Navi-Trends

PND und Bus-System verdrängen Navi-Nachrüstlösungen

MOST-Bus-Systeme kommen auch in günstigeren Fahrzeugklassen
Von Marc Thorwartl

Wer zur Jahrtausendwende sein Auto mit einem Navigationsgerät aufrüsten wollte, dem blieb nur eine Wahl: Ein kombiniertes Radio-Navigations-System. Die Straßendaten waren auf einer CD hinterlegt, die Zielführung erfolgte über Audio-Anweisungen auf dem bordeigenen Lautsprechersystem, zur visuellen Unterstützung dienten Piktogramme und Balkendiagramme. Der Einbau stellte interessierte Laien zwar nicht vor unlösbare Aufgaben, war allerdings zeitintensiv: DIN-genormt, musste das bereits vorhandene Autoradio aus- und das neue eingebaut werden, der GPS-Empfänger fand auf dem Armaturenbrett Platz. Die Verkabelung erfolgte meist hinter den Armaturen. Um dorthin zu kommen, war häufig ein Ausbau derselben notwendig. Schwierigkeiten gab es außerdem beim Abgriff eines Geschwindigkeitssignals, das zur Routenfortführung in Tunneln oder wenn kein GPS-Empfang vorhanden ist, ermöglicht. Ein Besuch der Fachwerkstätten war in der Regel unumgänglich.

Die Festeinbauten entwickelten sich stetig weiter. Die CD wurde vielfach von der DVD oder Wechselspeichermedien wie MMC oder SD-Card abgelöst. Der Vorteil: Die Navigation stoppte nicht mehr abrupt mit Passieren des Grenzübergangs, sondern war europaweit möglich. Mit dem Rome stieß Blaupunkt vor knapp fünf Jahren in eine neue Dimension der Radionavigation vor: Auf dem kleinen Display wurden erstmals an Abbiegepunkten oder unübersichtlichen Kreuzungen rudimentäre Farbkartendarstellungen angezeigt. Verfeinert wurde das System dann von Becker, das spätestens mit dem Mexico-System in die Highend-Dimension der Radionavigation vorrückte. Dank Bluetooth wurde es sogar zur Freisprecheinrichtung (FSE), mit der Sprachsteuerung konnten nahezu alle Funktionen bequem via Stimme angesteuert oder aktiviert werden und ein Geschwindigkeitsabgriff war auch nicht mehr vonnöten. Komplexe Systeme wie das Siemens-VDO MS 5200 besaßen zudem einen Hochleistungsrechner, einen externen Farbmonitor, sowie die Anschlussmöglichkeit einer Rückfahrkamera.

Die ersten PNDs bereiteten den Nutzern nur wenig Freude

PND von Becker PND von Becker
Foto: Becker
Zeitversetzt zu den Festeinbauten entwickelten sich die PNDs. Die Erstlingswerke der neuen Firmen wie TomTom, Navigon [Link entfernt] oder Navman [Link entfernt] bereiteten nur bedingt Freude. Positiv stach das meist 2,8 Zoll große Farbdisplay mit Touchscreen-Funktion ins Auge. Die Kartendarstellungen als solche wirkte hingegen eher abstrakt und die Abbildung der Fahrt ähnelte mehr einer holprigen Diashow, als einem Filmvergnügen. Ebenso war das Kartenmaterial anfangs lediglich auf ein Land, mit viel Glück auf eine Region wie DACH (Deutschland, Österreich, Schweiz) oder Benelux, beschränkt.

Doch die Hersteller mobiler Navigationsgeräte lernten schnell. Die Bildschirmdiagonalen wuchsen auf 3,5 später dann auf 4,3 und mittlerweile sogar auf 5 Zoll Länge. TMC für dynamische Routenführung, Bluetooth-FSE, Fahrspurassistent, Reality-View, MP3-Player, Sprachsteuerung, FM-Transmitter, 3D-Darstellung, Landmarks, POI-, Geschwindigkeits- und Blitzerwarner fanden schnell Einzug. Genauso wurde das beigelegte Kartenmaterial erweitert. Die Europavariante ist Standard, vierteljährliche Update-Möglichkeiten für 24 Monate sind bereits für wenige Euro erhältlich. Unschlagbarer Vorteil der neuen PNDs: Sie sind auch für die Fußgängernavigation in Innenstädten geeignet. Ebenso gibt es spezielle Karten für Outdoor-Fans, die gerne per Pedes oder Mountainbike ihre Region abseits der regulären Straßen erforschen.

Größere Displays auf kleineren Geräten

Die mobilen Navigationsgeräte legten zwar in der Displaygröße zu, dafür speckten sie im Umfang ab. Heutzutage passen sie locker in die Brusttasche. Zuletzt rückten die Live- und Location-Based-Services (LBS) in den Vordergrund. Die PNDs entwickeln sich immer mehr zu multimedialen Alleskönnern und Kommunikationszentralen. Welche Tankstelle offeriert in der Nähe den günstigsten Sprit? Welcher Parkplatz hat noch freie Standflächen, was kostet die Stunde, und wie lange hat das Parkhaus geöffnet? Wie viele Zimmer zu welchem Preis sind noch in dem nächsten Hotel frei? Was läuft in den örtlichen Kinos?

Je mehr Hersteller auf den Markt drängten, um sich eine Scheibe vom Navigationskuchen abzuschneiden, desto günstiger wurden die Pfadfinder im Taschenformat. Heutzutage sind wirklich gute Lösungen ab 150 Euro erhältlich. Die PNDs wurden salonfähig und auch zum diesjährigen Weihnachtsfest werden sie wieder ganz oben auf den Wunschzetteln stehen. Ein weiterer Vorteil: Es ist kein zeitaufwändiger Einbau nötig. Mittels Saugnapf wird der PND an der Windschutzscheibe oder dem Armaturenbrett befestigt. Die Stromversorgung erfolgt über den Zigarettenanzünder. In weniger als einer Minute ist er einsatzbereit. Das ermöglicht natürlich auch den Wechsel zwischen mehreren Fahrzeugen. So reicht ein PND normalerweise aus, um seine Dienste auch im Kreise einer mehrköpfigen Familie mit diversen Autos zu versehen.

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