Sicherheit

Cyber-War: Merkel warnt vor Wettrüsten im Internet

Verbindliche internationale Regeln für Netzsicherheit gefordert
Von Marie-Anne Winter mit Material von dpa

Bundeskanzlerin Angela Merkel warnte auf der Sicherheitskonferenz in München vor einem teuren Wettrüsten im Cyber-War. Bundeskanzlerin Angela Merkel warnte auf der Sicherheitskonferenz in München vor einem teuren Wettrüsten im Cyber-War.
Bild: Kai Mörk
Nachdem Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am Samstag vor Cyber-Angriffen im Internet gewarnt hatte, warnte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ihrerseits vor einer Aufrüstungsspirale, sofern ein Vorgehen gegen Cyber-Attacken nicht international abgestimmt werde. Wie die Financial Times Deutschland [Link entfernt] heute schreibt, sagte Merkel auf der Sicherheitskonferenz in München, dass man "viel Geld vergeude", ohne Lösungen zu finden. Der britische Außenminister William Hague kündigte ein Sondertreffen an, das im Laufe des Jahres anberaumt werden soll, um internationale Lösungen zu besprechen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel warnte auf der Sicherheitskonferenz in München vor einem teuren Wettrüsten im Cyber-War. Bundeskanzlerin Angela Merkel warnte auf der Sicherheitskonferenz in München vor einem teuren Wettrüsten im Cyber-War.
Bild: Kai Mörk
Gegenüber der Welt hatte de Maizière erklärt, dass ungefähr alle zwei bis drei Sekunden ein Angriff auf das deutsche Internet statt finden würde. Das deutsche Regierungsnetz werde etwa vier- bis fünfmal am Tag angegriffen. "Dabei gehen wir, ohne es sicher beweisen zu können, von der Beteiligung von Nachrichtendiensten anderer Länder aus", so der Innenminister. De Maizière schloss dabei nicht aus, dass ganz Deutschland durch einen Angriff aus dem Internet lahmgelegt werden könnte. So etwas ist in Estland bereits passiert, wo Banken, Ministerien und Sicherheitsbehörden tagelang nicht arbeitsfähig waren. "Völlig ausschließen lässt sich so etwas nie", sagte der Minister.

Stuxnet war der Warnschuss

Im Sommer hatte der Computerwurm Stuxnet die Regierungen aufgeschreckt, der Teile des iranischen Atomprogramms beschädigte. Sicherheitsexperten sehen das als Warnschuss. Es gilt mittlerweile als sicher, dass ein Programm wie Stuxnet nur mithilfe von Geheimdiensten entwickelt werden konnte. Laut aktueller Schätzungen liegt der von Nachrichtendiensten und Kriminellen verursachte Schaden durch virtuelle Sabotage weltweit bei 1 000 Milliarden Dollar pro Jahr.

Die Bundesregierung will noch im Februar über eine neue Strategie zur sogenannten Cyber-Sicherheit beraten. Der Innenminister plant zum Schutz vor solchen Angriffen ein Nationales Cyber-Abwehrzentrum, in dem unter der Federführung des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) weitere Organe wie der Verfassungsschutz, das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe sowie Vertreter von Schlüsselbereichen, in denen das Internet funktionieren muss, etwa Zuständige für die Sicherheit des Zahlungsverkehrs tätig werden sollen.

Bundeskanzlerin Merkel räumte allerdings ein, dass die Staaten auf die neuen Bedrohungen derzeit noch keine ausreichenden Antworten hätten. Zwar würden etwa 30 Organisationen, darunter auch die Nato, mit dem Thema Netzsicherheit beschäftigen, klar definierte Regeln für eine freie und friedliche Nutzung des Internet, seien aber nicht absehbar. Zum einen bestünden Zweifel daran, was ein solches Abkommen wert sei, wenn China sich verweigern würde. Ein anderes Hindernis sei auf EU-Ebene sei die zersplitterten Zuständigkeiten.