähnt werden, dass es sich hierbei um ein Ergebnis der aktualisierten AnTuTu-Version 5 handelt. Da nach dem Update in die Bewertung neue Faktoren einfließen - es gibt nun beispielsweise echte 2D- und 3D-Engines fürs Gaming, HTML-5-Tests und die Möglichkeit, die Leistung eines einzelnen CPU-Kerns zu messen - fällt der Score deutlich höher aus als bisher und die Ergebnisse sind nicht mehr mit den Tests, die noch mit der Version 4 von AnTuTu vorgenommen wurden, vergleichbar.

Zum besseren Einordnung haben wir das Samsung Galaxy S5 und das Sony Xperia Z3 im AnTuTu-5-Test begutachtet. Das Moto X (2. Gen) liegt mit seinem Score von 43 934 genau zwischen beiden Geräten (Samsung: 43 098 Punkte, Sony: 44 220 Punkte). Im Unlimited-Test von 3D Mark erreichte das Motorola-Gerät einen Wert von 19 369 Punkten und schlägt somit beide Vergleichsgeräte von Sony und Samsung.

Stock-Android und Sprachsteuerung

Motorola Moto X (2.Generation): Power-Button und Lautstärkewippe am rechten Gehäuserand Einstellungen für Sprach- und Gestensteuerung
Bild: teltarif.de / Rita Deutschbein
Das Moto X wird ab Werk mit Android 4.4.4 Kitkat ausgeliefert. Das Betriebssystem zeigt sich in nahezu unangepasster Form und kommt ohne die Vielzahl vorinstallierter Apps aus, die andere Hersteller dem Nutzer aufzwingen, sodass wir schon von einem Stock-Android sprechen können. Unser Testgerät besitzt einen internen Speicher mit 8 GB Kapazität - in Deutschland werden über den Moto Maker aber nur 16- oder 32-GB-Modelle verkauft. Das saubere Android macht sich in der Speicherbelegung bemerkbar. Nicht einmal 1 GB zweigt das System von der Gesamt­speichergröße ab. Abstriche gibt es allerdings aufgrund des fehlenden Speicherkarten-Slots.

Zu den Besonderheiten des neuen Moto X gehört neben der Gestensteuerung auch die Sprachsteuerung. Der Nutzer kann zu Beginn selbst einrichten, auf welchen Gruß das Smartphone reagieren soll. Dieser muss dreimal deutlich gesprochen werden, damit sich das Moto X diesen merkt. Wir haben uns im Test für die Begrüßung "OK Moto X" entschieden. Sobald der Gruß gesprochen wird, reagiert das Smartphone und schaltet die Sprachsteuerung ein, das Display erstrahlt blau. Nun können Fragen gestellt werden: Stehen Termine an? Wie ist das Wetter? Habe ich neue Nachrichten? Das Moto X findet auf fast alle Fragen eine Antwort, muss aber für die meisten Suchaufträge mit dem Internet verbunden sein, da sonst die Abfrage mit einer Fehlermeldung abgebrochen wird. Zudem bemerkten wir, dass die Sprachsteuerung bei nahezu leerem Akku nicht mehr funktioniert. Bei einem Akkuladestand von etwa 7 Prozent reagierte das Moto X nicht mehr auf unsere Begrüßung - ob dies an Stromspar­einstellungen von Motorola liegt, können wir nur vermuten.

Der Gehäuserahmen des Moto X (2. Gen) besteht aus stabilem Metall Der Gehäuserahmen des Moto X (2. Gen) besteht aus stabilem Metall
Bild: teltarif.de / Rita Deutschbein
Auch Aufgaben nimmt das Smartphone dem Nutzer per Sprachaufforderung ab. So können Telefonate gestartet oder Apps geöffnet werden, Lieder auf dem Gerät oder auf YouTube gesucht und abgespielt werden oder das Moto X macht sich auf Wunsch per Piep-Laut bemerkbar, wenn der Nutzer es verlegt hat. Praktisch hierfür ist, dass das Gerät auch dann auf die Start-Begrüßung reagiert, wenn das Smartphone nicht in der Nähe ist. Hierfür muss nur laut genug gesprochen werden. Im Test klappte das Aufwecken des Moto X mittels Gruß aus der Ferne mal gut, mal weniger zuverlässig. Je lauter und deutlicher wir aber gesprochen haben, desto besser reagierte das Handy auf uns, allzu weit darf es aber dennoch nicht vom Nutzer entfernt sein. Ist es wirklich einmal nicht in Sichtweite, kann die Aufforderung "Finde mein Handy" recht hilfreich sein, denn dann fängt das Moto X laut zu Piepen an.

Ebenfalls praktisch: Mit dem Gruß "Gute Nacht, Moto X" schaltet das Smartphone in den Nachtmodus, bei dem Display und Ton ausgeschaltet werden. Zudem erkennt das Telefon automatisch, wenn der Nutzer im Auto fährt. Dafür werden die GPS-Daten sowie die Umgebungs­geräusche analysiert. Das Moto X wechselt dann automatisch in den sogenannten Car-Mode und sagt dem Nutzer an, wer gerade anruft, sodass der Fahrer nicht auf das Handy schauen muss. Angenommen werden können Telefonate via Sprachbefehl.

Gestensteuerung funktioniert nicht immer wie sie soll

Bei der Gestensteuerung sind drei Funktionen erwähnenswert: Zum einen kann der Nutzer über das Display winken, um das Moto X bei eingehenden Anrufen stumm zu schalten. Etwa sechs Zentimeter muss die Hand dafür über das Display gehalten und hin und her bewegt werden. Dies probierten wir mehrere Male aus, waren von dem Resultat aber wenig überzeugt. Denn bis das Smartphone wirklich Ruhe gab, dauerte es zu lange. Der Abstand von sechs Zentimeter muss zudem ziemlich genau eingehalten werden, sonst reagiert das Moto X nicht. Alles in allem eine eher enttäuschende Funktion.

Besser klappte im Test der Schnellstart der Kamera. Dafür muss das Moto X zweimal schnell aus dem Handgelenk gedreht werden. Insgesamt eine zuverlässige Alternative zum Klick auf die Kamera-App. Die dritte Gestenfunktion ist ebenfalls sehr hilfreich. Bewegt sich die Hand kurz über das ausgeschaltete Display, zeigt dieses auf dem Sperrbildschirm wichtige Informationen wie eingegangene Nachrichten, verpasste Anrufe oder die Uhrzeit an. Möglich wird die Gestensteuerung durch Infrarot-Bewegungs­sensoren, die im Gerät verbaut sind.

Bei der Angabe der Displayauflösung hat Motorola etwas geschummelt. Was hier im Argen liegt und ob sich die Pixeldifferenz bei der Nutzung bemerkbar macht, lesen Sie auf der dritten Seite. Dort fassen wir unsere Beobachtungen zudem in einem Test-Fazit zusammen.

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